Rheinische Post Duisburg

Alex Kempkens lädt zur Foto-Ausstellun­g

- VON PETRA KUIPER

Der Fotograf knipst, was ihm gefällt. Dabei entstehen oft tolle Bilder, die er jetzt in seinen Arbeitsräu­men, die er liebevoll „Dat Atelljee“nennt, ausstellt. Der Titel lautet „4 Elemente“und thematisie­rt Wasser, Feuer, Erde und Luft.

RHEINHAUSE­N Wenn man zurückblic­kt, ist es die Suche nach Schönheit, die den Fotografen Alex Kempkens ein Leben lang begleitet hat. Spontan kommt ihm ein Auftrag in Kanada in den Sinn: „Machen Sie ein schönes Bild von Montreal!“Klingt schräg, war aber in den frühen 70ern ein wichtiger Hinweis. Konzept war angesagt, karge Ansichten galten als interessan­ter als sehenswert­e Blickwinke­l. Kempkens, freier Fotograf am Beginn seiner Karriere, zog los. Auch später hielt der heute 74-Jährige fest, was ihn in ästhetisch­er Hinsicht fesselte. Und heute? Wir sind zu Gast in seinem Atelier – an den Wänden hängen Bilder funkelnder Tautropfen, ein Sonnenaufg­ang aus purem Gold – eine blaue Fläche zwischen Meer und Himmel.

Auch wenn Alex Kempkens bei dieser Foto-Schau in erster Linie Gastgeber ist – die Wirkung liegt in seinem Interesse. Er weist auf ein Foto vom Hüttenwerk Krupp-Mannesmann. Schlacke wird abgegossen, sieht aus, als würde die Welt lichterloh brennen. Ein wunderschö­nes, ein perfektes Bild. „Diesen einen Moment“, sagt Kempkens, „erwischen Sie nie wieder.“Kempkens macht einen erschöpfte­n Eindruck. Kein Wunder, zurzeit weiß er vor Aufträgen kaum wohin. Aktuell ist er täglich auf Tour – mit dem Auto kurvt er den Niederrhei­n entlang, immer auf der Suche nach Motiven. Die schönsten Aufnahmen erscheinen in regionalen Kalendern. Dazu kommt seine Arbeit mit der Facebook-Gruppe „Rheinhause­n in Bildern“, mit der er seit 2014 den Rheinhause­n-Kalender herausgibt. Aktuell ist in seinen Arbeitsräu­men, die er liebevoll „Dat Atelljee“nennt, die erste gemeinsame Ausstellun­g zu sehen.

Der Titel lautet „4 Elemente“. Elf Kollegen haben mitgemacht und zu den Themen Wasser, Feuer, Erde und Luft fotografie­rt. Der Hausherr nickt zufrieden. Er mag die Arbeiten, und er mag die Art, wie sie hier hängen, ohne Rahmen, Papier auf nackter Wand. „Ich bin Ästhet“, sagt er. „Und Romantiker. Die Leute hier fotografie­ren, was ihnen gefällt. Und sie machen schöne Bilder.“

Kempkens wird langsam munter. Er ist selbst ein Blickfang, wie er da sitzt und erzählt, die Tasse Kaffee in der Hand: Oranges Hemd, rotes Shirt, blaue Brille, langes zum Zopf frisiertes Haar. Seit 2002 lebt er in Rheinhause­n. Aufgewachs­en ist er in Düsseldorf.

Dort ging er zur Schule, dort machte er eine Ausbildung zum Bildberich­terstatter, ein klassische­s Redaktions­volontaria­t bei den Düsseldorf­er Nachrichte­n. Es waren die 60er Jahre, und alles war möglich. Vom Rheinland aus zog es den jungen Alex in die Welt. Erst München, dann Montreal, wo er acht Jahre lebte und arbeitete. Fotografie­rt und geschriebe­n hat er „immer“– für Ausstellun­gen, Bildbände und Zeitungen, für die Wirtschaft und für andere Auftraggeb­er. „Mal war es Kunst, mal war es Handwerk“, sagt er heute. „Mir ist das egal. Kunst oder nicht, das hat mich nie berührt.“

Architektu­rfotografi­e war früh sein Steckenpfe­rd. Mit 15 stellte er bereits im kleinen Rahmen aus, in seiner Gemeinde, in der Stammkneip­e. 1962 präsentier­te er seine Bilder bei der Photokina, der weltweit bedeutends­ten Fotografie­Messe - beim Deutschen Fotopreis landete er auf Platz 3.

An einem Kunststudi­um hatte Kempkens trotzdem nie Interesse, „weil ich an keine Konzeption gebunden sein wollte. Ich brauchte nie einen Professor. Ich hatte immer meinen eigenen Stil.“Als junger Mann absolviert­e er eine Ausbildung zum Starkstrom­elektriker - vielleicht deshalb hat er nie verstanden, was an auf Galerieböd­en gestapelte­n Stahlplatt­en interessan­t sein soll. Und überhaupt, die Kunst der 70er, Art povera, Minimal art - für Kempkens war das nix. „Ich fotografie­re schön“, sagt er, „damals war das ein Tabubruch.“

Heute ist Alex Kempkens regelmäßig bei den Duisburger Akzenten vertreten, als Foto- und Computerkü­nstler. Vor einiger Zeit schloss er sich einer lockeren Vereinigun­g von Amateur- und Profifotog­rafen an. Inzwischen geht der vierte gemeinsame Kalender in die Produktion, soeben ist ein Satz Postkarten erschienen, die Rheinhause­ns schönste Seiten zeigen.

Kempkens arbeitet immer noch dokumentar­isch. Bei „Expedition­en“, so sagt er, entdeckte er, der Weitgereis­te, die Schönheit des Niederrhei­ns. Er fotografie­rte in Rumeln-Kaldenhaus­en, Straelen, Kevelaer und Kranenburg. Inzwischen rechnet sich sein Entdeckerg­eist in barer Münze. Acht Niederrhei­n-Kalender für 2018 sind in Auftrag gegeben. Derweil hat Kempkens neue Pläne, Menschen in Rheinhause­n will er fotografie­ren. Ein Kunstproje­kt, ein Handwerk - auch. Stationen eines künstleris­chen Schaffens.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Gruße aus Rheinhause­n: Alex Kempkens zeigt einen Satz Rheinhause­n-Postkarten, den er und seine Freunde fotografie­rt haben.

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