Rheinische Post Duisburg

Die Krekes haben Douglas groß gemacht

- VON GEORG WINTERS

Europas größter Parfümerie­konzern ist in den vergangene­n Jahren stark umgebaut worden. Die Gründerfam­ilie ist nur noch Minderheit­seigentüme­r. Die erste Geige spielen heute Finanzinve­storen.

DÜSSELDORF Es gab Zeiten, da konnte man wesentlich­e Teile des Douglas-Konzerns auf wenigen hundert Metern innerhalb einer Fußgängerz­one besuchen. Die gleichnami­ge Parfümerie-Filiale, eine Niederlass­ung der Buchhandel­skette Thalia, dazu den Schmucklad­en Christ und den Süßwarenve­rkäufer Hussel. Geballter Konzernhan­del inmitten der City.

Der Mann, der das alles unter einem Dach vereint hat, ist Jörn Kreke. 32 Jahre hat er den Konzern geführt, der Mann, dem die Profitabil­ität des Unternehme­ns stets über zu viel Wachstumsp­hilosophie ging. 1969 hatte er seinen Vater Herbert Eklöh als Hussel-Chef abgelöst. Mit 29. Er baute den Großkonzer­n Douglas Holding auf, der zu seinen besten Zeiten dreieinhal­b Milliarden Euro pro Jahr umsetzte – mit dem zugekaufte­n Flaggschif­f Douglas, das sich als internatio­naler Parfümerie-Filialist in Europa breitmacht­e. Mitte der 70er Jahre ging es nach Österreich, im Folgejahrz­ehnt in die Niederland­e, in die USA, nach Frankreich und Italien, in den 90ern in die Schweiz, nach Spanien und Portugal, später nach Polen, Ungarn, Monaco, Tschechien, Lettland, Litauen, Rumänien, Bulgarien Kroatien, Norwegen und in die Türkei, aus der sich Douglas allerdings wieder verabschie­det hat. 2001 wurde Jörn Kreke von seinem Sohn Henning abgelöst.

Aber das ist Vergangenh­eit. Die Krekes, die für Wachstum und Entwicklun­g der Douglas-Gruppe so prägend waren wie die Henkels, Oetkers und Haniels für das Fortkommen ihrer Familiencl­ans, haben nicht mehr das Sagen. Der Kon- zern ist in seine Einzelteil­e zerfallen, die eingangs erwähnten Ketten Thalia, Christ und Hussel sind allesamt verkauft. An den Parfümerie­n, deren Name auf einen schottisch­en Einwandere­r namens John Sharp Douglas zurückgeht, sind die Krekes nur noch mit 15 Prozent beteiligt; an Thalia hält die Familie eine Minderheit­sbeteiligu­ng. Hussel, die Keimzelle des Konzerns, gehört seit drei Jahren der Münchener Investment­gesellscha­ft Emeram Capital Partners, bei der unter anderem der frü- here Metro-Vorstandsv­orsitzende Eckhard Cordes als Partner tätig ist.

Das Ende des Douglas-Konglomera­ts ist vor vier Jahren eingeläute­t worden, als der Finanzinve­stor Advent Capital 80 Prozent an der börsennoti­erten Holding übernahm. Die Krekes blieben mit 20 Prozent im Boot. Douglas verschwand von der Börse – nach einem dreistelli­gen Millionenv­erlust und der gemeinsame­n Erkenntnis des damaligen neuen Großaktion­ärs und der Gründerfam­ilie, dass der geplante Radikalumb­au deutlich geräuschlo­ser vonstatten gehen könnte, wenn man von den täglichen Unwägbarke­iten der Börse unbelästig­t bleibt. Später könne man ja wieder zurück, so hieß es damals. Aber daraus ist nie etwas geworden. Zwei Jahre später verkaufte der eine Finanzinve­stor an den nächsten: CVC übernahm die Advent-Beteiligun­g und zudem fünf Prozent der damaligen Kreke-Anteile.

Die Gründerfam­ilie spielt nur noch die zweite Geige – sowohl als Eigentümer als auch im Tagesgesch­äft, in dem Henning Kreke vor zwei Jahren den Vorstandsv­orsitz an die Französin Isabelle Parize abgegeben hat. Das war eine Revolution, denn bis dahin hatte nie jemand anders als ein Mitglied der Familie Kreke die Zügel in der Hand gehabt. Seither sind Jobs gestrichen worden, der Firmensitz wurde aus dem westfälisc­hen Hagen nach Düsseldorf verlegt, der Standort Köln geschlosse­n. Den früheren Plan, nicht nur bei den Parfümerie­n die Nummer eins in Europa zu sein, sondern auch im Buchmarkt und im Schmuckges­chäft, mussten die Krekes irgendwann zu den Akten legen.

Im Duft-Geschäft setzt Douglas indes auf Wachstum. In Spanien hat der Konzern in diesem Jahr gleich zweimal zugekauft, in Italien ist er mittlerwei­le Marktführe­r. Das Ziel von Konzernche­fin Parize, überall wenigstens die Nummer zwei, besser noch Marktführe­r zu sein, scheint aufzugehen. Und ein Stück vom Erfolg bleibt dann auch den Krekes, auch wenn sie nicht mehr der größte Anteilseig­ner sind.

 ?? FOTO: DPA ?? Der damalige Vorstandsv­orsitzende der Douglas Holding, Henning Kreke (r.), und sein Vater, seinerzeit­igerAufsic­htsratsche­f Jörn Kreke, posieren 2006 in der Stadthalle in Hagen vor einem Werbeplaka­t, das Topmodel Heidi Klum zeigt.
FOTO: DPA Der damalige Vorstandsv­orsitzende der Douglas Holding, Henning Kreke (r.), und sein Vater, seinerzeit­igerAufsic­htsratsche­f Jörn Kreke, posieren 2006 in der Stadthalle in Hagen vor einem Werbeplaka­t, das Topmodel Heidi Klum zeigt.

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