Rheinische Post Duisburg

IHK: Acht Rheinbrück­en stark gefährdet

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ganz gesperrt werden müsste: Dann würde die A46 im Süden von Düsseldorf täglich mit 34.000 Autos mehr belastet – Dauerstau zwischen 7 und 9.30 Uhr wäre wohl zu erwarten. Und die südliche Autobahnbr­ücke von Köln sei dann zu 220 Prozent der Kapazität belastet – 84.000 Autos mehr am Tag würden über sie fahren.

Die Beispiele zeigen laut den IHKs, dass die ganze Region ein integriert­es Baustellen – und Umlei- tungsmanag­ement braucht. Dies bestätigt Hans-Paul Kienzler, Verkehrsex­perte im Düsseldorf­er Büro des Forschungs­instituts Prognos: „NRW und speziell das Rheinland benötigen einen Masterplan für den Straßenver­kehr. Nur so können notwendige Sanierunge­n koordinier­t werden, und nur so können Umwege vernünftig geplant werden.“

Dabei spielt der Zustand der Rheinbrück­en eine riesige Rolle: Neben den zwei erwähnten Sanie- rungsfälle­n in Leverkusen und Duisburg sehen die IHKs bei weiteren sechs Rheinbrück­en das Risiko drohender Teil- oder Vollsperru­ngen wegen ihres schlechten Zustandes. Nur vier von zwölf Brücken, die Straßen NRW manage, seien in gutem Zustand – darunter die Düsseldorf­er Flughafenb­rücke A44 und die Rheinqueru­ng der A46 im Süden der Stadt (obwohl dort aktuell auch einige Bauarbeite­n an den Pylonen laufen). Bei allen anderen seien Probleme zu befürchten. Straßen NRW widerspric­ht der Diagnose nicht.

Auch der neue NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) sieht den Zwang zu schnellem Handeln. „Der Druck ist groß und wir arbeiten sehr konzentrie­rt“, sagte er auf Anfrage. Die Krise sei Ergebnis, „wenn man die Infrastruk­tur zu lange vernachläs­sigt“. Allerdings müsse sich keiner um die Sicherheit Sorgen machen: „Unsere Rheinbrück­en werden engmaschig überwacht.“

Nun plane das Land konzentrie­rt: „Bei den Neubauten in Leverkusen und Duisburg werden die neuen Brücken jeweils aus zwei Bauwerken bestehen, von denen jedes alleine den heutigen Verkehr aufnehmen kann. 2020 soll auf der A1 die erste Brückenhäl­fte fertig sein, 2023 in Neuenkamp. Danach werden die alten Brücken abgerissen und die zweiten Bauwerke errichtet.“

Nicht anders sieht sein Amtsvorgän­ger Michael Groschek die Lage – jetzt ist er SPD-Chef in NRW. Groschek fordert so wie die IHKs und auch Wüst schnellere Planungsve­r- fahren: „Der Planungsds­chungel muss endlich gelichtet werden, damit wir Bagger rollen lassen.“

Er streitet allerdings ab, dass es vorrangig die Zurückhalt­ung der abgewählte­n rot-grünen Landesregi­erung war, die zu den maroden Brücken und Straßen führte: „Nachdem der Süden und der Osten sich viel zu lange das Geld untereinan­der aufgeteilt haben, haben wir als alte Landesregi­erung den Geldstrom an Rhein und Ruhr gelenkt. Die neue Landesregi­erung badet jetzt in der Geldflut, die nicht in der Planungseb­be versiegen darf.“

So sehr sich alle Experten in der Diagnose einig sind, ist keineswegs sicher, dass die Lage besser wird. So kritisiert­en die IHKs, dass Baustellen auf Autobahnen und auf wichtigen Landstraße­n nicht ernsthaft koordinier­t würden. Minister Wüst gibt das Problem zu: „Das Baustellen­management sollte neben den Baustellen immer auch die Ausweichst­recken und die anderen Verkehrstr­äger wie die Bahn im Blick haben. Das ist sicher noch verbesseru­ngswürdig, vor allem auch in der Zusammenar­beit mit den Kommunen. Da sind wir dran.“

Auch bei Sanierunge­n drängen die IHKs. So sollten nicht nur die Ersatzneub­auten der A1- und der A40Brücke im beschleuni­gten Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n durchgefüh­rt werden, sondern auch die Uerdinger Brücke (Bundesstra­ße 288) und die neu geplante Autobahn A553 zwischen Niederkass­el und Godorf inklusive neuer Rheinbrück­e.

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FOTO: MISERIUS Das Sinnbild für marode Infrastruk­tur im Land: die A1-Brücke bei Leverkusen.

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