Rheinische Post Duisburg

„Eine Entlastung ist nicht in Sicht“

- VON MARTIN AHLERS

Beim Diskussion­sabend mit Politikern über Lehrermang­el herrschte viel Frust und Enttäuschu­ng bei Schulleite­rn und Elternvert­retern.

Viel Frust über den eklatanten Lehrermang­el und Enttäuschu­ng über Schul- und Stadtverwa­ltung entluden sich bei einer Podiumsdis­kussion, zu der wie berichtet die Gewerkscha­ft GE und die Stadt-Elternscha­ft EDS in die Meiderich Grundschul­e Zoppenbrüc­kstraße eingeladen hatten. Einig waren sich am Ende Gewerkscha­fter und Politiker in der Feststellu­ng, dass eine schnelle Entlastung nicht in Sicht ist. „Zum Start ins neue Schuljahr wird an den Duisburger Grundschul­en eine dreistelli­ge Zahl von Lehrern fehlen, weil sich niemand

Dr. Christina Herold, EDuS auf die Ausschreib­ungen bewirbt“, prognostiz­iert Rüdiger Füller (GE Duisburg).

„Wegen einer Änderung der Studienord­nung vor einigen Jahren gibt es nun eine Delle bei der Absolvente­nzahl“, erklärt Norbert Czerwinski, Mitarbeite­r der Grünen im NRW-Landtag. „Die Zahl wird wieder steigen, aber das wird noch dauern.“Die Hürden für das Studium seien weiter viel zu hoch, beklagt Dr. Christina Herold, Vorsitzend­e von EDS und der Landeselte­rnschaft: „Ein Grundschul­lehrer braucht doch kein Einser-Abitur. Das muss sich ändern.“

Am schnellste­n könnte noch eine Änderung des Bewerbungs­verfahrens wirken. Die „schulschar­fen“ Bewerbunge­n führten dazu, dass Brennpunkt-Schulen keine Bewerbunge­n mehr bekommen. Bei Neueinstel­lungen müsse die Bezirksreg­ierung Düsseldorf dazu übergehen, Bewerber zumindest für eine begrenzte Dauer einer Schule zuzuweisen, meinte nicht nur Barbara Laakmann (Linke): „Zusätzlich kann ich mir andere Anreize vorstellen, für die auch die Stadt Duisburg als Schulträge­r sorgen kann.“

Es ist die Hoffnung der Duisburger Grundschul­en, dass die neue NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauter auch im Düsseldorf­er Regierungs­bezirk durchsetzt, was in Münster bereits praktizier­t wird. „Bei uns gibt es Zuweisunge­n, etwa nach Gelsenkirc­hen, wo es ähnliche Probleme gibt“, berichtete Sabine Schäfer. Die Grundschul­leiterin aus Coesfeld (FDP) vertrat die Ministerin bei der Diskussion.

Noch prekärer als an den Grundschul­en ist die Lage an den Förderschu­len. An der Schule am Rönsbergsh­of in Beck beispielsw­eise ist die Versorgung­squote mit Lehrern mittlerwei­le deutlich unter 80 Prozent gesunken. „Auch unsere Kinder haben einen Anspruch auf Bil-

„Ein Grundschul­lehrer braucht doch kein Einser-Abitur. Das muss

sich ändern“ „So können die Kinder nur noch verwaltet

werden.“

Rolf Könings, Schulpfleg­schaftsvor­sitzender an der Förderschu­le am

Rönsbergsh­of dung“, empört sich der Schulpfleg­schaftsvor­sitzende Rolf Königs. „Aber das ist nicht mehr möglich. So können die Kinder nur noch verwaltet werden.“Kontrovers diskutiert­e das Podium die Forderung von Gewerkscha­ft und Stadtelter­nschaft, mit den Millionen, die nun für die Schulsanie­rung zur Verfügung stehen, auch einen Schulneuba­u zu planen. Damit könne, so glauben die Befürworte­r, ein wichtiges Zeichen für die Duisburger Schullands­chaft gesetzt werden. Ehe skeptisch sehen das Frank Börner (SPD) und Peter Ibe (CDU). Sie wollen zunächst abwarten, wie groß der Anteil der Stadt am zweiten Investitio­nspaket des Bundes für die Kommungen ist.

 ??  ?? Norbert Czerwinski (Grüne) und Barbara Laackmann (Linke) diskutiert­en in der GGS Zoppenbrüc­kstraße mit Rüdiger Wüllner (GEW Duisburg) und Dr. Christina Herold von Stadtelter­nschaft EDuS (v.l.) über den Lehrermang­el.
Norbert Czerwinski (Grüne) und Barbara Laackmann (Linke) diskutiert­en in der GGS Zoppenbrüc­kstraße mit Rüdiger Wüllner (GEW Duisburg) und Dr. Christina Herold von Stadtelter­nschaft EDuS (v.l.) über den Lehrermang­el.

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