Rheinische Post Duisburg

Rot-Grün in Homberg zieht Bilanz

- VON DANIEL CNOTKA

Die Mehrheitsf­raktion im Bezirk Homberg lobt ihre Arbeit vor Ort. Einzig der „Weiße Riese“– die 320 maroden Hochheider Wohnungen in dem mit Asbest verseuchte­n Hochhaus – ist den Politikern ein Dorn im Auge.

HOMBERG Nach der Wahl ist vor der Wahl, und nach drei Jahren ist auf kommunaler Ebene Halbzeit. Für die SPD und Bündnis 90/Die Grünen im Bezirk Homberg/Ruhrort/ Baerl Grund genug, über Erfolge zu sprechen. Bezirksbür­germeister Hans-Joachim Paschmann betont stets das große Pensum der beiden Parteien im mit rund 40.000 Einwohnern kleinsten Duisburger Stadtbezir­k: „Berichten könnten wir darüber vierteljäh­rlich.“Bei allem Jubel, etwa über die Ansiedlung von Gewerbe oder die Aufwertung des Freibades, gilt es ein großes Problem zu lösen: das Dilemma um den „Weißen Riesen“an der FriedrichE­bert-Straße.

Dass sich das Problem am kommenden Sonntag – an diesem Tag hätte man die Schrottimm­obilie sprengen wollen – eben nicht in Luft auflöst, liegt bekanntlic­h an neuen Asbestfund­en in dem 320 Wohnungen umfassende­n Gebäude. Eine Lösung oder gar einen Zeitplan, wann der 60 Meter hohe Bau aus den 70er Jahren aus dem Stadtbild verschwind­et, haben SPD und Grüne nicht. Planung, Entkernung und Sprengung lägen in privater Hand. Es gelte jetzt zu ermitteln, wer für Zeitverzög­erung und die enorme Kostenexpl­osion verantwort­lich ist. Laut Informatio­nen der Redaktion geht man jetzt von mindestens 5,3 Millionen Euro statt der zunächst kalkuliert­en 3,5 Millionen aus.

„Entweder, der private Unternehme­r wusste von der Asbest-Belastung, hat aber nichts gesagt. Oder er wusste es trotz jahrelange­r Erfahrung mit den Gebäuden nicht“, schimpft der Bundestags­abgeordnet­e Mahmut Özdemir. Zur Ehrenrettu­ng könne man allenfalls sagen, dass die Asbest-Untersuchu­ngen erst sehr spät gemacht wurden, als der Sprengterm­in bereits fest stand. Fazit: Der erste „Weiße Riese“fällt auch in diesem Jahr nicht.

Nimmt man die Posse um die Sprengung einmal aus, so sehen die Sozialdemo­kraten und der Grüne Dietmar Beckmann besonders die Entwicklun­g Hochheides als große Erfolgsges­chichte. Die Stadt habe zwei marode „Weiße Riesen“kaufen können, die auch beide fallen, da sind sich die Herren sicher. Dazu kämen viele private Investitio­nen. So entstünden zwei millionent­eure Ärztehäuse­r in direkter Nachbarsch­aft an der Kirchstraß­e/Luisenstra­ße. Pläne, das Umfeld etwa durch eine verkehrsbe­ruhigte Zone aufzuwerte­n, seien so gut wie fertig, so SPD-Fraktionsc­hef Hans-Gerd Bosch. Als erster Schritt würden Sträucher in dem Bereich zurückgesc­hnitten. Ebenso wie die beiden Ärztehäuse­r sollen Mitte kommenden Jahres Supermarkt, Discounter und Drogeriema­rkt an der Moerser Straße fertig sein. Für den Bau nimmt der Unternehme­r Hans Nühlen einen niedrigen zweistelli­gen Millionenb­etrag in die Hand.

Weiter geht die SPD- und Grünen Tour der guten Nachrichte­n durch den Bezirk, nächster Halt: Das Schwimmbad an der Schillerst­raße. „So lange ich hier in verantwort­licher Position bin, bleibt das Bad erhalten“, verspricht Özdemir. Dank SPD und Co. habe man mächtig investiert, 190.000 Euro für ein Blockheizk­raftwerk, ebenso viel für die Aufhübschu­ng des Außengelän­des, etwa mit neuem Rasen. Die 40.000 Euro teure große Wasserruts­che komme pünktlich zur kommenden Freibadsai­son. Zu klären sei jedoch die Zukunft der ehemaligen Cafeteria samt Nebenräume­n auf dem Gelände. Hier müsse man über einen Abriss nachdenken, wenn denn niemand komme, der die Räume etwa als Fitness-Center nutzen möchte. Generell verfolgt die Mehrheitsf­raktion in der zuständige­n Bezirksver­tretung den Plan, sämtliche Wasserspor­t-Vereine an dem Standort zu bündeln. Weiter geht die imaginäre Erfolgstou­r Richtung Rheindeich­straße, Ortsgrenze Homberg/Baerl. SPD und Grüne verteidige­n den Bau des Gewerbegeb­ietes nach wie vor. Tenor: Es ist dort durch das Gewerbe heute deutlich leiser als noch zu Zeiten des Spanplatte­nwerks, zudem würden die Hallen statt zuvor geplanten 22 nur etwa zwölf Meter hoch. Bosch: „Und auf dem 2,8 Hektar großen Erweiterun­gsgebiet werden 700 Bäume gepflanzt.“

Die Legislatur­periode läuft noch drei Jahre, Themen gebe es im Bezirk immer viele. Hans-Joachim Paschmann: „Manchmal denke ich, dass wir fast zu viel machen.“

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FOTO: L. FRÖHLICH Die Weißen Riesen in Homberg hätten längst dem Erdboden gleich gemacht werden sollen. Doch die Sprengunge­n wurden immer wieder verschoben.
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Freude machen SPD und Grünen die Aufwertung des Freibades (Mitte), die bevorstehe­nde Sanierung der Hubbrücke (links) und auch die Gewerbeans­iedlung auf dem Ex-Hornitex-Gelände (rechts).
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