Wertvoller Fund in Krefeld
In Linn findet derzeit eine der größten archäologischen Grabungen statt.
KREFELD-LINN (RPN) Eine der größten archäologischen Grabungen in Nordrhein-Westfalen findet zurzeit in Krefeld statt. Stadtarchäologe Dr. Hans-Peter Schletter und sein Team aus Archäologen, Grabungstechnikern und Studierenden untersuchen eine Fläche von 3,7 Hektar im römisch-fränkischen Gräberfeld und in der römischen Siedlung Gelduba, aus der sich später die frühen Sermer Siedler bedienten.
Zur Überraschung der Archäologen des Museums Burg Linn entdeckten sie in einem Bereich des Gräberfelds früheisenzeitliche Grabhügel und Urnengräber (circa 800 bis 450 vor Christus). „Damit haben wir nicht gerechnet“, sagt Dr. Jennifer Morscheiser, Leiterin des Museums Burg Linn.
Das römisch-fränkische Gräberfeld in Krefeld ist das größte erforschte seiner Art in Europa und in der Wissenschaft für seine außergewöhnlichen Funde aus über 6500 Gräbern bekannt. Die nun freigelegten früheisenzeitlichen Gräber belegen, dass das Gebiet schon deutlich vor den Römern für Beisetzungen genutzt wurde. In dem Fundbereich der Urnengräber fanden die Archäologen unweit einer ehemaligen Römerstraße Hinweise auf römi- sche Pfostenhäuser. Zudem entdeckte das Team dort weitere Nachweise für die Bataverschlacht in Krefeld. Die aktuelle Entdeckung von Befestigungsgräben und vier Pferdeskeletten untermauern die bisherigen Funde.
In einem zweiten Grabungsabschnitt hat das Team inzwischen zahlreiche Spuren des nördlichen Vicus freigelegt. Als Vicus wird eine kleinere römische Zivilsiedlung bezeichnet, die an ein römisches Militärlager angeschlossen war. Dort ließen sich etwa Händler, Handwerker oder Gastwirte nieder. In Krefeld-Gellep sind zwei dieser Vici bekannt: Einer südlich des Lagers und einer im Norden des Militärlagers.
Im weiteren Verlauf der Ausgrabung hoffen die Archäologen, ebenfalls Erkenntnisse zur frühesten römischen Siedlung des ersten Jahrhunderts und zu einer noch älteren vorrömischen Besiedlung an dieser Stelle im ersten Jahrhundert vor Christus zu gewinnen. Bis zum Jahresende haben sie Zeit, ihre Untersuchungen fortzuführen.