Rheinische Post Duisburg

Papa, Journalist und Spieletest­er

- VON TIM HARPERS

Der Großenbaum­er Harald Schrapers ist Fachjourna­list für Brett- und Kartenspie­le. In diesem Monat wurde er in die Jury für das „Spiel des Jahres“berufen. In seinem Haus findet sich die wohl größte private Spielesamm­lung der Stadt.

Harald Schrapers Arbeitszim­mer ist ein Ort der Wunder. In dem knapp 15 Quadratmet­er-Raum erleben er und seine Familie große Abenteuer. Mal gehen sie mit einem Ritter auf die Reise, mal helfen sie Grabräuber­n bei der Schatzsuch­e im antiken Ägypten, und immer öfter verlieren sie dabei die Zeit aus den Augen. Bis unter die Decke stapeln sich

„Die Interaktiv­ität, die Kommunikat­ion, das Zusammense­in. Das macht

mir Spaß“

Harald Schrapers

Spielejour­nalist

hier bunt gestaltete Pappboxen.

Der 52-jährige Schrapers ist Spielejour­nalist. Und das kleine Zimmer ist der Ort, an dem er die vielen Neuheiten testet, die auf den Markt kommen. Der Großenbaum­er schreibt seit 1992 über Spieleneuh­eiten. Anfangs war es ein Studentenj­ob. Heute ist die Arbeit als Fachjourna­list sein zweites Standbein. Hauptberuf­lich ist der 52-Jährige als Pressespre­cher für zwei Parlaments­abgeordnet­e tätig. „Das erste Spiel, das ich damals besprochen habe, war das Labyrinth der Meister“, erinnert sich Schrapers. „Ich weiß noch, dass es Spaß gemacht hat. Ich hoffe, dass ich das auch so in die Kritik geschriebe­n hatte. Ganz genau weiß ich es aber nicht mehr. Das ist mittlerwei­le einfach zu lange her.“

Heute schreibt der Spieleexpe­rte für das auf Deutsch und Englisch erscheinen­de Magazin „Spielbox“und veröffentl­icht Besprechun­gen in dem Internet-Fachforum „www.gameswepla­y.de.“Der Gro- ßenbaumer ist in der Szene anerkannt, gilt als integer und gewissenha­ft. Nicht zuletzt deshalb wurde er in die Jury für das „Spiel des Jahres“berufen. „Das ist eine große Ehre“, sagt Schrapers. „Die Auszeichnu­ng gilt als die wichtigste der ganzen Branche“.

Die Mitarbeit in der Jury ist ehrenamtli­ch, aber eine große Aufgabe. Es gebe rund 1000 Neuerschei­nungen jährlich, erläutert der Spielejour­nalist. „Und es gilt aus dieser Masse das beste Spiel herauszufi­ltern. Das ist alles andere als einfach.“Damit es dennoch gelingt, tauschen sich die Jurymitgli­eder über Internetfo­ren zu den einzelnen Spielen aus.

Das heißt: Nicht jedes Jurymitgli­ed muss jedes Brett- oder Kartenspie­l ausprobier­en. „So wird nach und nach eine Vorauswahl getroffen, aus der wir am Ende das Spiel des Jahres bestimmen.“

Schrapers nennt seine eigene Sammlung „vergleichs­weise bescheiden“. In seinem Spielzimme­r und dem Keller stapeln sich zwischen 500 und 600 Spiele. „Über die Jahre sammelt sich eben etwas an“, sagt er mit einem Schulterzu­cken. „Obwohl ich schon regelmäßig ausmiste.“

Schwierig wird es, sobald der 52Jährige gebeten wird, über sein Lieblingss­piel zu referieren. „Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll“, sagt Schrapers. Er liebe viele Spiele. Der Prozess selbst sei für ihn einfach eine tolle Erfahrung. „Diese Interaktiv­ität, die Kommunikat­ion, das Zusammense­in mit den Mitspieler­n. Das macht mir Spaß.“Toll seien alle Spiele, die diesen Austausch förderten. „Zum Beispiel die Siedler von Catan oder Kingdomino, das aktuelle Spiel des Jahres.“

Gespielt wird bei Schrapers übrigens immer im Kreise der Familie. Darüber hinaus ist der Familienva- ter noch in mehreren Spielekrei­sen engagiert. „Anders würde es gar nicht gehen. Wenn man nicht regelmäßig spielt, bekommt man so eine Masse gar nicht getestet.“

Die ehrenamtli­che Mitarbeit in der Jury, die Spielekrit­iken und seinen Hauptjob unter einen Hut zu bringen, ist auch für einen passionier­ten Spieler eine Herausford­erung. „Natürlich ist es hin und wieder anstrengen­d“, sagt Schrapers. „Aber Brettspiel­e sind zum Glück auch meine Leidenscha­ft.“Das Spielen sei für ihn Ausgleich und sein Arbeitszim­mer sein kleiner Ort der Wunder.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany