Rot-Grün in Homberg zieht Bilanz
Die Mehrheitsfraktion im Bezirk Homberg lobt ihre Arbeit vor Ort. Einzig der „Weiße Riese“– die 320 maroden Hochheider Wohnungen in dem mit Asbest verseuchten Hochhaus – ist den Politikern ein Dorn im Auge.
HOMBERG Nach der Wahl ist vor der Wahl, und nach drei Jahren ist auf kommunaler Ebene Halbzeit. Für die SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Bezirk Homberg/Ruhrort/ Baerl Grund genug, über Erfolge zu sprechen. Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann betont stets das große Pensum der beiden Parteien im mit rund 40.000 Einwohnern kleinsten Duisburger Stadtbezirk: „Berichten könnten wir darüber vierteljährlich.“Bei allem Jubel, etwa über die Ansiedlung von Gewerbe oder die Aufwertung des Freibades, gilt es ein großes Problem zu lösen: das Dilemma um den „Weißen Riesen“an der FriedrichEbert-Straße.
Dass sich das Problem am kommenden Sonntag – an diesem Tag hätte man die Schrottimmobilie sprengen wollen – eben nicht in Luft auflöst, liegt bekanntlich an neuen Asbestfunden in dem 320 Wohnungen umfassenden Gebäude. Eine Lösung oder gar einen Zeitplan, wann der 60 Meter hohe Bau aus den 70er Jahren aus dem Stadtbild verschwindet, haben SPD und Grüne nicht. Planung, Entkernung und Sprengung lägen in privater Hand. Es gelte jetzt zu ermitteln, wer für Zeitverzögerung und die enorme Kostenexplosion verantwortlich ist. Laut Informationen der Redaktion geht man jetzt von mindestens 5,3 Millionen Euro statt der zunächst kalkulierten 3,5 Millionen aus.
„Entweder, der private Unternehmer wusste von der Asbest-Belastung, hat aber nichts gesagt. Oder er wusste es trotz jahrelanger Erfahrung mit den Gebäuden nicht“, schimpft der Bundestagsabgeordnete Mahmut Özdemir. Zur Ehrenrettung könne man allenfalls sagen, dass die Asbest-Untersuchungen erst sehr spät gemacht wurden, als der Sprengtermin bereits fest stand. Fazit: Der erste „Weiße Riese“fällt auch in diesem Jahr nicht.
Nimmt man die Posse um die Sprengung einmal aus, so sehen die Sozialdemokraten und der Grüne Dietmar Beckmann besonders die Entwicklung Hochheides als große Erfolgsgeschichte. Die Stadt habe zwei marode „Weiße Riesen“kaufen können, die auch beide fallen, da sind sich die Herren sicher. Dazu kämen viele private Investitionen. So entstünden zwei millionenteure Ärztehäuser in direkter Nachbarschaft an der Kirchstraße/Luisenstraße. Pläne, das Umfeld etwa durch eine verkehrsberuhigte Zone aufzuwerten, seien so gut wie fertig, so SPD-Fraktionschef Hans-Gerd Bosch. Als erster Schritt würden Sträucher in dem Bereich zurückgeschnitten. Ebenso wie die beiden Ärztehäuser sollen Mitte kommenden Jahres Supermarkt, Discounter und Drogeriemarkt an der Moerser Straße fertig sein. Für den Bau nimmt der Unternehmer Hans Nühlen einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand.
Weiter geht die SPD- und Grünen Tour der guten Nachrichten durch den Bezirk, nächster Halt: Das Schwimmbad an der Schillerstraße. „So lange ich hier in verantwortlicher Position bin, bleibt das Bad erhalten“, verspricht Özdemir. Dank SPD und Co. habe man mächtig investiert, 190.000 Euro für ein Blockheizkraftwerk, ebenso viel für die Aufhübschung des Außengeländes, etwa mit neuem Rasen. Die 40.000 Euro teure große Wasserrutsche komme pünktlich zur kommenden Freibadsaison. Zu klären sei jedoch die Zukunft der ehemaligen Cafeteria samt Nebenräumen auf dem Gelände. Hier müsse man über einen Abriss nachdenken, wenn denn niemand komme, der die Räume etwa als Fitness-Center nutzen möchte. Generell verfolgt die Mehrheitsfraktion in der zuständigen Bezirksvertretung den Plan, sämtliche Wassersport-Vereine an dem Standort zu bündeln. Weiter geht die imaginäre Erfolgstour Richtung Rheindeichstraße, Ortsgrenze Homberg/Baerl. SPD und Grüne verteidigen den Bau des Gewerbegebietes nach wie vor. Tenor: Es ist dort durch das Gewerbe heute deutlich leiser als noch zu Zeiten des Spanplattenwerks, zudem würden die Hallen statt zuvor geplanten 22 nur etwa zwölf Meter hoch. Bosch: „Und auf dem 2,8 Hektar großen Erweiterungsgebiet werden 700 Bäume gepflanzt.“
Die Legislaturperiode läuft noch drei Jahre, Themen gebe es im Bezirk immer viele. Hans-Joachim Paschmann: „Manchmal denke ich, dass wir fast zu viel machen.“