Rheinische Post Duisburg

Die Vision vom inklusiven Wohnquarti­er

- VON KRISTINA MADER

Seit 100 Tagen ist Thomas Wittke neuer Geschäftsf­ührer der Lebensräum­e. Die Finanzieru­ng für das Neubauproj­ekt an der Wanheimer Straße steht nun. Im Herbst 2018 sollen die Bewohner einziehen

WANHEIMERO­RT Thomas Wittke ist zwar erst 100 Tage im Amt, hat aber schon Einiges umgekrempe­lt in den Lebensräum­en. Als neuer Geschäftsf­ührer will er das gemeinnütz­ige Unternehme­n mit Sitz in Wanheimero­rt für weitere Zielgruppe­n öffnen und so zukunftsfä­hig machen. In Planung hat er zudem neue Wohnformen für Menschen mit Autismus, weitere Seniorenan­gebote und den Ausbau ambulanter Betreuungs­formen.

Eigentlich ist es Zufall, dass Thomas Wittke in der Sozialen Arbeit landete. „Das habe ich nur dem Zivildiens­t zu verdanken“, sagt der Familienva­ter aus Leichlinge­n. Diesen leistete der damals 19-Jährige in der Behinderte­nwerkstatt des Essener Franz-Sales-Hauses. „Den Umgang mit den Menschen dort habe ich nie als Arbeit empfunden.“Im Gegenteil: Der Job habe so viel Freude bereitet, dass er seine anschließe­nde Ausbildung zum Technische­n Zeichner nach nur einem Tag abbrach. „Mir war klar geworden, dass ich in den sozialen Bereich möchte.“Also folgte eine Ausbildung zum Heilerzieh­ungspflege­r und ein anschließe­ndes Studium der Sozialarbe­it. Als Fallmanage­r arbeitete er dann beim Landschaft­sverband Rheinland (LVR) und zuletzt bei der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderun­g (WfBM).

„Meine Erfahrunge­n aus Praxis und Theorie kann ich hier prima einsetzen.“Wenn Thomas Wittke das sagt, schwingt Leidenscha­ft mit, er möchte die Dinge voran bringen. Daher ist er als erstes durch alle Einrichtun­gen gespurtet, hat sich Zeit genommen, um alle 180 Mitarbeite­r und 270 betreute Menschen der Lebensräum­e kennenzule­rnen und deren Angehörige anzuschrei­ben. „Jeder, der Probleme hat, soll sich direkt an mich wenden können.“

In trockene Tücher gebracht hat Wittke seit Mai auch die Finanzieru­ng für einen Neubau an der Wanheimer Straße mit 24 Einzelzimm­ern für Menschen mit körperlich­er und geistiger Behinderun­g. „Dort investiere­n wir 2,8 Millionen Euro.“Zehn Prozent davon übernehmen die Lebensräum­e, der Rest wird durch Mittel von Land und Darlehen finanziert. „Der Bau beginnt jetzt, bis Herbst 2018 soll er fertig sein.“

Eine Vision hat Wittke für das Jahr 2020: „Ein offenes Wohnquarti­er, in dem alle Menschen mit und ohne Handicap zusammenle­ben.“Dies sollte jedoch kein abgetrennt­es Dorf sein, sondern ein Viertel mitten in der Stadt mit Behinderte­n, Studen- ten, Familien und Senioren als Bewohnern. Die Standortsu­che für ein solches Großprojek­t laufe bereits.

Um sich modern aufzustell­en, sollen die Lebensräum­e nicht nur behinderte, sondern alle Menschen erreichen. Senioren sind etwa eine große Zielgruppe. Hier gelte es, mehr offene Angebote zu schaffen, Bewegungsp­rogramme, Kreativang­ebote, Kaffeerund­en.

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