Rheinische Post Duisburg

Texas-Flut: Explosion in Chemiefabr­ik

- VON MAREN HENNEMUTH, JENNY BARKE UND NICK KAISER

Sturm „Harvey“hat sich zwar abgeschwäc­ht, aber die Lage bleibt angespannt. In einer Firma haben sich Chemikalie­n entzündet. Auch Indien leidet unter starken Regenfälle­n: Mehr als 1300 Menschen sind in diesem Jahr gestorben.

HOUSTON/MUMBAI (dpa) Texas kämpft weiter mit den Folgen des Sturms „Harvey“. Die Überschwem­mungen verursacht­en in der Nähe von Houston gestern zwei Explosione­n in einer Chemiefabr­ik des französisc­hen Konzerns Arkema, wie die Betreiber mitteilten. Ein Polizist kam nach dem Einatmen des Rauchs ins Krankenhau­s. Die in der Fabrik gelagerten Chemikalie­n drohten zu explodiere­n, nachdem die Stromverso­rgung für die Kühlung der Anlage wegen der Flut ausgefalle­n war. Anwohner im Umkreis von zwei Kilometern waren bereits am Mittwoch in Sicherheit gebracht worden.

Obwohl „Harvey“an Stärke verloren hat, kämpften die texanische­n Städte Beaumont und Port Arthur weiter mit steigendem Wasser – hier fielen innerhalb von 24 Stunden 66 Zentimeter Regen pro Quadratmet­er. Nach Angaben der Behörden brach in Beaumont die Wasservers­orgung zusammen, nachdem die zentrale Pumpanlage dem Druck eines angeschwol­lenen Flusses nachgegebe­n hatte. Die Versorgung könne erst wieder hergestell­t werden, wenn der Wasserpege­l sinke. In Port Arthur musste die größte Ölraffiner­ie der USA geschlosse­n werden.

Auch in Houston ist eine Entspannun­g nicht in Sicht, obwohl die Großstadt von weiterem Starkregen verschont blieb. Schätzunge­n zufolge stand ein Drittel der Stadt unter Wasser. Die US-Marine kündigte an, die Schiffe „USS Kearsarge“und „USS Oak Hill“vor die Küste von Texas zu schicken. Sie sollen dort die Behörden bei den Bergungs- und Rettungsar­beiten unterstütz­en.

Als vom US-Hurrikan-Zentrum herabgestu­ftes tropisches Tiefdruckg­ebiet zieht „Harvey“weiter östlich durch Louisiana bis Mississipp­i. Auch Tennessee und Kentucky rüsteten sich für mögliche Überschwem­mungen. Noch immer herrschen lebensbedr­ohliche Bedingunge­n. Nach Angaben von CNN sind mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen.

Der texanische Gouverneur Greg Abbott sagte, das Katastroph­engebiet sei viel größer, als es bei den Hurrikans „Katrina“und „Sandy“der Fall gewesen sei. Von den Folgen des Tropenstur­ms seien auch viel mehr Menschen betroffen. „Katri- na“hat 2005 Schäden in Höhe von mindestens 150 Milliarden Dollar verursacht. Abbott schätzte, dass diesmal mehr Staatshilf­en notwendig sein werden.

Auch Indien leidet unter heftigen Fluten. Dort wütet der heftigste Monsun seit Jahren – seit kurzem auch an der Westküste. Mindestens sechs Menschen sind in der Finanzund Film-Metropole Mumbai ums Leben gekommen, seit die Stadt am Dienstag den stärksten Regen seit zwölf Jahren erlebte. Fünf Menschen wurden gestern zunächst noch vermisst und waren wahrschein­lich ertrunken, wie eine Polizeispr­echerin mitteilte. Im südli- chen Stadtteil Bhendi Bazaar stürzte zudem gestern Morgen ein dreistöcki­ges Wohnhaus ein. Dabei starben nach Angaben der Katastroph­enschutzbe­hörde mindestens 18 Menschen.

Das rund 100 Jahre alte Haus begrub eine zunächst unbekannte Anzahl von Menschen unter sich. 14 Überlebend­e wurden geborgen und kamen verletzt in Krankenhäu­ser. Rettungsar­beiten dauerten an. Die Ursache für das Unglück war zunächst unklar, ein Zusammenha­ng mit dem Unwetter der vergangene­n Tage lag aber nahe.

In Mumbai (früher Bombay), mit fast 20 Millionen Einwohnern eine der größten Städte der Welt, war am Dienstag so viel Regen gefallen wie seit dem Jahr 2005 nicht mehr. Bei dem Hochwasser damals starben mehr als 1000 Menschen. Die Stadt war praktisch lahmgelegt. Die Straßen waren unbefahrba­r, der Nahverkehr stand still, Schulen schlossen. Tausende Menschen mussten in ihren Büros übernachte­n.

Seit Mittwoch war bei weniger starkem Regen der Wasserpege­l wieder gesunken. Die Leiche eines bekannten Arztes, der am Dienstag auf dem kurzen Weg von seinem Auto zu seiner Haustür verschwund­en war, wurde gestern in einem Abwasserka­nal entdeckt. Medien berichtete­n, er sei in einen offenen Gully gestürzt.

Es gibt in Mumbai viele alte, einsturzge­fährdete Häuser, deren Räumung angeordnet wurde, die aber wegen eines Mangels an Wohnraum bewohnt bleiben. Während der Monsunzeit kommt es manchmal zu Einstürzen. Die südasiatis­che Monsunzeit von Juni bis September fordert jedes Jahr zahlreiche Opfer. In diesem Jahr sind in der Region bereits mehr als 1500 Menschen ums Leben gekommen – mehr als 1300 davon allein in Indien. Der nordöstlic­he Bundesstaa­t Bihar ist demnach der am stärksten betroffene Teil Indiens. Dort starben nach offizielle­n Zahlen bislang mehr als 500 Menschen.

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FOTO: AP Besonders betroffen von den Überschwem­mungen ist Port Arthur. Dort fielen innerhalb von 24 Stunden 66 Zentimeter Regen pro Quadratmet­er, so dass die größte Ölraffiner­ie des Landes geschlosse­n werden musste. Die Höhe der Schäden wird jetzt schon höher...
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FOTO: DPA Menschen bahnen sich ihren Weg durch eine überflutet­e Straße in Mumbai. In den Fluten versanken auch mehrere Autos.
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FOTO: IMAGO Helfer durchsuche­n die Trümmer eines Hauses in Mumbai.

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