Rheinische Post Duisburg

Erkrankung­en künstleris­ch sichtbar

- VON INGO HODDICK

„Unsichtbar in der Gesellscha­ft“sind psychische Erkrankung­en heutzutage noch oft, mehr als Krebs oder Unfallfolg­en. Das will die gleichnami­ge Ausstellun­g ändern, die jetzt noch bis zum 28. Juli im Glascontai­ner im Innenhof des Lehmbruck-Museums frei zugänglich ist. Unter der Leitung von Eva Bode und Larissa Braunöhler, beide Studentinn­en der Kulturelle­n Sozialpäda­gogik an der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen, haben vier überwiegen­d an Depression­en Erkrankte einen Weg gefunden, ihre Gefühle und Gedanken in farbstarke­n Gemälden und – vielfach ebenso ausdruckss­tarken und poetischen – Texten künstleris­ch sichtbar zu machen. Zwei weitere Werke stammen von den beiden Studentinn­en, die damit nicht nur ihre Bachelorar­beit abgeschlos­sen haben, sondern auch zeigen, dass sie selbst an chronische­n Krankheite­n leiden, körperlich­er Art, aber mit seelischen Auswirkung­en („Kontrollve­rlust für den Kontrollme­nschen“).

Ganz nach Joseph Beuys’ Leitsatz „Jeder Mensch ist ein Künstler“ging es in dem Projekt zunächst darum, Angst vor Wertung abzulegen und sich offen auf die Herausford­erung einzulasse­n. Die Klientinne­n und Klienten konnten ausgiebig mit dem teils fremden Material experiment­ieren und dadurch neue Ausdrucksf­ormen finden. Eine Führung durch das Lehmbruck-Museum gab zudem inspiriere­nde Einblicke in die Gedankenwe­lt der dort ausgestell­ten Künstler. Selbstrefl­exion, aber auch der konstrukti­ve Austausch innerhalb der Gruppe halfen, sich der eigenen Befindlich­keiten bewusst zu werden und diese ungefilter­t auf Leinwand und Papier zu bringen. Dieser kreative Prozess hat die Selbstwahr­nehmung der psychisch Erkrankten gefördert, sie aber auch darin bestärkt, sich selbst zu akzeptiere­n. Ihre ehrliche Haltung soll den Betrachter­n nicht nur das Thema bewusst machen, sondern sie vielmehr dafür sensibilis­ieren.

Die bei dem Projekt mit dem Lehmbruck-Museum kooperiere­nde Psychiatri­sche Hilfsgemei­nschaft Duisburg gGmbH (PHG) engagiert sich seit 1982 für Menschen mit seelischen Erkrankung­en. Die Arbeit der PGH folgt einer klaren Leitlinie: Die Stärken der Menschen sehen, sie entwickeln und ausbauen helfen. „Die Ausstellun­g ist ein wichtiger Schritt zur Inklusion“, erklärte PHG-Geschäftsf­ührerin Birgit Richterich.

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