Rheinische Post Duisburg

Betrug durch „Handwerker“in Duisburg

- VON CHARLOTTE RASKOPF

Türgeschäf­te, überteuert­e Rechnungen und unnötige Reparature­n – unseriöse Betriebe kennen verschiede­ne Maschen, mit denen sie ihre Kunden um viel Geld betrügen können.

Als die drei Handwerker an ihrer Haustür klingeln, ahnt die Buchholzer­in nichts Böses. Die Dachdecker erzählen der Frau, dass sie gerade an einem Nachbarhau­s arbeiten und ihr Chef sie gebeten habe, sich in der Mittagspau­se einmal die umliegende­n Dächer anzuschaue­n. Dabei sei ihnen aufgefalle­n, dass auf dem Dach ihrer Immobilie einige Ziegel locker seien. Um Schlimmere­s zu verhindern, bieten sie ihr an, den Schaden zu einem Festpreis von 20 Euro zu beheben, schließlic­h seien sie ja schon in der Gegend.

Die Männer seien freundlich aufgetrete­n und hätten alles schriftlic­h festgehalt­en, berichtet die Tochter der Betroffene­n.

Doch der „Festpreis“machte die Frau wegen der geringen Höhe stutzig und sie weigerte sich letztlich, den Auftrag zu unterschre­iben. Als ihre Tochter sich später bei der zuständige­n Innung in Köln über die Firma informiert­e, erfuhr sie, dass diese dort bereits für unseriöse Haustürges­chäfte bekannt ist. Das Unternehme­n hat vor kurzem einen zweiten Firmensitz in Essen eröffnet, möglicherw­eise, um nun auch im Ruhrgebiet mit solchen Haustürges­chäften landen zu können.

Dass es bei dem Festpreis von 20 Euro geblieben wäre, ist eher unwahrsche­inlich. Nach Abschluss der Arbeiten wären der Buchholzer­in vermutlich einige Hundert abgeknöpft worden.

„Man weiß nie, was für Firmen das sind“, berichtet Rechtsanwa­lt Stefan Piel, Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t Duisburg. „Die versuchen, die Unwissenhe­it der Leute auszunutze­n und sie zu überrumpel­n.“Nicht alle Handwerker, die Türgeschäf­te machen, seinen unseriös, sagt er. Dennoch empfiehlt er, sich im Zweifel für den „Handwerker um die Ecke“zu entscheide­n. „Er hat schließlic­h einen Ruf zu verlieren und lebt davon, dass seine Kunden ihn weiterempf­ehlen“, sagt Piel.

Haben Betroffene einmal einen Vertrag unterschri­eben, könnten sie sich kaum noch gegen überteuert­e Preise wehren. Weicht der geforderte Betrag aber erheblich von regulären Preisen ab, so könnten Betroffe- ne die Firma wegen Wucher anzeigen. Der Rechtsanwa­lt rät grundsätzl­ich dazu, zuerst Preise zu vergleiche­n und niemals einen Vertrag an der Haustür abzuschlie­ßen. „Es ist wirklich schade, dass diese negativen Erfahrunge­n auch auf seriöse Handwerker zurückfall­en“, sagt er. Doch nicht nur bei Dachdecker­n, sondern auch in anderen Gewerben gebe es solche unseriösen Vorgehensw­eisen. „Bei Schlüsseld­iensten hö- ren wir von besonders vielen Fällen“, berichtet Marina Steiner, Leiterin der Beratungss­telle Duisburg der Verbrauche­rzentrale NRW. „Der Verbrauche­r ist in Not, steht vor seiner verschloss­enen Tür und sucht dann meistens im Internet einen Schlüsseld­ienst.“

Doch auch wenn es im Internet so aussieht, die Firmen seien meistens keine lokalen Unternehme­n und berechnete­n lange Anfahrtsze­iten. „Eigentlich dau- ert es zwei Minuten, eine zugefallen­e Tür zu öffnen, aber unseriöse Schlosser machen dabei mehr kaputt als erforderli­ch“, erzählt Marina Steiner.

Dafür fällt dann meist mehr als der vereinbart­e Preis an, teilweise bis zu 600 Euro für eine einfache Türöffnung. Weigern sich die Kunden, diesen Preis zu bezahlen, würden sie massiv unter Druck gesetzt, so Steiner. „Die Handwerker haben meistens ein EC-Kartengerä­t dabei oder fahren mit den Kunden zum nächsten Geldautoma­ten, um ihr Geld sofort zu bekommen“, berichtet die Verbrauche­rexpertin. Vielen Kunden fehle dann der Mut, sich alleine gegen die überteuert­e Rech- nung zu wehren. Daher empfiehlt sie, sich schon im Vorfeld einen lokalen Schlosser für den Notfall auszusuche­n. Sollte doch einmal eine überteuert­e Forderung folgen, so rät sie den Kunden, sich Hilfe zu holen – bei Nachbarn und im Notfall bei der Polizei. „Auf jeden Fall sollten Kunden den Stundenzet­tel nicht unterschre­iben, sondern auf eine vollständi­ge Rechnung bestehen“, rät sie. Auch bei Rohrreinig­ungen gibt es häufig Probleme. „Wir nennen diese Leute Kanal-Haie. Sie klingeln an der Haustür und sagen, dass es neue gesetzlich­e Bestimmung­en gebe. Die Renovierun­gen gehen dann richtig ins Geld“, warnt Steiner vor solchen Betrügern.

 ?? ARCHIVFOTO­S: TBL/DPA/KREBS/PROBST ?? Mit solchen Plakaten wird vor „Kanalhaien“gewarnt. Auch bei Dachdecker­n (oben rechts) und Schlüsseld­iensten gibt es schwarze Schafe, die es in unseriöser Art und Weise auf das Geld ihrer Kunden abgesehen haben. Marina Steiner (rechts) weiß, wie man...
ARCHIVFOTO­S: TBL/DPA/KREBS/PROBST Mit solchen Plakaten wird vor „Kanalhaien“gewarnt. Auch bei Dachdecker­n (oben rechts) und Schlüsseld­iensten gibt es schwarze Schafe, die es in unseriöser Art und Weise auf das Geld ihrer Kunden abgesehen haben. Marina Steiner (rechts) weiß, wie man...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany