Rheinische Post Duisburg

NRW-Krankenhäu­ser beklagen massiven Investitio­nsstau

- VON THOMAS REISENER

Viel zu wenig Geld für Gebäude und Geräte: Aus Sicht der Krankenhäu­ser könnten die Patienten in NRW besser versorgt werden.

DÜSSELDORF Die 352 Krankenhäu­ser in NRW können den Anschluss an den medizinisc­hen Fortschrit­t nach eigenen Angaben kaum noch gewährleis­ten. „Wir haben zu wenig Investitio­nsmöglichk­eiten“, sagt der Präsident der Krankenhau­sgesellsch­aft NRW, Jochen Brink. Es sei nicht mehr sichergest­ellt, dass die Patienten flächendec­kend von den modernsten Diagnose- und Behandlung­sverfahren profitiere­n.

Landesweit summiere sich der Investitio­nsstau in den Krankenhäu­sern auf 12,8 Milliarden Euro. Allein um den bestehende­n Gebäude- und Gerätepark instand zu halten, müssten 1,1 Milliarden Euro pro Jahr investiert werden. Der gesamte jährliche Investitio­nsbedarf der Häuser liege bei 1,5 Milliarden Euro pro Jahr, sagte Brink.

Die soeben von der neuen NRWLandesr­egierung angekündig­ten zusätzlich­en 250 Millionen Euro für das laufende Haushaltsj­ahr seien zwar ein „respektabl­es Zeichen“, so Brink. Dennoch liege die Investitio­nslücke weiterhin bei mehreren Hundert Millionen Euro pro Jahr – zumal unklar ist, ob die zusätzlich­en 250 Millionen Euro vom Land auch in den kommenden Haushaltsj­ahren fließen werden.

Die Finanzieru­ng der Krankenhäu­ser erfolgt nach dem sogenannte­n dualen Prinzip. Demnach tragen die Bundesländ­er die Investitio­nen in Technik und Gebäude, während die Krankenkas­sen die Betriebsko­sten (Personal, Patientenv­ersorgung, Verwaltung) decken. Bislang zahlte das Land NRW den Häusern 500 Millionen Euro im Jahr; Schwarz-Gelb hat die Mittel für 2017 auf 750 Millionen Euro aufgestock­t.

NRW-Gesundheit­sminister KarlJosef Laumann (CDU) will den Krankenhäu­sern aber nicht nur mehr Geld geben, sondern ihnen auch effiziente­re Strukturen abver- langen. So drängt Laumann etwa auf die Bildung von Schwerpunk­tzentren, um die Krankenhäu­ser in deren Umfeld von bestimmten Behandlung­en zu entlasten. Verschiede­ne Krankenhau­sträger sollen sich vernetzen, um gemeinsam die Versorgung in ihrer jeweiligen Region sicherzust­ellen. Als Beispiel führt der Minister gerne Transplant­ationszent­ren an, die nur drei Organe im Jahr verpflanze­n – aber dennoch das ganze Jahr über die Infrastruk­tur dafür vorhalten müssen.

Brink hält dagegen, dass die Krankenhäu­ser ihre Hausaufgab­en bei den Kosteneins­parungen längst gemacht hätten. Bei steigender Pa- tientenzah­l (von 4,1 Millionen im Jahr 2002 auf aktuell 4,55 Millionen) sei die durchschni­ttliche Verweildau­er um 23 Prozent gesenkt worden. Gleichzeit­ig habe man die Bettenzahl erheblich reduziert. Dennoch schreibe jedes dritte Krankenhau­s in NRW rote Zahlen. Wegen der alternden Gesellscha­ft gehen die meisten Experten von deutlich steigenden Kosten im Krankenhau­ssektor aus.

Vom 13. bis zum 16. November kommen 1600 Experten beim Deutschen Krankenhau­stag in Düsseldorf zusammen. Die Tagung findet im Rahmen der weltgrößte­n Medizinmes­se „Medica“statt.

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FOTO: IMAGO NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU).

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