Die Historie der Langemarckstraße
Einst hieß sie „Knappenstraße“– wie es zur Umbenennung kam, ist unklar.
RHEINHAUSEN (elwi) Eine korrekte Schreibweise vermisst Ferdi Seidelt auch bei der „Langemarkstraße“, die eigentlich „Langemarckstraße“geschrieben werden müsste. Auch diese Korrektur des Straßenschildes erbittet er im Namen der CDU-Fraktion des Bezirks Rheinhausen/Rumeln-Kaldenhausen von der Stadt Duisburg.
Und wirft dazu gleich noch Fragen auf: „Warum, wann und weshalb kam es zur Würdigung des Ortes?“Fest steht, so Jörn Esser, Pressesprecher der Stadt Duisburg, „dass die Straße, die zuvor ‘Knappenstraße’ hieß, zwischen 1932 und 1937 in ‘Langemarckstraße’ umbenannt wurde“. Warum es allerdings zu der Umbenennung kam, bleibt unklar. „Weitere Informationen dazu liegen im Stadtarchiv nicht vor“, sagt Jörn Esser, „da die Straße erst seit 1. Januar 1975, nach der kommunalen Neugliederung, zu Duisburg gehört“. Sucht man allerdings nach dem Namen ‘Langemark’ im Internet, so stößt man auf den Ort Langemark in der belgischen Provinz Westflandern, der sich bis 1945 „Langemarck“schrieb.
Ebenfalls 1945, so berichtet Ferdi Seidelt, benannte der Rheinhauser Gemeinderat den Straßennamen „in die neuzeitliche Schreibweise Langemark um“. Unweit des belgischen Ortes nördlich von Ypern fand am 10. November 1914 ein Gefecht statt, das rund 2000 Soldaten das Leben kostete, heißt es etwa im Internet-Lexikon Wikipedia. Die Verklärung dieser „verlustreichen militärischen Auseinandersetzung während des Ersten Weltkriegs“im Deutschen Reich durch einen entsprechend verfassten Bericht der Obersten Heeresleitung damals, wird heute als „LangemarckMythos“bezeichnet.
Dieser wurde „von den Nationalsozialisten erst ab 1928 aufgegriffen“, heißt es dort weiter. Nach dem Ort der Schlacht seien in den folgenden Jahren Straßen benannt, ein Denkmal gesetzt, zahlreiche Schauspiele dazu aufgeführt und sogar ein Studium benannt worden. „’Langemarck’ wurde so letztlich von den Nationalsozialisten (...) vereinnahmt und in- strumentalisiert...“, so der LexikonEintrag. „Nach dem Zweiten Weltkrieg und den NS-Verbrechen wandelte sich die Einstellung der Bevölkerung zum Krieg und nationalistisch-militaristische Mythen (...). Allerdings kam es erst relativ spät zu einer öffentlichen Diskussion über die Benennung öffentlicher Straßen, Plätze und Einrichtungen, die aus früheren Zeiten stammten.“
In Bremen, wo es seit 1937 eine Langemarckstraße gab, sei beispielsweise erst 2006 „die Einrichtung eines Geschichtspfades statt einer Umbenennung“beschlossen worden, so der Wikipedia-Eintrag. Langemarckstraßen existierten in weiteren deutschen Städten, wie beispielsweise in Augsburg, Bonn, Freiburg im Breisgau, Münster, Neuss oder auch Oberhausen. Und eben in Duisburg.
„Der Langemarck-Mythos“wurde von den Nationalsozialisten erst ab 1928 aufgegriffen“
Wikipedia