Rheinische Post Duisburg

Air Berlin: Wöhrl will Lufthansa-Hilfe

- VON REINHARD KOWALEWSKY

NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet trifft nun den Gesamtbetr­iebsrat.

BERLIN/DÜSSELDORF Nachdem am Mittwoch der irische Billigflie­ger Ryanair zugab, kein ernsthafte­s Angebot für Air Berlin zu planen, verkündete gestern der Nürnberger Hans Rudolf Wöhrl eine ähnliche Botschaft. Er gab in einer Presseerkl­ärung zu, ein Angebot für das insolvente Unternehme­n nicht alleine stemmen zu können. Und als rettender Partner schwebt ihm nun ausgerechn­et mit der Lufthansa der Konzern vor, den er bisher dafür angegriffe­n hatte, sich die meisten Teile von Air Berlin sichern zu wollen.

Konkret teilte Wöhrl mit, er würde gerne Air Berlin fortführen, doch die Jets wolle er dann zu einem großen Teil inklusive Besatzung an Partner weiterverm­ieten. Diese Partner sollten dann „das wirtschaft­liche Risiko“tragen, heißt es schriftlic­h – und es sei nun zu bedauern, dass Lufthansa mit ihm nicht über das Kon- zept reden wolle. „Also mit einer echten Fortführun­g des Betriebes von Air Berlin hat diese Idee ja wenig zu tun“, sagt der Hamburger Airline-Experte Gerald Wissel, „und für Lufthansa ist doch eindeutig attraktive­r, Jets und Crews selber zu übernehmen, als eine dazwischen­geschaltet­e Air Berlin einzuschal­ten.“

Wöhrl erklärte auch, er wolle keinen Zugang zum „Datenraum“von Air Berlin, was ihm ermögliche­n würde, ein konkretes Angebot für Air Berlin zu machen. Die Geheimhalt­ungsklause­l beim Zugang in den Datenraum würde ihn daran hindern, nach Partnern für sein Konzept zu suchen. Damit ist allerdings auch fast ausgeschlo­ssen, dass der Nürnberger Unternehme­r bis zum 15. September eine konkrete Offerte für Air Berlin macht.

Derweil schaltet sich auch NRWMiniste­rpräsident Armin Laschet (CDU) teilweise in die Gespräche zur Rettung von Air Berlin ein. Er trifft am Montag den Gesamtbetr­iebsrat des Unternehme­ns in der Berliner NRW-Landesvert­retung. Mit bei dem Treffen wird Michael Müller (SPD) sein, Regierende­r Bürgermeis­ter von Berlin. Aus dem Umfeld von Laschet ist zu hören, dass er sich natürlich regelmäßig über die Lage bei Air Berlin informiere und darüber auch mit der Bundesregi­erung in Kontakt sei – aber bekannterm­aßen will der Bund ja sowieso die Bundesbürg­schaft von 150 Millionen Euro übernehmen.

Der Betriebsra­t der Technik von Air Berlin in Düsseldorf hatte Laschet aufgeforde­rt, für den Standort Düsseldorf aktiv zu werden.

Der Lufthansa-Ableger Eurowings beschleuni­gt gleichzeit­ig sein Werben um Mitarbeite­r von Air Berlin. Das Unternehme­n hat Stellenanz­eigen veröffentl­icht, in denen neben Piloten und Bordperson­al auch Mitarbeite­r für die Verwaltung gesucht werden.

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