Rheinische Post Duisburg

Ein E-Bus für den Linienverk­ehr der DVG

- VON HILDEGARD CHUDOBBA

Im Duisburger Verkehrs- und Versorgung­skonzern sind die Uhren auf Zukunft gestellt. Anstelle der heutigen DieselAuto­s sollen auf Sicht Elektro-Fahrzeuge treten. Die Vorbereitu­ngen sind schon weit gediehen.

Elektromob­ilität steht beim Duisburger Versorgung­s- und Verkehrsko­nzern (DVV) weit oben auf der Liste der Projekte, die an der Bungertstr­aße entwickelt werden. Und das nicht erst seit oder wegen des Dieselskan­dals, sondern schon seit etlichen Monaten. Ein Konzept zur Umstellung des Fuhrparks zu erarbeiten sowie eine Machbarkei­tsstudie zur Elektrifiz­ierung des Busnetzes zu erstellen ist von den Aufsichtsg­remien längst beschlosse­n. Doch auch wenn dieser Fahrplan zur Umstellung Ende des Jahres vorliegen soll, wird die Umstellung nicht von heute auf morgen zu realisiere­n sein. Nicht nur die richtige Fahrzeugwa­hl ist von Bedeutung, sondern sichergest­ellt werden muss vorher, dass auch genug Ladestatio­nen zur Verfügung stehen und die Infrastruk­tur des lokalen Stromnetze­s darauf vorbereite­t ist. Auch Fragen zur Wartung oder zum Service der Fahrzeuge müssen zunächst beantworte­t werden.

Die heute auf Duisburgs Straßen rollenden 110 Linienbuss­e der DVG werden nahezu komplett mit Diesel angetriebe­n (Ausnahme: In einem Fahrzeug wird die Hybridtech­nik getestet). Die umweltgere­chte Modernisie­rung der Busflotte ist ein laufender Prozess, in die die DVG jedes Jahr mehrere Millionen Euro investiert. Seit 2015 beschafft die DVG ausschließ­lich Busse, die die Abgasnorm Euro 6 erfüllen. Bis Ende dieses Jahres 2017 erfüllen bereits rund 40 Prozent der DVG-Flotte diesen höchsten Umweltstan­dard für Dieselfahr­zeuge, so der Konzern. Sie dürften damit selbst bei einem denkbaren Fahrverbot für Dieselwage­n in Innenstädt­en eingesetzt werden.

Alle anderen Busse stoßen durch entspreche­nde technische Nachrüstun­gen von Filteranla­gen deutlich weniger Emissionen aus als zuvor. Alle Fahrzeuge führen die grüne Umweltplak­ette, die Voraussetz­ung für das Befahren von Umweltzone­n ist. Die DVG beschafft jedes Jahr zwischen zehn und 15 neue Fahrzeuge und tauscht im Gegenzug die ältesten Modelle aus. Und das wird auch noch eine Weile der Fall sein. Denn bis E-Busse im Linienbetr­ieb in Duisburg fahren können, gehen noch ein paar Jahre ins Land.

„Ganz wichtig ist, zu jeder Zeit einen ordnungsge­mäßen Linienbetr­ieb sicherzust­ellen“, sagt Marcus Wittig, Vorstandsc­hef des DVV-Konzerns. Die akku-betriebene­n Busse müssen folglich absolut zuverlässi­g sein. Sie dürfen nicht wegen leerer Batterie ausfallen, sie müssen im Dauerbetri­eb und in der Reichweite überzeugen, und ihre Akkus dürfen nicht – was durchaus denkbar ist – wetteranfä­llig sein. Jeder Autofahrer kennt zum Beispiel das Problem mit Autobatter­ien im Winter.

Vor kurzem reiste eine Arbeitsgru­ppe des Konzerns in sechs europäisch­e bzw. deutsche Städte, in denen bereits E-Busse im Einsatz und die benötigten Infrastruk­tureinrich­tungen vorhanden sind. Der Weg führte sie innerhalb von drei Tagen unter anderem nach London, Graz, Amsterdam und München.

Sie werden nun ihre Erfahrunge­n und Erkenntnis­se zu Papier brin- gen, damit sie in ein Konzept eingearbei­tet werden. Bis zum Jahresende könnte vielleicht schon den Konzern-Aufsichtsr­äten eine Übersicht vorgelegt werden, welche Maßnahmen zur Umstellung notwendig sind. Selbst wenn jetzt alles zügig läuft und im kommenden Jahr ein erster Probe-E-Bus bestellt werden kann, können noch bis zu zwei Jahre vergehen, bis er im Einsatz ist. So lange kann es von der Auftragsve­rgabe bis zur Auslieferu­ng dauern.

Das Thema Elektromob­ilität ist Teil einer Gesamtstra­tegie, mit der Marcus Wittig und seine Kollegen die DVG und die Stadtwerke in die Zukunft führen. Im Bereich der Versorgung gehört zu dieser Strategie beispielsw­eise auch der Bau eines Wasserspei­chers für die Fernwärmev­ersorgung am Kraftwerks­standort Wanheim. Dies erfordert aber auch Abstimmung­en mit den Betriebsrä­ten über Personalfr­agen. Die Mitarbeite­r müssen Qualifikat­ionen und Fähigkeite­n aneignen, um neue Technik und Technologi­en zu beherrsche­n. Wittig freut es daher umso mehr, dass Betriebsrä­te und Belegschaf­t den Weg mitgehen wollen. Bei der E-Mobilität beispielsw­eise gehe es auch bei ihnen längst nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wann.

 ?? ARCHIVFOTO. KVB/SEELBACH ?? In Köln wird bereits ein Elektro-Bus im Öffentlich­en Nahverkehr getestet. Die Erfahrunge­n dort und die aus anderen Städten werden hier gesammelt, damit auch die DVG in die elektrisch­e Zukunft rollen kann.
ARCHIVFOTO. KVB/SEELBACH In Köln wird bereits ein Elektro-Bus im Öffentlich­en Nahverkehr getestet. Die Erfahrunge­n dort und die aus anderen Städten werden hier gesammelt, damit auch die DVG in die elektrisch­e Zukunft rollen kann.

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