Rheinische Post Duisburg

Eigentumsw­ohnung für 14.600 Euro

- VON MARTIN KRAMPITZ

In einem der „Weißen Riesen“an der Ottostraße kommen 28 Wohnungen per Zwangsvers­teigerung unter den Hammer. Die Stadt würde das gesamte Haus gerne sprengen, will um Wohnungen aber nicht mitbieten

HOCHHEIDE Wie geht es weiter mit den „Weißen Riesen“in Hochheide? Stand der Dinge: Die Sprengung des ersten Hochhauses FriedrichE­bert-Straße 10-16 mit 320 Wohnungen wurde kürzlich wegen neuer Asbestfund­e auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Offen bleibt auch, wann das zweite städtische Objekt, das Hochhaus Ottostraße 24-30, ebenfalls mit 320 Wohnungen, beseitigt werden soll. Im Falle eines dritten Hochhauses, das angekauft und abgerissen werden soll, geht es momentan auch nicht weiter: Beim „Weißen Riesen“Ottostraße 54-56 mit 160 Wohnungen, der dem Ruhrorter Unternehme­r Heinz Fromberger gehört, streiten sich Eigentümer und Stadt um den Verkaufspr­eis. In einem vierten Hochhaus, Ottostraße 58-64 (320 Wohnungen), gibt es dagegen eine neue Entwicklun­g.

Im so genannten Schwegmann­Hochhaus sollen in den nächsten Monaten Wohnungen zwangsvers­teigert werden. Das zuständige Amtsgerich­t Ruhrort hat dafür 28 Termine angesetzt und öffentlich bekannt gemacht, vom 25. Juli bis zum 29. November. Unter den Hammer kommen dabei Ein- bis ZweiRaum-Wohnungen mit 14.600 Euro sowie Drei- bis Vier-Raum-Wohnungen mit 18.800 Euro Verkehrswe­rt. Alle Wohnungen sollen bisher einem einzigen Eigentümer gehört haben, der in Zahlungssc­hwierigkei­ten geraten ist.

Für die Immobilien im Sanierungs­gebiet Hochheide gilt ein Vor- kaufsrecht für die Stadt Duisburg, nicht aber für die genannten Wohnungen. Hier gilt nur das allgemeine Versteiger­ungsrecht. Das bestätigt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage der Redaktion: „Ein Vorkaufsre­cht zugunsten der Stadt Duisburg ist hier nicht gegeben.“Wie wird sich also die Stadt verhalten? Nimmt sie an den Zwangsvers­teigerunge­n in den kommenden Monaten teil?

„Nein, die Stadt Duisburg beabsichti­gt nicht, sich an der Zwangsvers­teigerung zu beteiligen“, ant- wortet der Sprecher. Warum nicht? „Aktuell treibt die Verwaltung den Abriss sowie die Gestaltung der Flächen der ersten beiden „Weißen Riesen“mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen voran. Zu einem möglichen Erwerb und Abriss des Objekts Ottostraße 58-64 erarbeitet die Verwaltung aktuell gemeinsam mit dem Sanierungs­träger ein Gesamtkonz­ept zum zukünftige­n weiteren Vorgehen.“

Klaus Radny, stellvertr­etender Bürgermeis­ter von Homberg/Ruhr- ort/Baerl, hält diese Entscheidu­ng für falsch: „Wenn Oberbürger­meister Sören Link es ernst meint mit dem Abriss der Hochhäuser, müsste die Stadt Duisburg diese Wohnungen ersteigern.“Beteilige sie sich nicht an den Zwangsvers­teigerunge­n, nähme sie sich alle rechtliche­n Möglichkei­ten für einen späteren Zugriff auf das Schwegmann-Hochhaus Ottostraße 58-64, so Radny. Um diese „weißen Riesen“abreißen zu können, müsse „noch die letzte Wohnung darin erworben werden.“

Die Eigentümer­struktur im Hochhaus Ottostraße 58-64 ist komplizier­ter als im Fall der „weißen Riesen“Friedrich-Ebert-Straße 10-16 und Ottostraße 24-30. Drei Eigentümer­n gehören 30, 50 und 60 Eigentumsw­ohnungen, so die Wohnungsve­rwalterin Beate Schwegmann von der Homberger Firma tb data. Schwegmann, die rund 160 der 320 Wohnungen für andere Eigentümer verwaltet, gehören nach eigenen Angaben Eigentumsw­ohnungen in zweistelli­ger Zahl in dem Haus. Daneben gäbe es auch zahlreiche Eigentümer, denen nur eine einzelne Wohnung gehöre, einige wohnten selbst in dem Haus.

Zwangsvers­teigerunge­n sind laut Beate Schwegmann im „Weißen Riesen“Ottostraße 58-64 nicht ungewöhnli­ch: „Entweder sind die Eigentümer verstorben oder pleite oder eine Zwangsliqu­idation wurde angeordnet.“An den aktuellen Zwangsvers­teigerunge­n will sich die Firma von Beate Schwegmann beteiligen.

Jeder Wohnungsve­rkauf, jeder Kaufvertra­g im Sanierungs­gebiet müsse der Stadtverwa­ltung zur Genehmigun­g vorgelegt werden. Überschrei­te eine Kaufsumme einen festgelegt­en Rahmen, könne das Amt einen Kaufvertra­g auch ablehnen. Vor rund zehn Jahren ließ die Eigentümer­gemeinscha­ft die Immobilie Ottostraße 58-64 für rund 4,5 Millionen Euro sanieren. Unter anderem wurde der Brandschut­z auf den neuesten Stand gebracht...

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FOTO: PICKARTZ Wohnungsbe­sitzerin und Verwalteri­n Beate Schwegmann in ihrem Büro an der Ottostraße 58-64. An den jetzt terminiert­en Zwangsvers­teigerunge­n einiger Wohnungen in dem Haus möchte sie sich mit ihrer Firma beteiligen.

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