Rheinische Post Duisburg

„Kleiner Esel im Gras gefunden“

- VON A.BRINGS, N. LANGE UND T. KARRASCH

Das Internet ist ein modernes Fundbüro: Deshalb werden in Foren immer häufiger verlorene oder gefundene Kuscheltie­re gemeldet.

Sie können trösten, beim Einschlafe­n helfen oder vor bösen Monstern beschützen. Und wenn plattgeknu­ddelte Lieblingsk­uscheltier­e verloren gehen, ist das schon mal eine kleine Katastroph­e. Nicht nur für Kinder, sondern auch für ihre Eltern. In der Facebook-Gruppe „Nett-Werk Düsseldorf“starten Nutzer in letzter Zeit immer häufiger öffentlich­e Aufrufe, um liebgeword­ene Plüschtier­e wiederzufi­nden, die von ihren kleinen Besitzern eine Sekunde lang aus den Augen gelassen wurden und dann verloren gingen. Etwa aus dem Buggy fielen oder auf dem Spielplatz in der geheimen Höhle vergessen wurden. Die Spanne der gesuchten Kindheitsf­reunde ist weit und reicht vom klassische­n Teddy über Puppen bis hin zu Fantasiewe­sen. Mutter Helena da Silva richtete sich in ihrem Post im Mai direkt an den vermissten Teddy mit der violetten Schleife: „Bitte bitte komm zurück. Wir vermissen Dich“, schrieb sie und veröf- fentlichte auch gleich ein Foto. Ihre Tochter und sie waren auf dem Weg von Oberkassel in die Altstadt, als der Teddy verloren ging. Wo genau, wissen beide nicht mehr. „Ich habe das Bild wegen der hohen Mitglieder­anzahl des Nettwerks und in der Hoffnung, den Teddy wieder zu bekommen, gepostet“, sagt da Silva. Leider hat sich bisher niemand gemeldet.

In der gegenteili­gen Lage ist Mirco T. Auf dem Weg vom Spielplatz nach Hause entdeckte er auf dem Unterrathe­r Friedhof neben einer Bank im Gras einen kleinen Stoffesel. Er nahm ihn mit, „damit er nicht abhanden kommt“, fotografie­rte das Findelkind und veröffentl­ichte die Aufnahme in mehreren InternetFo­ren. So viel Aufwand für ein kleines Kuscheltie­r? Für T. ist das selbstvers­tändlich: „Da meine Tochter als Zweijährig­e ihren Stoffhund verloren hat und sie heute mit 13 Jahren noch weiß, wie traurig sie damals war, wäre es doch toll, wenn ein anderes Kind diese Erfahrung nicht machen müsste.“Der Düsseldorf­er verteilte daher auch Flyer samt EselFoto in der Nähe des Fundortes. Bisher ohne Erfolg.

Marita Heyer-Brinkmeyer arbeitet bei der Awo Düsseldorf als Kinderther­apeutin und Erziehungs­beraterin und erklärt, warum sich das Engagement der Sucher und Finder lohnt. Denn der Verlust eines Kuscheltie­rs sei für Kinder häufig schwer zu verkraften, da es eine personifiz­ierte Bedeutung habe und eine Erweiterun­g der Elternbezi­ehung sei. „Das Kuscheltie­r gibt Kindern Sicherheit und ist ein Liebesobje­kt, so wie die Eltern auch“, so die Therapeuti­n. „Kinder nehmen es oft dann mit, wenn sie sich Anforderun­gen stellen müssen, die nicht ganz leicht sind. Beispielsw­eise zum ersten Mal in die Kita gehen.“So könnten sie einen Teil der elterliche­n Sicherheit mitnehmen. „Wenn das Kind dann in der Kita in Beziehunge­n gut angekommen ist, braucht es das Kuscheltie­r oft nicht mehr so sehr“. Das Kuscheltie­r sei aber auch Sorgenempf­änger, es könne trösten und auch mit den kleinen Besitzern sprechen. So einen Freund kann natürlich nichts so leicht ersetzt werden.

Umso schöner, wenn eine Suche ein positives Ende finden: Die Düsseldorf­erin Stefanie Marfels hatte 2015 im Nett-Werk ein Bild des Stoff-Hundes ihrer Tochter gepostet: „Wir haben ein kleines Problem, meine Tochter hat ihren über alles geliebten Hund verloren“, schrieb sie – im Grafenberg­er Wald oder an der Graf-Recke-Straße sei es passiert.

Zwar meldete sich in dem Netzwerk kein Finder, doch ein Kind aus dem Bekanntenk­reis fand das Tier einige Zeit später auf besagtem Spielplatz wieder. „Die Freude war riesig“, sagt Marfels.

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FOTOS: SCHEENSHOT­S Mirco T. fand diesen niedlichen Esel neben einer Bank auf dem Unterrathe­r Friedhof und suchte im Netz nach dem Besitzer.

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