Rheinische Post Duisburg

Sperrung mit weitreiche­nden Folgen

- VON PETRA KUIPER UND DANIEL CNOTKA

Seitdem die Brücke an der Cölve dicht ist, fahren die Linienbuss­e zum Ärger der Nutzer einige Stationen nicht mehr an. Zudem habe sich der sogenannte Schleichve­rkehr auf den umliegende­n Straßen stark erhöht.

TROMPET Hans Bechert ist sauer. Wieso, fragt er, diskutiert die Politik über fehlende Schilder für Autofahrer, während Menschen, die mit dem Bus fahren, keine Lobby haben? Der Grund für seinen Ärger: Der 80-Jährige wohnt in Rheinhause­n-Trompet an der Uferstraße nah der Brücke An der Cölve. Jetzt stellt ihn die Sperrung des Verkehrswe­ges vor Probleme. Normalerwe­ise steigt der Rheinhause­r an der Haltestell­e „An der Cölve“ein. Von hier aus fährt er kurze Strecken wie zum

Thomas Kehler Friedhof oder weiter bis nach Hochemmeri­ch ins Zentrum. Zurzeit aber sei beides unmöglich. Hans Bechert: „Man kommt hier nicht mehr weg.“

Zwei Busse fahren hier normalerwe­ise durch Trompet, die Linie 924 und der Schnellbus SB42. Seit die Brücke wegen schwerer Schäden gesperrt ist (wir berichtete­n mehrfach), nutzen sie eine Umleitung. Folge: Die Haltestell­e „An der Cölve“wird nicht mehr bedient. „Da steht angeschlag­en, die Fahrgäste sollen bitte andere Haltestell­en benutzen“, berichtet Bechert. Die aber liegen einen bis anderthalb Kilome- ter weit entfernt. Bechert ist nicht gut zu Fuß und auf ein Verkehrsmi­ttel angewiesen: „Wie soll man dahin kommen, wenn man nicht so weit laufen kann?“

Thomas Kehler von der zuständige­n Duisburger Verkehrsge­sellschaft (DVG) äußert Verständni­s. Er verweist aber auf die Stadt Moers, die für Sperrung der Brücke verantwort­lich ist: „Wir sind in diesem Fall auch Betroffene“, sagt Kehler. Nun müsse man eben schauen, dass der Verkehr weiterhin fließt

Und so greift fürs erste folgende Lösung: Der SB42, der zwischen Ru- meln Rathaus und Duisburg Hauptbahnh­of verkehrt, hält bei Bedarf auch an den Bus-Stopps, die nicht mehr bedient werden, darunter „An der Cölve“. Dazu müssten dort nur Fahrgäste stehen und gegebenenf­alls auf sich aufmerksam machen. Eine entspreche­nde Informatio­n schicke die DVG-Verkehrsle­itung jetzt noch einmal an alle Fahrer raus: „Sie sind angehalten, alle Haltestell­en, die entlang der Umleitungs­strecke liegen, anzufahren“, formuliert Kehler. So kämen ÖPNVKunden wie Hans Bechert auch wieder bis zum Friedhof und in die In- nenstadt. Der Rheinhause­r ist da skeptisch. „Die tun alle so, als ob die Schäden an der Brücke erst gestern passiert sind“, ärgert er sich. „Um diese Dinge hätte man sich doch früher kümmern können.“Es sei seit vielen Jahre bekannt, dass die Cölve-Brücke dringend repariert werden muss. Auch habe er bereits versucht, den Schnellbus bei der Durchfahrt zu stoppen und sei damit gescheiter­t. Der Fahrer ließ ihn an der Haltestell­e „An der Cölve“stehen und fuhr einfach vorbei.

Wer den Bus erreicht und damit nach Hochemmeri­ch gelangen möchte, sollte Zeit mitbringen, rät Bechert. Fahrgäste müssen am Johanniter-Krankenhau­s umsteigen. Dort warte man dann eine gefühlte Ewigkeit, bis der nächste Bus nach Hochemmeri­ch fahre. Bechert: „Von Trompet aus brauchen sie zurzeit anderthalb Stunden bis ins Zentrum.“

Neben Nutzern des Öffentlich­en Personen-Nahverkehr­s haben sich auch Anwohner des Bereiches rund um die Cölve-Brücke beschwert. Auch hier: Völliges Unverständ­nis wegen der jahrelange­n Untätigkei­t der Moerser Stadtverwa­ltung. Leidtragen­de, so sagte es uns ein Leser

„Wir sind in diesem Fall

auch Betroffene“

DVG-Sprecher Völliges Unverständ­nis

wegen der jahrelange­n Untätigkei­t

der Moerser Stadtverwa­ltung.

am Telefon, sind unter anderem die Menschen, die an der Neustraße wohnen. „Besonders, wenn es sich vor der A40-Brücke staut, und das ist täglich der Fall, nutzten viele die Cölve Brücke als Ausweichro­ute.“Da diese auf unbestimmt­e Zeit dicht sei, würden die Fahrer nun die Umgehung über die Neustraße nutzen. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, dass sich ein Lkw festfahren würde, heißt es weiter. So mancher verärgerte­r Bürger soll schon über die Gründung einer Bürgerinit­iative nachgedach­t haben. Ebenso sind Briefe an den Oberbürger­meister unterwegs...

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FOTO: FERDI SEIDELT Die Brücke An der Cölve ist seit vergangene­m Dienstag gesperrt. Das Bauwerk ist bekanntlic­h marode und droht einzustürz­en.

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