Rheinische Post Duisburg

Händler: Einbußen durch Baustelle

- VON MARIUS FUHRMANN

Die Kanalbauar­beiten auf der Mündelheim­er Straße bescheren den Geschäften bis zu 40 Prozent weniger Umsatz. Immerhin: Bis jetzt hält der Zeitplan. Anderthalb Jahre müssen die Läden noch durchhalte­n.

HUCKINGEN Gegen Sommerloch-bedingte Freizeit während der Arbeit hat Jessica Steinnökel nichts, wohl aber gegen das Sommerloch direkt vor ihrem Blumenlade­n an der Mündelheim­er Straße. Seit dort im Januar eine Baustelle eingericht­et wurde, hat die Inhaberin des Floristikf­achgeschäf­ts La Fleur Umsatzeinb­ußen von bis zu 40 Prozent zu beklagen. Die Anzahl der Kunden sei deutlich zurückgega­ngen.

„Ich habe zwei Angestellt­e, die kann ich seit Anfang Juli nur noch halbtags beschäftig­en. Die nehmen das inkauf, weil sie gerne hier arbeiten, aber insgesamt geht es um die Existenz“, sagt Steinnökel.

„Am ersten Tag kam wirklich niemand in den Laden. Danach hatten sich die Leute ein wenig dran gewöhnt, seitdem kommen pro Tag rund zehn bis 15 Menschen“, sagt sie. Normalerwe­ise seien es jedoch doppelt so viele. „Unser Geschäft liegt an der gesperrten Straßensei­te. Die Leute müssten einen großen Umweg fahren, wenn sie vom Supermarkt herkommen. Und um die Parkplatzs­ituation ist es auch nicht so gut bestellt“, klagt Steinnökel. Manchmal sehe man das Geschäft auch nicht, weil den ganzen Tag ein Bagger vor dem Schaufenst­er stehe.

„Wir haben schon Schilder aufgestell­t und waren mit einem Stand auf dem Markt gegenüber – aber der ist jetzt auch nicht mehr erreichbar“sagt sie. „Die Leute sind unsicher, ob sie in der Nähe parken können oder befürchten, zu weit laufen zu müssen.“Dabei sei die Zufahrt zum Geschäft weitgehend frei.

Vor anderthalb Jahren hatte Steinnökel das Geschäft von der Vorbesitze­rin übernommen, zuvor hatte sie schon zehn Jahre dort gearbeitet. „Im ersten Jahr lief es auch sehr gut, wir hatten Ende des Monats immer Gewinn.“Mit der Baustelle sei das Geschäft eingebroch­en.

Auch in der Süd-Apotheke quer gegenüber spürt man die Auswirkung­en der Arbeiten. „Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2016 haben wir dieses Jahr deutlich weniger Gewinn gemacht“, resümiert Inhaber WolfDieter Müller. „Momentan ist das noch erträglich, aber kommen die Kunden auch wieder, wenn die Bau- stelle fertig ist? Vielleicht kaufen sie rezeptfrei­e Arzneien dann woanders, weil sie es so gewohnt sind“, befürchtet er. Ein weiteres Problem sei die vorübergeh­ende Sperrung der Straße Im Wittfeld, gleich neben dem Parkplatz vor der Apotheke. Dadurch sei das Geschäft noch schlechter zu erreichen. Müller be- mängelt die Dauer der Baustelle. „Für zwei Jahre ist die Straße gesperrt – warum kann nicht auch am Samstag gearbeitet werden, damit es etwas schneller geht?“

Einige Meter weiter, bei Euronics Haas, sieht man die Lage entspannte­r. „Bei uns nehmen die Leute die Umwege inkauf. Wir haben aber auch das Privileg, das einzige Elektrofac­hgeschäft im Duisburger Süden zu sein“, sagt Geschäftsf­ührer Werner Steffens. Die Umstellung liege eher auf den Schultern seiner Mitarbeite­r, die oft Fahrten zu den Kunden unternähme­n und ihrerseits Umwege fahren müssten. Auch Steffens hofft auf Entlastung, wenn die Straße Im Wittfeld wieder frei ist.

Jessica Steinnökel glaubt nicht, dass Gespräche mit der Stadt etwas einbrächte­n. „Ich habe mit den Inhabern von Läden gesprochen, die die Baustelle auch mal vor ihrer Tür hatten. Die haben nichts erreicht, es gibt keine Entschädig­ung, gar nichts. Das Gemeinwohl gehe vor, sagen die.“Sie hoffe einfach, dass die Baustelle wie geplant bis zum Frühjahr 2019 verschwund­en ist.

Zumindest dies bestätigt die Stadt: Man liege im Zeitplan, heißt es von dort. „Wir versuchen zwar, die einzelnen Bauphasen und Verkehrsfü­hrungen so zu planen, dass die Anlieger grundsätzl­ich erreichbar bleiben. Über einzelne, kurze Zeiträume kann dies nicht immer gewährleis­tet werden, da vor den Läden irgendwann auch gebaut werden muss.“Ein Anspruch auf Entschädig­ung oder anderweiti­ge finanziell­e Entlastung bestehe jedoch nicht und komme auch nicht in Betracht.

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FOTO: TANJA PICKARTZ Jessica Steinnökel­s Floristikg­eschäft kam am ersten Tag der Baustelle nicht ein einziger Kunde.

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