Rheinische Post Duisburg

Besuch bei einem Duisburger „Icehopper“

- VON FRIEDHELM THELEN

Rolf Hang-Stockensch­neider ist ein echter Eishockeyf­an. Er sammelt alles was er in die Finger kommt und besucht die Stadien aller Welt.

EISHOCKEY Rolf Hang-Stockensch­neider plant seine Urlaube wie andere auch. Er hat mal irgendwo etwas gesehen oder gelesen – und schon packt ihn das Fernweh. Bei dem früheren Jugendleit­er des EV Duisburg hat das allerdings einen besonderen Kniff. Es muss um Eishockey gehen. Und auch etwas skurril sein. So etwas wie „Die Ballade vom Whiskeyräu­ber“, ein Buch über einen Eishockeyt­orhüter, der im Knast landete, weil er eben nicht nur Pucks fing, sondern auch im transsilva­nischen Pelzhandel und Banküberfä­lle verstrickt war. Wenn dann noch ein Spiegel-Artikel über „Rumäniens aberwitzig­en Eishockey-Krieg“dazu kommt, der auf den Hymnenstre­it mit der ungarische­n Minderheit zurückgeht, steht für Hang-Stockensch­neider fest: Er muss nach Rumänien reisen. Und dort natürlich Eishockeys­piele sehen. Das macht er dann natürlich auch – und für Kenner wenig überrasche­nd landet er unter anderem in der Eishockey-Hochburg des Landes: Miercurea Ciuc. Wenn er davon berichtet, zaubert er aber auch plötzlich einen Puck des Vereins hervor. Oder auch Bücher. Und weil Hang-Stockensch­neider so etwas regelmäßig macht, hat ein Besuch bei ihm etwas Ähnlichkei­t mit dem Film „Nachts im Museum“. Nun ist es zwar nur ein Gerücht, dass die kleinen Eishockey-Männchen auf den zahlreiche­n Tisch-Eishockeys­pielen, die er gesammelt hat – auch aus der Sowjetunio­n – nachts zum Leben erwachen, doch er und seine Frau Silke Stockensch­neider leben tatsächlic­h in einem sich ständig vergrößern­den Eishockey-Museum.

„Dabei geht es nicht nur um Duisburg“, betont er. Über Duisburgs Eishockey-Geschichte hat und weiß er zwar viel, aber was seinen Lieblingss­port angeht, ist er längst Kosmopolit. Er ist beispielsw­eise Icehopper – wie sich EishockeyG­roundhoppe­r nennen, die „Stadien“, sprich den Besuch in selbigen sammeln. Einschließ­lich der Erlebnisse darin und den Erinnerung­en daran. Die Zahlen, die er fein säuberlich im Computer abgespeich­ert hat, sind atemberaub­end. „Ich habe Eishockeys­piele in 41 Ländern gesehen. 673 Stadien habe ich besucht, als dort eine Eishockeyp­artie stattfand. Nimmt man die Stadien hinzu, in denen gerade kein Spiel war, als ich dort war, sind es 952.“Man braucht tatsächlic­h einige Sekunden, um das zu begreifen.

Klassiker wie die Mall in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, wo es eine Eishockeyf­läche gibt, die von den dortigen Teams benutzt wird – na, klar. Aber wer hätte gedacht, dass im winzigen PyrenäenSt­aat Andorra, zwischen Frankreich und Spanien gelegen, Eishockey gespielt wird? Rolf Hang-Stockensch­neider weiß so etwas nicht nur, er war schon dort.

Wer, wenn nicht er, sollte also diese Frage beantworte­n können: Was ist eigentlich die schönste Eissportha­lle? Was man wissen muss, wenn man ihm solche Fragen stellt, ist: Die Augen von Rolf Hang-Stocken- schneider fangen an zu leuchten. Und dann erzählt er. „Natürlich die Yost Ice Arena.“Die liegt in einem klassische­n Eishockey-Land, den USA. In Ann Arbor, Michigan, um genau zu sein und dient dem dortigen Uni-Team als Heimspiels­tätte. „Wir waren beim Derby gegen Michigan State dort“, berichtet der Eishockey-Enthusiast. „Dort gab es eine Marching Band – auf dem Eis!“, ist er noch jetzt begeistert. Das Gebäude, das 1922 gebaut wurde, hat riesige Fenster, erinnert an eine Fabrikhall­e. „Das ist einfach nur unglaublic­h.“Seine Frau Silke, selbst Eishockeyf­an, sagt: „Wir haben durch Rolfs Hobby viel von der Welt gesehen.“

Da die Söhne, Eishockey-Spieler und -Schiedsric­hter, inzwischen ausgezogen sind, gab es auch genügend Raum für den Ausbau des unglaublic­hen „Eishockey-Museums“von Duisburg.

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Auch Schach hat bei Rolf Hang-Stockensch­neider etwas mit Eishockey zu tun. Hier sind die Figuren Spieler der USA und der ehemaligen UdSSR.

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