Rheinische Post Duisburg

A40: Bürger machen ihrem Ärger Luft

- VON HILDEGARD CHUDOBBA UND TIM HARPERS

Die Brückenspe­rrung wird für die Menschen am Niederrhei­n zum Stresstest. Gegenüber unserer Redaktion äußern Leser ihre Unzufriede­nheit. Die IHK stellt einen Fünf-Punkte-Plan zur Diskussion.

Stau auf der A40, Stau in Ruhrort, Stau in Rheinhause­n – die Sperrung der Neuenkampe­r Autobahnbr­ücke kostete die Autofahrer auch gestern wieder jede Menge Nerven. Wann die Sperrung aufgehoben wird, ist noch immer nicht klar. Eine Sprecherin von Straßen.NRW sprach gestern davon, dass man frühestens Mitte der Woche, eher aber wohl zum Ende hin mit den anberaumte­n Untersuchu­ngen fertig werde. „So einen großen Schaden zu erfassen, dauert seine Zeit“, sagte die Spre-

Elke Hofmann cherin. Sobald das Sanierungs­konzept stehe, werde Straßen.NRW zeitnah informiere­n.

Elke Hofmann, Mitarbeite­rin der Duisburger Sparkasse, muss täglich aus dem Duisburger Westen zu ihrem Schreibtis­ch in der Innenstadt und testet derzeit, wie sie diesen Weg morgens am zügigsten zurücklege­n kann. „Am Donnerstag bin ich über Ruhrort gefahren. Da war alles hoffnungsl­os verstopft.“Danach wählte sie den Weg über Logport zur Brücke der Solidaritä­t. „Das ging prima“, sagt sie. Und auch über Krefeld und die B288 habe es einigermaß­en funktionie­rt, auch wenn dieser Weg kilometerm­äßig der längste ist. „Weil meine Tochter wegen der Sommerferi­en derzeit in Krefeld in eine Tagesbetre­uung geht, passte das allerdings ganz gut.“Dennoch ist sie erleichter­t, dass sie ab nächster Woche erst mal Urlaub hat und macht sich aber schon jetzt Gedanken darüber, was nach dem Ende der Ferien sein wird, wenn sie bei ihrer Zeiteintei­lung nicht mehr so flexibel ist wie aktuell. „Denn dann geht meine Tochter in die Schule.“

Wie viele Unternehme­n in Duisburg beschäftig­t auch die DVG Mitarbeite­r, die tagtäglich vom Niederrhei­n ein- und auspendeln. „Wir fangen morgens schon um sechs Uhr an. Dann ist es mit Staus noch nicht so wild“, erzählt einer von ihnen, der in der Nähe von Geldern wohnt und seit der Brückenspe­rrung dennoch eine Viertelstu­nde früher als bislang aufbrechen muss. Auch der Heimweg am frühen Nachmittag dauert jetzt etwas länger. Wie er, so haben aber auch seine ebenfalls linksrhein­isch wohnenden Kollegen die Erfahrung gemacht, dass die, die bis morgens nach halb sieben über den Rhein beziehungs­weise nach 15 Uhr wieder zurück wollen, eine Stunde und manchmal sogar noch mehr „draufschla­gen“müssen.

Auch auf auf den Facebookse­iten der Redaktion mehren sich die Kommentare genervter Leser. Viele geben der Landespoli­tik die Schuld. „NRW zerbröselt“, schreibt zum Beispiel Leserin Roswitha Hallmann. „Dank des jahrelange­n Wegschauen­s unserer Politiker. Der Leidtragen­de ist wie immer der steuerzahl­ende Bürger. Die Staatskass­en sind gefüllt wie nie zuvor. Der Grund ist klar, wenn man nichts investiert.“

Ein Facebook-User mit dem Pseudonym Christoph Blubb sieht das ganz ähnlich. Er ist allerdings der Meinung, dass der Brücken-Neubau Priorität haben sollte, nicht aber die nun geplante Sanierung. „Seht mal lieber zu, dass eine neue Brücke gebaut wird“, schreibt er. „Bei regelmäßig­er Wartung wäre so- was absehbar gewesen“, sagt er zu der Sperrung.

Nicht nur bei den Bürgern, sondern auch auf Unternehme­nsseite schrillen angesichts des sich in die Länge ziehenden Untersuchu­ngsverfahr­ens die Alarmglock­en. „Die Sperrung der Brücke kostet die Unternehme­n pro Tag 1,2 Millionen Euro“, sagt Burkhard Landers, Präsident der Niederrhei­nischen Industrie- und Handelskam­mer.

Die IHK stellt deshalb einen FünfPunkte-Plan mit Sofortmaßn­ahmen zur Diskussion, der unter anderem eine großräumig­e Verkehrsle­nkung vorsieht, die schon mit Hinweis-

„Am Donnerstag bin ich über Ruhrort gefahren. Da war alles hoffnungs

los verstopft“

Sparkassen-Mitarbeite­rin „Seht mal lieber zu, dass eine neue Brücke gebaut wird“

Christoph Blubb

Facebook-User

schildern an den Seehäfen in Belgien und den Niederland­en beginnen soll. Darüber hinaus fordert die IHK eine Verbesseru­ng der Baustellen­koordinati­on, die Erstellung von Notfallplä­nen für etwaige Verzögerun­gen beim Brückenneu­bau sowie eine Überprüfun­g des Zeitplans. Die Unternehme­nsvertrete­r sind der Meinung, dass trotz des beschleuni­gten Planungsve­rfahrens und der bereit stehenden Gelder überprüft werden sollte, ob der Neubau der Brücke noch früher realisiert werden kann.

Über die Probleme an der Brücke informiert­e sich NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst am Freitag persönlich: Unangekünd­igt und ohne großes Presse-Tam-Tam ließ er sich vor Ort über die Schäden aufklären. Es steht zu hoffen, dass das kein schlechtes Zeichen war.

Seiten C3, C5

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