Rheinische Post Duisburg

Feuerwehr braucht „Leute aus Huckingen“

- VON KATHARINA DRAUB duisburg@rheinische-post.de 0203 92995-94 RP Duisburg rp-online.de/whatsapp 0203 92995-29

Beim Mitmachtag wollen die Retter eigentlich um Nachwuchs werben. Doch Interesse scheint nicht da zu sein.

HUCKINGEN Ein alter Ford Ka liegt auf der Seite. Drumherum stehen knapp zwanzig Feuerwehrm­änner. Ein paar davon schlagen gekonnt Fenster und Türen ein. Spannende Szenen, die bei der Freiwillig­en Feuerwehr zu beobachten sind. Am Standort im Süden findet ein Mitmachtag statt. Bei realistisc­hen Übungsszen­arien können die Besucher Teil der Mannschaft werden.

Schade, der große Ansturm blieb allerdings aus. Nur ein Interessie­rter war vor Ort. Er ist aber kein Anfänger, denn Marco Piva ist bei den Maltesern tätig. „Ich bin aus Interesse hier und finde den Austausch von Kontakten wichtig“, sagt er. „Die Jungs kenne ich teilweise von Einsätzen.“Einer von ihnen ist Tobias Wissen (27). Seit elf Jahren ist er bei der Freiwillig­en Feuerwehr. Der Masterstud­ent ist enttäuscht vom fehlenden Interesse der Bürger. „Wir haben viel Werbung für heute gemacht“, meint er und ergänzt: „Das Arbeitsleb­en gibt das heute nicht mehr her. Die Arbeitszei­ten werden länger und jeder möchte sein Privatlebe­n haben.“Vergangene­s Jahr gab es 60 Alarmierun­gen für die Truppe. Die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r müssen knapp fünf Minuten nach Alarmierun­g beim Brandort sein. „Schnelles Ausrücken ist wichtig, daher brauchen wir umso mehr Leute aus Huckingen“, betont Tobias Wissen. Aber nicht nur der Bereitscha­ftsdienst schrecke die Menschen ab. „Hinzu kommen die immer mehr werdenden Anfeindung­en bei Einsätzen“, meint der Feuerwehrm­ann. Trotzdem mache es Spaß. Aufgrund der fehlenden Besucher nutzen die Feuerwehrm­änner den Tag selbst für Übungen. Aus einem Auto soll „das stille Mitglied“, eine 75 Kilogramm schwere Dummy-Puppe, herausgeho­lt werden. „Das hier wird eine patienteno­rientierte Rettung, das heißt, die Person soll ohne weitere Schäden aus dem Auto geholt werden.“Zunächst wird das Auto stabilisie­rt. Mit hydraulisc­hen Rettungsge­räten, wie einem Spreizer und einer Schere, wird dann das Auto aufgebroch­en. Auch die Scheiben werden eingeschla­gen, nachdem diese mit Klebeband abgeklebt wurden. „Damit nicht alles zersplitte­rt“, erklärt Tobias Wissen.

Mittendrin ist auch Marco Piva. „Es ist auch für mich interessan­t zu sehen, mit welchen Geräten die Feuerwehr arbeitet“, findet er. „Im Alltag fehlt leider die Zeit für solche intensiven Übungen.“Trotz seiner Erfahrunge­n hat der 33-Jährige einiges gelernt: „Ich habe heute auch eine Personenre­ttung durchgefüh­rt.“Mit Atemschutz und der richtigen Kleidung konnte er nebenan im Keller des Steinhofs erfah- ren, wie eine Rettung bei einem Brand funktionie­rt. „Da merkt man erst, wie anstrengen­d so etwas ist. Das hatte ich mir einfacher vorgestell­t“, gibt er zu.

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FOTO: EICKERSHOF­F Die Freiwillig­e Feuerwehr zeigte ganz realistisc­he und spannende Rettungssz­enen.
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