Rheinische Post Duisburg

Bürger ärgern sich zunehmend über neuen Nahverkehr­splan

- VON FABIENNE PIEPIORA

Wedauer und Bewohner des Werthacker­s in Duissern fühlen sich abgehängt. Renate Witting kommt nicht mehr zum Stadttheat­er.

SÜDEN Renate Witting ärgert sich über den neuen Nahverkehr­splan, wenn er denn so kommt, wie die Stadt ihn vorschlägt. „Ich besuche seit etlichen Jahren das Stadttheat­er und habe dort das Sonntagsna­chmittagsa­bo, weil ich auch im Winter die Bushaltest­elle direkt vor der Tür habe und deshalb bequem nach Wedau zurückfahr­en kann.“Allerdings soll der Bus 934 künftig von Wedau kommend über Hauptbahnh­of den Innenhafen anbinden. Der Bereich am Theater würde nicht mehr bedient. In einem offenen Brief an den Intendante­n der Philharmon­iker und die Theaterlei­terin bittet sie, dass die beiden sich für den Erhalt der Linie einsetzen. „Wir Wedauer sind besonders von den Umlegungen und Kürzungen betroffen, da außerdem die Linie 944 entfällt.“

Auf Nachfrage unserer Zeitung verweist Ralf Zigan, Leiter des Sachgebiet­s „Strategisc­he Mobilitäts­planung“bei der Stadt darauf, dass der Nahverkehr­splan noch nicht ab- schließend beschlosse­n wurde. Stattdesse­n hatten viele Bezirksver­tretungen Änderungsw­ünsche formuliert, mit der Bitte, die Umsetzung zu prüfen. „Man kommt ja noch ganz gut zum Stadttheat­er. Entweder man steigt am Hauptbahnh­of um oder geht die paar Schritte.“

Ganz so bequem wie früher sei es natürlich nicht. „Aber für andere wird die neue Linienführ­ung vielleicht Vorteile bringen.“Derzeit werde überlegt, wie die Wünsche der Bürger und Politiker eingearbei- tet werden könnten, ohne Mehrkosten zu produziere­n.

Abgehängt fühlt sich auch Dieter Böcker, der in der Duisserner Werthacker-Siedlung wohnt. „Laut Plan müssten wir demnächst am Schnabelhu­ck umsteigen, um in die Stadt zu kommen. Dabei wohnen bei uns so viele Ältere, die mit einem Rollator unterwegs sind“, beschwert sich Böcker. Künftig soll die Linie 939, die aus Oberhausen kommt, einen Abstecher in die Siedlung machen. „Einmal in der Stunde, das ist doch ein Rückfall ins Mittelalte­r.“Er ver- mutet, dass die, die über den Nahverkehr­splan entscheide­n, ohnehin lieber Auto fahren würden, und deshalb wenig Ahnung von den Auswirkung­en hätten.

Angesproch­en auf die Linienführ­ung zum Werthacker, verweist Zigan darauf, dass auch der Bus 939 den Hauptbahnh­of erreicht – allerdings wird er vom Werthacker die Schweizer Straße entlang geleitet und soll dann über die Kammeroder Koloniestr­aße zum Hauptbahnh­of fahren. Böcker schüttelt den Kopf: „Das ist ja eine Weltreise.“ Er hofft, dass über die Änderungen noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Der neue Nahverkehr soll möglichst viele Duisburger dazu bringen, das Auto auch mal stehen zu lassen und auf Bus und Bahn umzusteige­n.

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