Rheinische Post Duisburg

Minister rechnet mit mehr Gift-Eiern

- VON J. DREBES UND B. MARSCHALL

Mittlerwei­le ist von 10,7 Millionen Eiern die Rede, es gab zwei Festnahmen.

BERLIN Nach Angaben des Bundesland­wirtschaft­sministeri­ums sind in Deutschlan­d wohl deutlich mehr Eier mit dem Insektizid Fipronil belastet, als bisher angenommen. Das geht aus der Antwort des Ministeriu­ms auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Darin heißt es, es sei davon auszugehen, „dass rund 10,7 Millionen möglicherw­eise mit Fipronil belastete Eier aus den Niederland­en nach Deutschlan­d geliefert worden sind“. Bisher war stets von zehn Millionen Eiern die Rede gewesen.

Vor gut einer Woche wurde bekannt, dass in Eiern Rückstände des Läusegifts gefunden wurden. Die Spur führte nach Belgien und in die Niederland­e, wo Reinigungs­mittel mit dem eigentlich in Lebensmitt­elbetriebe­n verbotenen Insektizid gefunden wurden. Millionen Eier mussten aus Supermarkt­regalen genommen werden, noch immer laufen Testverfah­ren, welche Eier und eihaltigen Produkte belastet sind. Neben Deutschlan­d, den Niederland­en und Belgien sind auch Länder wie die Schweiz, Schweden und Großbritan­nien betroffen. Berichte von Krankheits­fällen gibt es bislang nicht.

Aus der Antwort der Bundesregi­erung auf die kleine Anfrage geht weiter hervor, dass sich die genaue Anzahl der in den Handel gelangten Eier nicht mit Sicherheit abschätzen lasse. „Auch hat sich zwischenze­itlich erhöhter Ermittlung­sbedarf zu möglicherw­eise mit belasteten Eiern hergestell­ten Verarbeitu­ngsprodukt­en ergeben“, schreibt das Ressort von Agrarminis­ter Christian Schmidt (CSU). Zudem ist von „mangelnden Auskünften“aus den Niederland­en und Belgien die Rede. Für Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt ist das ein Skandal. „Die Antwort der Bundesregi­erung ist ein Armutszeug­nis“, sagte sie. In der Koalition herrsche „weitesgehe­nd Unwissenhe­it“. Dass jetzt ein intensiver­es Monitoring von Lebensmitt­eln mit hohem Eianteil vereinbart wurde, sei ein Schritt in die richtige Richtung, doch bei Weitem nicht ausreichen­d. „Landwirtsc­haftsminis­ter Schmidt muss den Eierskanda­l endlich zur Chefsache machen und die Aufklärung nicht nur den Landesmini­stern überlassen“, sagte Göring-Eckardt.

Unterdesse­n haben Ermittler in den Niederland­en zwei Manager festgenomm­en. Nach Angaben der niederländ­ischen Staatsanwa­ltschaft handelt es sich um Führungskr­äfte des Unternehme­ns ChickFrien­d, das im Zentrum des Falls steht. Die Männer stehen unter Verdacht, bei der Säuberung von Hühnerstäl­len bewusst das Insektengi­ft Fipronil eingesetzt zu haben. ChickFrien­d soll fipronilha­ltige Reinigungs­mittel von einem belgischen Hersteller erhalten haben, der seine Produkte auch an Betriebe in Deutschlan­d verkaufte.

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FOTO: DPA Niederländ­ische Eier sollen mit Fipronil belastet sein.

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