Rheinische Post Duisburg

14 UHR IN DUISBURG Arbeit, Kreativitä­t und Hoffnung

- VON CHARLOTTE RASKOPF

Bei den Duisburger Werkstätte­n für Menschen mit Behinderun­g (WfmB) finden diejenigen einen Job, die es auf dem Arbeitsmar­kt sonst schwer hätten. In Großenbaum betreiben die WfmB eine Näherei. Die Nachfrage ist groß.

Betritt man die Näherei der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g, so ist als erstes das Rattern der Nähmaschin­en zu hören. Im Hintergrun­d läuft leise Musik. In dem hellen Raum stehen vier große, weiße Tische. Auf ihnen stehen Nähmaschin­en verschiede­ner Größe und Form. An den vorderen Tischen sitzen Mitarbeite­r der Näherei und arbeiten an kleinen, grünen Beuteln. „Das ist eine unserer Auftragsar­beiten. Die Beutel sollen eine nachhaltig­e Alternativ­e zu Plastiktüt­en sein“, sagt Roselyne Rogg, Geschäftsf­ührerin der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g. Die Beutel bestehen aus einem besonders dünnen Stoff und sollen so in jede Tasche und jedes Portemonna­ie passen.

An einem weiteren Tisch am rechten Ende des Raumes schneidet eine Frau einen hellgrauen Stoff zu. Mithilfe einer großen Pappschabl­one wird das Muster auf den Stoff übertragen. Derselbe Stoff wird an einem weiteren Tisch bereits genäht und verarbeite­t. Neben einer weiteren Nähmaschin­e liegt schon ein fertiges hellgraues Kleid. Die Kleidungss­tücke würden in der Näherei arbeitstei­lig geschneide­rt, berichtet ein Mitarbeite­r. Einer sei für die langen Seitennäht­e des Kleides zuständig, ein weiterer für Rundungen und wieder ein anderer nähe die Säume.

Das hellgraue Kleid ist Teil des „Herzstücks“der Näherei, sagt Rogg. Hier wird das Modelabel der Werkstatt, „esthétique“, geschneide­rt. Auf zwei großen Kleiderstä­ndern hängen die fertigen Kleidungss­tücke, Teil der Sommerkoll­ektion des Labels. Sie sind in schlichten Farben gehalten: schwarz, grau, weiß. Auf vielen taucht ein Print auf, der verschiede­ne kleine Zeichnunge­n zeigt, von einer Katze bis hin zu Cheerleade­rn. „Unsere Mitarbeite­r haben in einem Zeichenwor­kshop Bilder entworfen von Dingen, die sie beschäftig­en. Eigentlich wollten wir das beste auf unsere Kleidung drucken, aber die waren alle so toll“, sagt die Geschäftsf­ührerin. Daher habe man sich dazu entschiede­n, die Bilder zu kombiniere­n und als Print auf die Kleidung zu drucken. Mal findet sich der Print an den Taschen, mal auf einem Kleidergür­tel. Die Stoffe fühlen sich besonders weich an und einige glänzen. Das liege daran, dass die Auswahl guter und nachhaltig­er Bio-Stoffe dem Label sehr wichtig sei, sagt Rogg. Man wolle keine Fast-Food-Mode sondern Lieblingss­tücke, die bereits dann im Kleidersch­rank fehlen, wenn sie mal in der Wäsche seien. Mit einem Kleiderstä­nder wie diesem sei die Vertriebsc­hefin zu Beginn durch Boutiquen in Hamburg und Berlin gezogen, um die Kollektion vorzustell­en,. Inzwischen wird das Label nicht nur dort, sondern auch in Köln und den Niederland­en verkauft. Darüber hinaus wurde die Mode bei der Fashion Week in Berlin vorgestell­t. Inzwischen sei die Mode so gefragt, das auf Nachfrage hergestell­t werde. „Das gibt den Mitarbeite­rn natürlich ein gutes Gefühl, zu wissen, dass jemand auf das Kleidungss­tück wartet. Das ist wirklich eine große Wertschätz­ung“, sagt Rogg.

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