Betrug durch „Handwerker“in Duisburg
Türgeschäfte, überteuerte Rechnungen und unnötige Reparaturen – unseriöse Betriebe kennen verschiedene Maschen, mit denen sie ihre Kunden um viel Geld betrügen können.
Als die drei Handwerker an ihrer Haustür klingeln, ahnt die Buchholzerin nichts Böses. Die Dachdecker erzählen der Frau, dass sie gerade an einem Nachbarhaus arbeiten und ihr Chef sie gebeten habe, sich in der Mittagspause einmal die umliegenden Dächer anzuschauen. Dabei sei ihnen aufgefallen, dass auf dem Dach ihrer Immobilie einige Ziegel locker seien. Um Schlimmeres zu verhindern, bieten sie ihr an, den Schaden zu einem Festpreis von 20 Euro zu beheben, schließlich seien sie ja schon in der Gegend.
Die Männer seien freundlich aufgetreten und hätten alles schriftlich festgehalten, berichtet die Tochter der Betroffenen.
Doch der „Festpreis“machte die Frau wegen der geringen Höhe stutzig und sie weigerte sich letztlich, den Auftrag zu unterschreiben. Als ihre Tochter sich später bei der zuständigen Innung in Köln über die Firma informierte, erfuhr sie, dass diese dort bereits für unseriöse Haustürgeschäfte bekannt ist. Das Unternehmen hat vor kurzem einen zweiten Firmensitz in Essen eröffnet, möglicherweise, um nun auch im Ruhrgebiet mit solchen Haustürgeschäften landen zu können.
Dass es bei dem Festpreis von 20 Euro geblieben wäre, ist eher unwahrscheinlich. Nach Abschluss der Arbeiten wären der Buchholzerin vermutlich einige Hundert abgeknöpft worden.
„Man weiß nie, was für Firmen das sind“, berichtet Rechtsanwalt Stefan Piel, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Duisburg. „Die versuchen, die Unwissenheit der Leute auszunutzen und sie zu überrumpeln.“Nicht alle Handwerker, die Türgeschäfte machen, seinen unseriös, sagt er. Dennoch empfiehlt er, sich im Zweifel für den „Handwerker um die Ecke“zu entscheiden. „Er hat schließlich einen Ruf zu verlieren und lebt davon, dass seine Kunden ihn weiterempfehlen“, sagt Piel.
Haben Betroffene einmal einen Vertrag unterschrieben, könnten sie sich kaum noch gegen überteuerte Preise wehren. Weicht der geforderte Betrag aber erheblich von regulären Preisen ab, so könnten Betroffe- ne die Firma wegen Wucher anzeigen. Der Rechtsanwalt rät grundsätzlich dazu, zuerst Preise zu vergleichen und niemals einen Vertrag an der Haustür abzuschließen. „Es ist wirklich schade, dass diese negativen Erfahrungen auch auf seriöse Handwerker zurückfallen“, sagt er. Doch nicht nur bei Dachdeckern, sondern auch in anderen Gewerben gebe es solche unseriösen Vorgehensweisen. „Bei Schlüsseldiensten hö- ren wir von besonders vielen Fällen“, berichtet Marina Steiner, Leiterin der Beratungsstelle Duisburg der Verbraucherzentrale NRW. „Der Verbraucher ist in Not, steht vor seiner verschlossenen Tür und sucht dann meistens im Internet einen Schlüsseldienst.“
Doch auch wenn es im Internet so aussieht, die Firmen seien meistens keine lokalen Unternehmen und berechneten lange Anfahrtszeiten. „Eigentlich dau- ert es zwei Minuten, eine zugefallene Tür zu öffnen, aber unseriöse Schlosser machen dabei mehr kaputt als erforderlich“, erzählt Marina Steiner.
Dafür fällt dann meist mehr als der vereinbarte Preis an, teilweise bis zu 600 Euro für eine einfache Türöffnung. Weigern sich die Kunden, diesen Preis zu bezahlen, würden sie massiv unter Druck gesetzt, so Steiner. „Die Handwerker haben meistens ein EC-Kartengerät dabei oder fahren mit den Kunden zum nächsten Geldautomaten, um ihr Geld sofort zu bekommen“, berichtet die Verbraucherexpertin. Vielen Kunden fehle dann der Mut, sich alleine gegen die überteuerte Rech- nung zu wehren. Daher empfiehlt sie, sich schon im Vorfeld einen lokalen Schlosser für den Notfall auszusuchen. Sollte doch einmal eine überteuerte Forderung folgen, so rät sie den Kunden, sich Hilfe zu holen – bei Nachbarn und im Notfall bei der Polizei. „Auf jeden Fall sollten Kunden den Stundenzettel nicht unterschreiben, sondern auf eine vollständige Rechnung bestehen“, rät sie. Auch bei Rohrreinigungen gibt es häufig Probleme. „Wir nennen diese Leute Kanal-Haie. Sie klingeln an der Haustür und sagen, dass es neue gesetzliche Bestimmungen gebe. Die Renovierungen gehen dann richtig ins Geld“, warnt Steiner vor solchen Betrügern.