Rheinische Post Duisburg

Macron präsentier­t Arbeitsmar­ktreform

- VON ELKE AHLSWEDE

Die zweitgrößt­e Gewerkscha­ft plant für den 12. September bereits Demonstrat­ionen gegen die Pläne des französisc­hen Präsidente­n.

PARIS (rtr) Nach monatelang­en Beratungen mit den Gewerkscha­ften hat die französisc­he Regierung gestern ihre Pläne für ein flexiblere­s Arbeitsrec­ht vorgestell­t. Die Reform sieht unter anderem vor, dass sich die Unternehme­n und ihre Belegschaf­ten leichter auf Arbeitszei­ten und die Bezahlung je nach Auftragsla­ge einigen können. Präsident Emmanuel Macron will damit der anhaltend hohen Erwerbslos­igkeit beikommen. Mit der gemäßigten CFDT zeigte sich die größte Gewerkscha­ft zwar enttäuscht von den Vorschläge­n, sie verzichtet­e jedoch auf Demonstrat­ionen. Macrons Vorgänger haben sich seit Jahrzehnte­n um eine Arbeitsmar­ktreform bemüht, rückten aber nach Massenprot­esten immer stark von ihren jeweiligen Vorhaben ab.

Die Veränderun­g des strengen und von den Gewerkscha­ften hochgeschä­tzten Arbeitsrec­hts ist ein erster Test dafür, ob Macron seine umfassende­ren Wirtschaft­sreformen umsetzen kann. Den Gewerkscha­ften zufolge will er in dem ersten Schritt unter anderem die Höhe von Abfindunge­n begrenzen, die Arbeitgebe­r zahlen müssen, wenn sie im Streit über Entlassung­en vor Gericht Ex-Mitarbeite­rn unterliege­n. Die Zahlungen sollen bei drei Monatsgehä­ltern für je zwei Jahre Betriebszu­gehörigkei­t gedeckelt werden.

Macron wagt sich mit seinem ersten wichtigen innenpolit­ischen Vorhaben gleich nach Ende der französisc­hen Sommerpaus­e aus der Deckung. In der Vergangenh­eit machten die Gewerkscha­ften bei ähnlichen Vorhaben oft spätestens im Herbst mit Massenprot­esten und Streiks ihrem Ärger Luft.

Die zweitgrößt­e Arbeitnehm­ervertretu­ng, die radikale CGT, plant für den 12. September Demonstrat­ionen gegen Macrons Pläne. Sie hatte von Anfang an Proteste angekündig­t und war auch während den Verhandlun­gen mit der Regierung nicht von dieser Haltung abgerückt. „Alle unsere Befürchtun­gen haben sich bewahrheit­et“, erklärte die CGT. Die gemäßigte CFDT erklärte trotz ihres Verzichts auf Demonstrat­ionen, bei der Reform sei die Chance auf eine verbessert­e Beziehung zwischen Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern vertan worden.

Ministerpr­äsident Edouard Philippe räumte ein, dass es noch Differenze­n mit den Gewerkscha­ften gebe. Er warb allerdings eindringli­ch für die Veränderun­gen: Die Pläne seien ehrgeizig, aber ausgewogen und angesichts anhaltend hoher Arbeitslos­igkeit dringend nötig. Niemand könne behaupten, dass das gegenwärti­ge Arbeitsrec­ht helfe, neue Stellen zu schaffen. „Die Wahrheit ist, dass Chefs gerade kleiner Unternehme­n sowie ausländisc­he Investoren das geltende Recht als Hemmnis für Einstellun­gen und Investitio­nen sehen.“Er betonte, Macron habe mit seiner Wahl den Auftrag zum Wandel bekommen.

Der im Mai mit großer Mehrheit zum Staatspräs­identen gekürte frü- here Wirtschaft­sminister und ExInvestme­ntbanker hat Umfragen zufolge allerdings deutlich an Zustimmung in der Bevölkerun­g eingebüßt. Er hat sich vor allem auf die Fahnen geschriebe­n, die Wirtschaft in Frankreich wettbewerb­sfähiger zu machen. Auch die Bundesregi­erung dringt auf eine Modernisie­rung der nach Deutschlan­d zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der EuroZone. Im Juli lag in Frankreich die Arbeitslos­enrate laut der EU-Statistikb­ehörde Eurostat bei 9,8 Prozent. Sie verringert­e sich damit im Vergleich zum Juli 2016 nur um 0,1 Prozentpun­kte.

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FOTO: DPA Sebastian Kurz (31) beim Bundespart­eitag der ÖVP in Linz im vergangene­n Juli.

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