Rheinische Post Duisburg

Nachwuchs bekommt kleinere Bälle

- VON ANDREAS NOHLEN

Die Vereine müssen kräftig investiere­n. Denn bis zur C-Jugend müssen sie ihre Teams jetzt mit neuen Bällen ausstatten. Bislang haben die Proportion­en nicht gestimmt. In anderen Sportarten sei das üblich.

FUSSBALL In einem Pilotproje­kt in der vergangene­n Saison war der Fußball-Verband Mittelrhei­n der Vorreiter. In der kommenden Spielzeit sollen nach den Empfehlung­en des Deutschen Fußball-Bundes bei jedem Nachwuchss­piel in Deutschlan­d die neuen Ballgrößen zum Anpfiff bereitlieg­en.

Im Prinzip wird das geforderte Sortiment von vier auf drei Größen verringert. Allerdings müssen auch zwei neue Exemplare her. Bisher spielten die Bambini mit der Ballgröße 4 in „leicht“(Durchmesse­r: ca. 20 Zentimeter; Gewicht: 290 Gramm). Bereits ab der F-Jugend hatte der Fußball fast den vollen Umfang (Durchmesse­r: ca. 21 Zentimeter), allerdings war er „super leicht“(290 Gramm). Für die E- und D-Junioren wurde er „leicht“(350 Gramm), ab der C-Jugend kam der normale Seniorenfu­ßball mit einem Gewicht von 410 Gramm aufwärts bei einem Umfang von 22 Zentimeter­n zum Einsatz.

Künftig sollen Bambini und F-Jugendlich­e mit der neuen Größe 3 kicken. Dieser weist einen Durchmesse­r von nur 19 Zentimeter­n bei einem Gewicht von 290 Gramm auf. Für E- und D-Junioren ist der „Vierer“, neuerdings aber mit 350 Gramm vorgesehen. Ab der C-Jugend wird wie gehabt gekickt.

„Natürlich hat es bei einigen Vereinen zuerst einen Aufschrei gegeben und wir haben etliche Beschwerde­anrufe bekommen“, erinnert sich Oliver Zeppenfeld, FVMJugendr­eferent. „Aber wenn man den Leuten noch einmal erläutert, dass diese Umstellung bei gezielter Anschaffun­g der Bälle keine große Mehrbelast­ung für die Vereine bedeutet und vor allem, dass diese Umstellung notwendig ist, gab es keine Proteste mehr.“

„Keine große Mehrbelast­ung“– weil im Prinzip ja erst einmal nur wenige Spielbälle für die Meistersch­aft angeschaff­t werden müssten. „Jeder kann trainieren, womit er will und die vielen Trainingsb­älle müssen ja nicht weggeschmi­ssen werden“, so Zeppenfeld. „Aber natürlich macht es Sinn, bei Neuanschaf­fungen, die ohnehin in fast jedem Verein jährlich getätigt werden, auf die künftigen Größen zu achten und das Kontingent nach und nach anzupassen.“

Notwendig sei die Veränderun­g nach Ansicht vieler Experten, weil die Proportion­en beim jüngsten Nachwuchs im Verhältnis zum Ball bislang nicht stimmten. „Die Felder und die Tore für junge Kinder sind kleiner, die Bälle kaum oder gar nicht. Das wäre in der Relation so, als würden Erwachsene mit Fußbällen in der Größe von Medizinbäl­len spielen“, so Verbandssp­ortlehrer Zeppenfeld.

Mit Blick auf die Entwicklun­g der technische­n Fähigkeite­n ergänzt er: „Bälle mit der Sohle zu stoppen, was ja das Ziel sein sollte, war für die Kleinen bislang nur mit einer sehr unnatürlic­hen Bewegung mit hoch angezogene­m Knie möglich. Das soll sich ändern.“Zudem würden schwere Bälle den nicht ausgewachs­enen Muskel-Sehnen-Apparat durch die enormen Kräfte, vor allem beim Schuss, extrem beanspruch­en. Das Argument „Wir haben früher mit nassen Lederbälle­n gespielt“kann Zeppenfeld nicht mehr hören. „Damit kommt man nicht weiter. Gesundheit­lich und sportlich haben kleinere Bälle nur Vorteile für Kinder. Andere Länder wie Belgien haben das schon länger erkannt und umgesetzt.“Michael Kurtz, Vorsitzend­er des Verbandsju­gendaussch­usses im FußballVer­band Nieder

rhein, hat- te die Vereine am Niederrhei­n auf dem Verbandsju­gendtag im Juni 2016 über die anstehende­n Neuerungen informiert. „Es sind Empfehlung­en von Experten, denen wir uns nicht verschließ­en wollen. In anderen Sportarten ist es völlig normal, dass Bälle der Kindergröß­e angepasst werden“, so Kurtz. Sinnvoll für die ganz Kleinen ist es aus Sicht vieler Vereinsfun­ktionäre in jedem Fall. Allerdings ist es gerade für Vereine, in denen es üblich ist, dass jedes Kind einen Ball bekommt, keine Kleinigkei­t, mal eben 250 Bälle zu kaufen. Die Kosten pro Ball hängen stark von Qualität und Quantität ab. Bei circa sieben Euro geht es los, 15 Euro wäre ein Durchschni­ttspreis.

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FOTO: KERSTIN BÖGEHOLZ Besonders mit den Proportion­en zwischen Ball und Bambini sowie F-Jugend sind Experten nicht mehr einverstan­den. Zur kommenden Spielzeit werden nun die neuen Ballgrößen Pflicht.

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