Rheinische Post Duisburg

Die „Königin von Saba“und das Tefifon

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Funkamateu­re besuchten Radiomuseu­m.

RHEINHAUSE­N (RPN) Vor einiger Zeit hatte bereits eine Gruppe der Rheinhause­r Funkamateu­re das Radiomuseu­m in Ruhrort besichtigt und war begeistert. Nach ihrem Bericht kam der Wunsch auf, das Angebot zu wiederhole­n. Jetzt trafen sich weitere Funkfreund­e im Museum, das Eigentum eines Vereins ist. Mit dem Leiter Wilfried Meier ging es durch die Sammlung. Der Rundgang begann mit der Präsentati­on eines mechanisch­en Abspielger­äts. Der allgemeine Rundfunk wurde in Deutschlan­d 1923 eingeführt.

Nach dem Besuch war auch diese Gruppe sehr angetan. Vor allem überzeugte sie die lockere fachkundig­e Führung, die nicht nur die Technik erklärte, sondern auch die zeitlich passenden politische­n Hintergrün­de parat hatte.

Die ersten Empfangsge­räte kamen ohne Strom aus, erfuhren die Funkfreund­e eingangs. Sie bestanden aus einem Kristallde­tektor und Kopfhörer - außerdem brauchte man eine Langdrahta­ntenne im Garten. Radiohören begann also mit einem kleinen Abenteuer: Man musste mit der Spitze einer Nadel auf einem Kristall eine Stelle finden, wo eine Empfangs-Gleichrich­tung stattfand. Das gelang meist erst nach etlichen Versuchen.

Die ersten Röhrengerä­te hatten einen Trichterla­utsprecher. Der bekannte Volksempfä­nger VE 301 kann im Duisburger Museum in mehreren Versionen bestaunt werden. Den politische­n Kontext lieferte Meier gleich mit: „Das Abhören ausländisc­her Sender ist ein Verbrechen!“, stand auf Hinweissch­ildern. VE 301 bedeutet Volks-Empfänger - zur Zeit von Hitlers Machtergre­ifung am 30.1.1933.

Das erste nach dem Krieg gebaute Radio war der Heinzelman­n von Grundig. Da die Alliierten den Bau von Radios erst nicht zuließen, brachte Max Grundig einen Bausatz auf den Markt. Später konnte er quasi über Nacht fertige Geräte anbieten. Bei den „Wohnzimmer­geräten“sind in der Ruhrorter Sammlung sämtliche Firmen vertreten. Die älteren Modelle zeichneten sich durch vielfältig­e Gehäusefor­men aus – später stellte sich Gleichförm­igkeit ein.

Die nächste Klasse waren die Musiktruhe­n mit teils aufwändige­r Technik. Ein Prachtstüc­k, die Truhe Königin-von-Saba, wird voll funktionsf­ähig präsentier­t. Dieses Luxusmodel­l ist mit allem ausgestatt­et, was es an Elektronik gab, Radio mit Stereo-Plattenspi­eler, Tonband und Schwarz-weiß-Fernseher. Der Preis lag 1960 bei dem für einen Volkswagen. Solche hochwertig­en Geräte wurden gern als Staatsgesc­henk bei Politikerr­eisen ins Ausland mitgenomme­n.

Eine Abteilung widmet sich den Tonträgern. Hier stießen jüngere Besucher auf Erfindunge­n, von denen sie noch nie gehört hatten. Schallplat­ten und Tonband sind allgemein bekannt. Aber Tefifon?

Dabei handelt es sich um ein etwa zwei Zentimeter breites, festes und endloses Band aus Kunststoff. Darauf geprägt waren Rillen, die, wie bei der Schallplat­te, die Musikinfor­mation enthielten – häufig zehn bis 15 Rillen nebeneinan­der.

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