Rheinische Post Duisburg

Freie Fahrt auf unbestimmt­e Zeit

- VON SEBASTIAN FUHRMANN

Die A40-Rheinbrück­e Neuenkamp ist seit heute fünf Uhr wieder für den Verkehr freigegebe­n. Nun werden Lkw-Sperren gebaut, um die Überquerun­g möglichst lange noch intakt zu halten. Was sind die Folgen? Ein Blick nach Leverkusen lohnt sich. Denn dort gibt es so eine Anlage schon.

Zu schwere Lkw sollen künftig nicht mehr über die stark beschädigt­e Rheinbrück­e Neuenkamp zwischen Duisburg und Moers fahren dürfen. Dafür sollen Lkw-Sperren sorgen, die die schweren Fahrzeuge künftig ableiten. In Leverkusen gibt es so eine Anlage seit etwa einem Jahr. Wie klappt es dort mit der Sperre? Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen. Warum wurden die Sperren in Leverkusen gebaut? Der Auslöser für den Bau der Sperren in Leverkusen war derselbe wie in Duisburg, allerdings ist die Vorgeschic­hte eine andere. Mitte vergangene­n Jahres entdeckten Schweißer in der Leverkusen­er Brücke einen Riss an der Seilverank­erung, einen ganz ähnlichen wie nun in Duisburg. Die Brücke wurde daraufhin ein Wochenende lang gesperrt. Der Riss wurde geschweißt und der Bau der Lkw-Sperre beschlosse­n, um die Leverkusen­er Brücke vor neuen, schwerwieg­enden Schäden zu schützen. Allerdings war die Brücke zwischen Leverkusen und Köln schon lange davor für Fahrzeuge, die mehr als 3,5 Tonnen wogen, gesperrt. Dennoch fuhren täglich mehr als 100 zu schwere Fahrzeuge über die Brücke und beschädigt­en sie schwer. Wie funktionie­rt die Lkw-Sperre eigentlich? Im Prinzip ganz einfach: Die Sperre besteht aus einer Waage, Kameras und einer Schranke. Fährt ein zu schweres Fahrzeug über die Waage, senkt sich einige Meter weiter vorn eine Schranke und der Lastwagen wird abgeleitet. Vor der Sperre schaltet eine Ampel auf Rot und der Verkehr muss warten. Die Autos dürfen erst dann weiterfahr­en, wenn der Lkw die Sperre verlassen hat und die Schranke wieder oben ist. Ein Verwaltung­shelfer überwacht die Anlage. Droht wegen der Sperre in Duisburg der Dauerstau? Wohl eher nicht. Auch in Leverkusen hielten sich die Staus an der Sperre in weitgehend annehmbare­n Grenzen, obwohl an den Schranken in weniger als einem Jahr mehr als 28.000 zu schwere Fahrzeuge abgeleitet wurden. In Duisburg werden es deutlich weniger sein, weil nur Lastwagen abgeleitet werden, die schwerer als 44 Tonnen /Schwerlast­transporte­r) sind. Senkt sich die Schranke seltener, gibt es auch weniger Stau. Könnte es sein, dass in Duisburg die Gewichtsgr­enze angepasst wird? Womöglich. Die Brücke Neuenkamp war länger gesperrt als die Leverkusen­er Brücke. Die Schlussfol­gerung, dass die Duisburger Brücke „kaputter“ist als die Leverkusen­er, ist keinesfall­s verwegen. Entstehen trotz Lkw-Sperre neue Schäden an der Brücke, muss das Gewichtsli­mit angepasst werden. Gab es in Leverkusen Probleme mit der Anlage? Ja. Innerstädt­isch gab es an der Sperre in Köln-Niehl Stau, weil einige Lastwagenf­ahrer bewusst in die Lkw-Sperre fuhren. Warum? Weil der Weg durch die Sperre deutlich kürzer war als die ausgeschil­derte Umleitung und die Fahrer so Zeit sparen konnten. Das Knöllchen nahmen die Lkw-Fahrer in Kauf. Ak- tuell wird die Sperre versetzt, damit es weniger Staus gibt. Sind trotzdem Lkw über die Brücke gefahren? Ja, aber nur wenige. Nach Angaben von Straßen.NRW fuhren seit Inbetriebn­ahme der Anlage 35 zu schwere Fahrzeuge widerrecht­lich über die Brücke. Einige durchbrach­en die Schranken, ein Fahrer montierte vorher sogar seine Nummernsch­ilder ab, andere Lkw-Fahrer gaben zwischen Waage und Schranke noch einmal Gas, um noch schnell unter der sich senkenden Sperre durch zu huschen. Und dann war da noch die Nebelwand, die eine Kamera an der Sperre irrtümlich für einen Lkw hielt. Die Schranke senkte sich, es gab Stau. Verlagert sich der Verkehr auf die Nebenstrec­ken? 28.000 zu schwere Fahrzeuge wurden abgeleitet. Das ist aber nur ein Bruchteil der zu schweren Fahrzeuge, die vor der Inbetriebn­ahme der Sperranlag­en über die Leverkusen­er Brücke gefahren sind. Die meisten Lastwagen umfahren die Brücke. Einige suchen sich nahe gelegene Alternativ­routen, zum Beispiel die Rheinfähre zwischen Leverkusen-Hitdorf und Köln-Langel. Und auch dort gibt es Bösewichte. Nach Angaben der Fährbetrei­ber gibt es immer wieder Lastwagenf­ahrer, die beim Gewicht ihrer Fahrzeuge mogeln, um mitfahren zu dürfen. Weil die Fähre nicht mehr die jüngste ist, dürfen ganz schwere Lkw eigentlich nicht mehr mitfahren. Darf die Feuerwehr im Notfall über die Brücke? Ja, für Notfälle (wie Feuerwehr oder Krankentra­nsporte) gibt es eine Ausnahmere­gelung. Auch der Winterdien­st darf, wenn er denn benötigt wird, auf die Brücke, sollte das notwendig sein.

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ARCHIVFOTO: REICHWEIN Die aufgetrete­nen Risse in den Seilen der A40-Rheinbrück­e sind repariert. Vor allem diese Flickstell­en werden nun täglich in Augenschei­n genommen.

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