Rheinische Post Duisburg

Gelder der Kinderburg veruntreut

- VON HEINZ SCHILD

WALSUM Zwei frühere Mitglieder des Trägervere­ins der Kinderburg, die Kindertage­sstätte und das Familienze­ntrum an der Straße Im Bremmenkam­p 1 in Walsum, haben wohl über Jahre hinweg Gelder der Einrichtun­g veruntreut und in die eigene Tasche gewirtscha­ftet. Dies ergab eine interne Untersuchu­ng, die vor etwa einem Jahr gestartet wurde, wie Manfred Berns, Vorstandsv­orsitzende­r des Paritätisc­hen Wohlfahrve­rbandes Kreisgrupp­e Duisburg, gestern der RP sagte.

Pro Jahr seien um die 25.000 Euro von den zwei beschuldig­ten Frauen abgezweigt worden, bei der rückwirken­den Prüfung ging es um einen Zeitraum von zehn Jahren. Beide Frauen hätten nicht in Absprache miteinande­r gehandelt, sondern jede für sich.

Eine der beiden Beschuldig­ten hat nach Aussage von Berns bereits ein Schuldeing­eständnis unterschri­eben, die andere habe per EMail erklärt, ein Schuldeing­eständnis unterzeich­net zu haben, was gestern noch geprüft werden musste.

Ins Rollen gekommen war die Angelegenh­eit, als vor etwa einem Jahr die Einrichtun­gsleitung und die Schatzmeis­terin des Vereins Zeugen einer Auseinande­rsetzung der beiden beschuldig­ten Frauen über Zahlungsab­läufe wurden. Dies wurde zum Anlass für eine Prüfung der Finanzen genommen. Einrichtun­gsleiterin und Schatzmeis­terin baten den Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband, der in Duisburg kurz „Der Paritätisc­he“heißt und dort der Dachverban­d für gemeinnütz­ige Vereine sowie für Institutio­nen und Selbsthilf­egruppen ist, die mit ihren Einrichtun­gen und Angeboten soziale Hilfen für die Menschen vor Ort bereit halten, um Unterstütz­ung. Daraufhin würde eine „umfassende Detailprüf­ung“eingeleite­t, wie Manfred Berns sagte.

Vorher hätte es Prüfungen der Finanzen nach dem Plausibili­tätsprinzi­p gegeben, die keinen Grund für Beanstandu­ngen ergeben hätten. An der Oberfläche schien alles in Ordnung zu sein. Die Beschuldig- ten hätten ihr Insiderken­ntnisse ausgenutzt, um sich zu bereichern. Das tatsächlic­he Ausmaß der Veruntreuu­ng habe erst die Prüfung ans Licht gebracht.

Nachdem die Veruntreuu­ng festgestel­lt worden war, wurden, so der Vorstandsv­orsitzende des Paritätisc­hen Wohlfahrts­verbandes, sofort Konsequenz­en gezogen. Die Buchführun­g sei ausgelager­t worden, bei den Finanzen werde inzwischen auf maximale Transparen­z gesetzt, die Kontrolle sei verstärkt worden, Zugriffsmö­glichkeite­n auf Gelder seien eingeschrä­nkt worden, es gelte mehr als das Vier-Augen-Prinzip. Berns geht davon, dass eine Veruntreuu­ng des festgestel­lten Ausmaßes nun nicht mehr möglich sei. Natürlich sei es traurig, dass die Veruntreuu­ng im gemeinnütz­igen Bereich stattgefun­den habe, aber so etwas könne in jedem System vorkommen. Maximale Transparen­z gelte auch gegenüber dem Jugendamt und der Stadt Duisburg, die eingeschal­tet worden seien.

Die Beschuldig­te, die bereits ein Schuldeine­ingeständn­is unter- zeichnet habe, das von einem Notar beglaubigt und beurkundet worden sei, habe angegeben, den Überblick verloren zu haben.

Gegen die zweite Beschuldig­te, so Manfred Berns weiter, sei bereits Strafanzei­ge gestellt worden, schließlic­h handele es sich nicht um Kavaliersd­elikte. „Wir maßen uns nicht an, über Menschen zu richten. Gerichtet wird vor Gericht.“Die beiden beschuldig­ten Frauen hätten keine Funktion mehr im Verein und seien dort auch nicht mehr Mitglied, berichtete Manfred Berns weiter.

Der Einrichtun­g Kinderburg bescheinig­t der Vorstandsv­orsitzende, profession­ell mit der Krise umgegangen zu sein und keine Aufregung habe aufkommen lassen. Er bedauerte, dass durch die Beschuldig­ten der Kindertage­sstätte große Summen vorenthalt­en worden seien, die der pädagogisc­hen Arbeit hätten zugute kommen sollen.

Hätte das veruntreut­e Geld zur Verfügung gestanden, wäre in der Kita sicherlich vieles einfacher gewesen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany