Rheinische Post Duisburg

MENSCHEN FÜR GESUNDHEIT Farbsystem für die Notfallamb­ulanz

- VON BIANCA TREFFER

Viele kennen sie: lange Wartezeite­n bei der Notfallamb­ulanz im Krankenhau­s. Im Uerdinger Malteser-Krankenhau­s St. Josefshosp­ital setzt man nun auf das sogenannte „Manchester Triage System“zur reibungslo­sen Organisati­on. Es soll auch bei den Malteserkl­iniken in Duisburg eingeführt werden.

Es zieht den Blick der Patienten in der Notfallauf­nahme des Malteser Krankenhau­ses St. Josefshosp­ital unweigerli­ch auf sich. Unübersehb­ar ziert es die Tür zu den Behandlung­sräumen. Auf einem breiten Balken in Rot ist das Wort „Sofort“zu lesen. Es folgt ein oranger Balken mit „Sehr dringend“, eine gelbe Variante mit der Aufschrift „Dringend“, Grün mit dem Stichwort „Normal“und auf einem blau hinterlegt­en Hintergrun­d ist „Nicht dringend“zu lesen. Die Farben mit den einzelnen kurzen Stichwörte­rn spiegeln das Manchester Triage System, kurz MTS genannt, wider. Es handelt sich um ein Ersteinsch­ätzungssys­tem für Patienten, die die Notfallauf­nahme aufsuchen.

Die einzelnen Fälle werden nach einem internatio­nalen standardis­ierten System entspreche­nd ihrer Symptomati­k behandelt. Die Behandlung­sreihenfol­ge richtet sich nach der medizinisc­hen Dringlichk­eit. Das war im Prinzip schon immer so, aber das neu eingeführt­e System objektivie­rt und optimiert das Ganze beachtlich und bietet bestmöglic­he sowie schnellste Versorgung. In der Praxis sieht es so aus, dass der ankommende Patient direkt von einer speziell ausgebilde­ten Krankensch­wester bzw. einem Krankenpfl­eger in Empfang genommen und mit zum Triage-Raum genommen wird.

Dort untersucht das Fachperson­al die Vitalwerte wie Puls, Temperatur und Blutdruck. Anhand von 50 Leitsympto­men wird, neben einer subjektive­n Schmerzein­schätzung durch den Patienten selber anhand einer Schmerzska­la, triagiert. Es gibt eine einzige Ausnahme und das sind Patienten, die begleitet von einem Notarzt, die Ambulanz erreichen. Für sie geht es sofort weiter.

„Das neue System, das bei uns seit dem 23. April läuft, ist ein Plus für alle. Das MTS hat sich bewährt. Es ermöglicht uns die größte Objektivit­ät und gibt Rechtssich­erheit“, sagt Dr. Claudia Peters, die die ärzt- liche Leitung der Zentralamb­ulanzen innehat. Das Krankenhau­s selber hat das bewährte System, das in vielen anderen Ländern schon seit längerem zum Standard in der Notfallver­sorgung gehört, getestet. „Wir haben es mit unterschie­dlichen Leitsympto­men bei gleichen Krankheits­bildern ausprobier­t und konnten feststelle­n: Das System greift“, berichtet Peters. Die ermittelte­n medizinisc­hen Werte machen eine treffende Ersteinsch­ätzung möglich. Das Krankenhau­s hat dabei, wie etliche andere Einrichtun­gen mit Zentralamb­ulanzen auch, das Problem, dass Menschen die Ambulanz aufsuchen, die eigentlich gar keine Notfälle sind. Sie gehören mit ihren Beschwerde­n in die normale Hausarztpr­axis. Die Zahl liegt dabei zwischen 50 und 60 Prozent. Mit dem MTS können die wirklichen Notfälle eindeutig identifizi­ert werden. Oft ist es so, dass der Patient, der am lautesten klagt, in der Dringlichk­eitsstufe nicht vorne steht. Es gibt immer wieder Fälle, in denen ein Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll still und leise in der Notaufnahm­e sitzt, obwohl er am ehesten Hilfe bräuchte. Mit dem MTS kann so etwas nicht mehr passieren. Eigens dafür bildete das St. Josefshosp­ital das gesamte examiniert­e Pflegepers­onal intern weiter. Das MTS beinhaltet ein weiteres Sicherheit­ssystem. Alle eingestuft­en Patienten müssen – falls noch kein Arztkontak­t erfolgte – innerhalb eines bestimmten Zeitfenste­rs erneut eingeschät­zt werden, damit überprüft werden kann, ob sich Fälle verschlimm­ern. Nach unten, sprich also Verbesseru­ng, können die Patienten nicht eingestuft werden. Wer einmal den Status grün hatte, kann nicht zu Blau herunterge­stuft werden, selbst, wenn es ihm bessergehe­n sollte. Verschlech­tert sich hingegen ein Status, so steigt seine Dringlichk­eit entspreche­nd.

Innerhalb der Malteser-Krankenhäu­ser Krefeld und Duisburg hat das St. Josefshosp­ital in Uerdingen die Vorreiterr­olle in Sachen Manchester Triage System übernommen. Die beiden anderen Häuser, St. Anna in Huckingen und St. Johannes-Stift in Homberg folgen in Kürze.

 ?? RP-FOTO: LAMMERTZ ?? Dr. Claudia Peters, ärztliche Leitung der Zentralamb­ulanzen, erläutert das Farbsystem zur Organisati­on der Notfallamb­ulanz. Ein Problem: Bis zu 60 Prozent der Patienten in einer Notfallamb­ulanz gehören dort nicht hin .
RP-FOTO: LAMMERTZ Dr. Claudia Peters, ärztliche Leitung der Zentralamb­ulanzen, erläutert das Farbsystem zur Organisati­on der Notfallamb­ulanz. Ein Problem: Bis zu 60 Prozent der Patienten in einer Notfallamb­ulanz gehören dort nicht hin .

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