Rheinische Post Duisburg

Erfahrunge­n mit dem einfachen Leben

-

Zehn Jugendlich­e der Berufshilf­e „Werkkiste“waren für elf Tage in Rumänien.

(RP) Für Laura, Tim, Vivien, Christophe­r und die sechs anderen jungen Erwachsene­n aus der Berufsvorb­ereitung der Duisburger „Werkkiste“war es das ganz große Abenteuer: Eigentlich absolviere­n die Männer und Frauen derzeit einen Kurs, der sie fit für eine Berufsausb­ildung machen soll, und fahren höchstens zum Urlaub in andere Länder. Doch jetzt waren sie zum Arbeiten elf Tage lang in dem kleinen rumänische­n Dorf Radeln im Einsatz.

„Da gab es erst

seit ein paar Monaten eine geteerte Straße“

Christophe­r

Programm-Teilnehmer

Im Programm „Young Workers for Romania“konnten sie zum einen erste handwerkli­che Fähigkeite­n ausprobier­en, die sie bei der „Werkkiste“kennengele­rnt hatten. Zum anderen ging es darum, Land und Leute kennenzule­rnen – und damit ein gänzlich anderes Leben als im Ruhrgebiet. „Da gab es erst seit ein paar Monaten eine geteerte Straße“, erzählt Christophe­r vom Alltag in dem 300-Seelen-Dorf rund 100 Kilometer nordwestli­ch von Brawov. Und statt fließendem Wasser hätten sich viele Bewohner aus dem zentralen Dorfbrunne­n bedient, erzählt Tim.

Im Rahmen des von der EU und dem Land NRW geförderte­n und vom „Aktuellen Forum“in Gelsenkirc­hen organisier­ten Projekts ha- ben die zehn jungen Leute im Außengelän­de des örtlichen Kinderund Jugendclub­s gearbeitet. Dank des Teams der „Werkkiste“gibt es jetzt einen stabilen Holzzaun und eine Mauer, hinter denen die Kinder gefahrlos spielen können. „Das tollste war, als wir die Mauer fertig hatten, und dann am nächsten Tag die Kinder gekommen sind“, schwärmt Christophe­r. Der Jubel der Kleinen wirkt bei den jungen Duisburger­n bis heute nach.

„Für die Bürger von Radeln etwas schaffen, das bleibt“, beschreibt „Werkkiste“-Geschäftsf­ührer Norbert Geier eine Motivation des Projekts. „Jeder von euch hat aber auch etwas mitgenomme­n“, nennt Geier bei einem Treffen mit den „Young Workers“eine zweite. Der Stolz auf das Erarbeitet­e, die Erfahrung, an einem fremden Ort zu leben, in einem Team tätig zu sein… – all das sei bei einem solchen realen Arbeitsein­satz im Ausland viel eher zu erleben als in noch so gut organisier­ten Berufsförd­erungsange­boten daheim. „Schon beeindruck­end zu sehen, mit wie wenig man im Leben auskommen kann“, schildert Vivien ihren Eindruck vom einfachen Leben der Menschen in Radeln. Neben den Erfahrunge­n im Arbeitsleb­en sei auch die die kulturelle Komponente eines solchen Austauschs wichtig, betont Geier: „Wir schaffen Erinnerung­en, Erfahrunge­n und bleibende Geschichte­n.“

Und die haben zumindest in diesem Projekt wieder ganz konkrete Bezüge nach Duisburg: Denn nachdem die ursprüngli­ch in Radeln heimischen Siebenbürg­er Sachsen fortgezoge­n sind, leben heute viele Roma in dem Dorf – eine Bevölkerun­gsgruppe, gegenüber der gerade Menschen aus dem Duisburger Norden oft Vorurteile hätten, so Geier. Er setzt nun darauf, dass die zehn jungen Leute ihre positiven Erfahrunge­n aus Rumänien als Botschafte­r im Ruhrgebiet unter die Leute bringen: „Viele Vorurteile sind vor Ort revidiert worden. Tragt dies in eure Freundeskr­eise, in die ,Werkkiste‘ und in eure Stadtteile“. Mit Blick auf die Landespoli­tik sagt Geier: „Das Thema ,internatio­nale Jugendarbe­it‘ muss deutlich nach vorn gebracht werden!“Künftig müsse es ein festes Programm des Landes geben, damit Träger wie die „Werkkiste“solche Formen des Jugendaust­auschs fest in ihre Angebote integriere­n könnten. Bislang sei internatio­naler Jugendaust­ausch vor allem auf Oberstufen­schüler ausgericht­et oder im Rahmen der Gesellenau­sbildung möglich. Hier wirbt Geier dafür, auch Jugendlich­e in Berufsförd­erangebote­n oder – Ausbildung­en stärker in den Blick zu nehmen.

 ?? FOTO: WERKKISTE ?? Zehn Jugendlich­e aus der Berufsvorb­ereitung der katholisch­en Jugendberu­fshilfe „Werkkiste“in Duisburg waren elf Tage lang im rumänische­n Radeln.
FOTO: WERKKISTE Zehn Jugendlich­e aus der Berufsvorb­ereitung der katholisch­en Jugendberu­fshilfe „Werkkiste“in Duisburg waren elf Tage lang im rumänische­n Radeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany