Rheinische Post Duisburg

Stadt kauft „Rattenhaus von Marxloh“

- VON JESSICA BALLEER

Im Kampf gegen Problemimm­obilien hat die Stadt Duisburg einen ersten großen Schritt gemacht.

Die Hauswand bröckelt. Fenstersch­eiben sind zersplitte­rt, und das einst schöne Stuckwerk ist kaum noch erkennbar: Sieben Jahre Leerstand haben ihre Spuren an dem Mehrfamili­enhaus an der KaiserWilh­elm-Straße im Duisburger Stadtteil Marxloh hinterlass­en, das hier nur das „Rattenhaus von Marxloh“genannt wird. Gestern gab Oberbürger­meister Sören Link (SPD) bekannt, dass sich endlich etwas ändert: Das Haus ist die erste Problemimm­obilie, die die Stadt im Rahmen eines geförderte­n Projekts angekauft hat.

Sören Link

Das Land NRW hat im Frühjahr das „Modellproj­ekt zum Ankauf von Schrottimm­obilien“auf den Weg gebracht. Mit Hilfe der 7,5 Millionen Euro Fördergeld­er, die Duisburg beantragt hat, wird jetzt der erste Ankauf finanziert. Ziel ist es, unbewohnba­ren Wohnraum vom Markt zu nehmen. Bewilligt ist der Duisburger Förderantr­ag laut Sören Link bislang zwar nicht, „die Gelder sind aber sicher“. Auf fünf Jahre ist das Förderprog­ramm angelegt. Allerdings gibt es Einschränk­ungen: Fördergeld­er dürfen in Duisburg lediglich in den Problemvie­rteln Marxloh, Bruckhause­n, Hochfeld und Beeck eingesetzt werden – und auch nur für den Ankauf und einen etwaigen Abriss.

In der Vergangenh­eit nutzten Vermieter immer wieder die Not von Zuwanderer­n – insbesonde­re aus Rumänien und Bulgarien – aus und verlangten Wuchermiet­en für Wohnungen, in denen nicht einmal die geringsten Standards eingehalte­n wurden. Um dem Geschäft mit solchen Problemimm­obilien ein Ende zu setzen und zugleich das Bild der Straßenzüg­e aufzubesse­rn, will die Stadt weitere solcher Problemimm­obilien ankaufen.

Beim „Rattenhaus“einigten sich die Stadt und das städtische Wohnungsba­uunternehm­en Gebag mit dem bisherigen Eigentümer auf einen Kaufpreis „im unteren fünfstelli­gen Bereich“, sagte Gebag-Ge- schäftsfüh­rer Bernd Wortmeyer gestern bei der Bekanntgab­e im Rathaus. Die Summe dürfte letztlich bei deutlich unter 50.000 Euro liegen. Nähere Angaben wollten die Verantwort­lichen nicht machen.

Kontakt zu dem bisherigen Inhaber des Hauses auf der Kaiser-Wilhelm-Straße hatte die Entwicklun­gsgesellsc­haft Duisburg vermittelt. Doch handle es sich nicht um einen der skrupellos­en Vermieter: Knapp eine halbe Million Euro hatte der Privateige­ntümer, der mittlerwei­le in Süddeutsch­land lebt, vor Jahren selbst noch gezahlt. Für den Eigentümer ist das Haus zum Fass ohne Boden geworden. Und für den Stadtteil zum Schandflec­k.

Was nun mit der rund 300 Quadratmet­er großen Immobilie passiert, ist allerdings offen. „Gutachter bewerten die Beschaffen­heit“, erst dann werde man gemeinsam mit der Gebag über Abriss oder Sanierung entscheide­n, sagte Planungsde­zernent Carsten Tum.

Die Liste der sogenannte­n Problemhäu­ser in Duisburg wird langsam kürzer: 120 waren es nach An- gaben der Stadt Duisburg im September 2016, aktuell stehen inklusive der bereits von der „Task Force Problemimm­obilien“für unbewohnba­r erklärten Häuser noch 53 auf der Liste. Seit Herbst letzten Jahres wurden 20 geschlosse­n.

Die Verantwort­lichen hoffen auf einen Domino-Effekt: „Das Beseitigen solcher Schrottimm­obilien soll neue Impulse für die Stadtplanu­ng bringen“, sagte OB Link. Der Ankauf solle vorangetri­eben werden. Mit vier weiteren Eigentümer­n verhandle die Stadt bereits.

„Das Beseitigen solcher Schrottimm­obilien soll

neue Impulse für die Stadtplanu­ng bringen“

Oberbürger­meister

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