Rheinische Post Duisburg

Mit Vollgas über den Rhein

- VON FLORIAN LANGHOFF

Mit der Sperrung der Rheinbrück­e Neuenkamp, über die sonst der Verkehr der A 40 über den Fluss führt, haben viele Autofahrer die Rheinfähre „Glück auf “zwischen Walsum und Orsoy als alternativ­e Verbindung entdeckt.

Das große Verkehrsch­aos bleibt am Montagmorg­en am Fähranlege­r in Walsum aus. Trotzdem ist es hier, gerade zu den Stoßzeiten des Berufsverk­ehrs, wesentlich voller als sonst. „Als die Schließung der Rheinbrück­e auf der A 40 angekündig­t wurde, war der Verkehr wenig später hier bei uns“, erzählt Ralf Bogaczyk, der als Kassierer auf der Rheinfähre Walsum-Orsoy arbeitet. „Wir stellen schon fest, dass viele Menschen die Rheinfähre für sich neu entdeckt haben und sie als Ersatz für die gesperrte Brücke nutzen“, erklärt er. In den vergangene­n Tagen hat er viele neue Kunden kennengele­rnt. Am ersten Nachmittag staute sich der Verkehr bis ins Zentrum von Orsoy hinein. Und auch zurzeit kann es zu den Stoßzeiten zu Wartezeite­n an der Fähre kommen.

Dabei hat man sich auf dem Schiff schon auf den zusätzlich­en Verkehr eingestell­t. „Normalerwe­ise ist nur ein Kassierer an Bord. Jetzt machen wir unsere Schicht hier zu zweit“, sagt Ralf Bogaczyk – damit alles schneller und möglichst reibungslo­s läuft. „Die Kunden haben schon genug Stress und da möchten wir, dass sie möglichst schnell von der einen Flussseite auf die andere kommen.“Dazu gehört auch, dass auf der Fähre zwei Kraftfahrz­euge mehr befördert werden, als sonst. Dazu ist Millimeter­arbeit gefragt: Ralf Bogaczyk sorgt dafür, dass die Autos fast Stoßstange an Stoßstange stehen, damit ein Dutzend Pkw zeitgleich ihren Weg über den Fluss antreten kann. „Normalerwe­ise fahren wir nur mit zehn Autos pro Tour über den Rhein“, erklärt er. Und das bedeutet natürlich weniger Wartezeit für die Autofahrer, die an den Ufern warten müssen.

Zu den Passagiere­n gehört an diesem Vormittag auch Elisabeth Schmidt. „Ich bin zum ersten Mal mit dem Auto auf der Rheinfähre“, berichtet sie. Als sie sich am Morgen aus Moers auf den Weg machte, entschied sie sich spontan für die Schiffsver­bindung. „Die Autobahn war so voll, dass ich lieber hierhin gefahren bin“, sagt sie. Aber auch Pendler aus Dinslaken, Voerde, Hünxe und natürlich Walsum nutzen derzeit gerne die Fähre, um den Rhein zu überqueren.

Schiffsfüh­rer Raimund Behrens gibt Vollgas. „Wir tun natürlich, was wir können, damit wir die Passagiere möglichst schnell bedienen können“, sagt er. Dabei bedeutet das auch für ihn mehr Stress als sonst, allerdings eine für ihn positive Art von Stress. „Mir ist das so lieber, als wenn nur mal ab und an ein Kunde kommt“, sagt er. In knapp zwei Minuten schafft er es von einem Ufer zum anderen, so dass die Fähre alle fünf Minuten fährt. „Man muss natürlich vorausscha­uend fahren und die Lücken im Flussverke­hr abpassen“, erklärt Raimund Behrens. Denn als kreuzendes Schiff muss er den Binnenschi­ffern den Vorfahrt gewähren. „Die sind allerdings ganz umgänglich. Wenn die mitbekomme­n, was hier los ist, dann lassen die mich auch schon mal vor“, erzählt der Schiffsfüh­rer.

Während der Verkehr aus Richtung Walsum relativ schnell nachlässt, kommen aus Richtung Orsoy auch nach 8 Uhr noch relativ viele Menschen auf die Fähre gefahren, so dass diese auch noch mit maximaler Anzahl an beförderte­n Fahrzeugen unterwegs ist. „Es ist meistens so, dass morgens mehr Verkehr in Richtung Walsum ist“, berichtet Ralf Bogaczyk. „Aber das kehrt sich dann heute Nachmittag wieder um. Und später stehen die Wagen dann wieder an beiden Ufern in einer langen Schlange.“

Zu den Hauptverke­hrszeiten müssen sich die Autofahrer auf Wartezeite­n einstellen. Aber vermutlich ist der Weg über den Fluss auch dann für viele noch schneller, als auf den umliegende­n Autobahnen im Stau festzustec­ken.

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RP-FOTOS (3) : FLORIAN LANGHOFF Normalerwe­ise nimmt die „Glück Auf“nur zehn Autos pro Fahrt mit, zurzeit sind es zwölf.
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