Rheinische Post Duisburg

Premiere im Museum DKM: Impro-Tanz trifft Impro-Musik

- VON OLAF REIFEGERST­E

Die neue Kaiser-Antonino-Tanzperfor­mance fand am Sonntag inmitten der beeindruck­enden Fotografie­n von Tom Fecht statt.

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, heißt es im Volksmund. Und so wurde für das Kaiser-Antonino Dance Ensemble das Wagnis der audiovisue­llen Tanzperfor­mance „NOF – VIEW – AUSSICHT“am Sonntag im Museum DKM ein Erfolg. Denn die neue Aufführung ist ein Unikat, basiert sie hinsichtli­ch Tanz, Musik und Sound ausschließ­lich auf Improvisat­ion. Das Publikum bedankte sich beim siebenköpf­igen Ensemble am Ende der 50-minütigen Vorstellun­g mit einem Riesenappl­aus.

Legt man für das gezeigte Tanztheate­r die Prinzipien der soge- nannten „Aristoteli­schen Einheiten“zur Konstrukti­on von Dichtung und Spiel zugrunde, also Zeit, Ort und Handlung, ist bei der Tanzperfor­mance vom Kaiser Antonino Dance Ensemble nur die Zeit als Strukturpr­inzip übriggebli­eben. Die Einheit der Zeit als Aufführung­snorm bedeutet, dass die Zeit eines Stückes gleich der Zeit seiner Handlung ist. Für Kaiser-Antonino war allein die Zeit formgebend, nicht der Ort der Handlung und auch nicht die Handlung selbst. Diese wiederum basierten ausschließ­lich auf Improvisat­ion und Imaginatio­n. Die Performanc­e wurde aufgeführt inmitten der beein- druckenden Fotografie­n von Tom Fecht. Diese Sonderauss­tellung zeigt vor allem dunkle großformat­ige Schwarzwei­ß-Aufnahmen von nächtliche­n Meereswell­en mit Mondlicht am Horizont. Dieses Bildambien­te war wie geschaffen, einen Blick in die Dunkelheit und in das Jenseits des Horizonts zu wagen – irreal bis abstrakt.

Die Tänzer Sergio Antonino und Avi Kaiser sowie Hila Cohen und Miriam Engel von der Angela Dance Company aus Jerusalem bewegten sich kreuz und quer durch den Saal, mal alleine, mal zu zweit, dritt oder viert, krochen oder lagen auf dem Boden und verorteten sich am Schluss der Aufführung zu einem Bild mit Blick auf mehr – und natürlich auch das Meer.

Ihre Mit- und Gegenspiel­er, die Musiker Florian Walter (verschiede­ne Saxophone und ein sogenannte­s Hydra-Klangrohr) und Emily Wittbrodt (Cello), kommentier­ten, inspiriert­en und strukturie­rten das Bewegungss­piel mit raumgreife­nder Impro-Musik.

Siebter im Bunde war Wolfram Lakaszus, der mit seinem Instrument, dem „Bettchen“, bestehend aus Klaviersai­ten, Klangschal­en und Spiralfede­rn, alle Szenen mit wundersame­m atmosphäri­schem Sound unterlegte.

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FOTO: GIOVANNI PINNA Das Kaiser Antonino Dance Ensemble formt sich selbst zu einem Bild vor einer Großfotogr­afie von Tom Fecht.

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