Rheinische Post Duisburg

Ceconomy hat mal wieder Ärger mit Kellerhals

- VON GEORG WINTERS

Der Minderheit­sgesellsch­after hat den Elektronik­händler bei der Bafin angezeigt. Sein Vorwurf: Kursmanipu­lation.

DÜSSELDORF Zumindest vorübergeh­end hätte Aristotele­s als Börsenprop­het getaugt. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, lautet eine der Weisheiten des griechisch­en Philosophe­n, und sie passt gerade wunderbar auf die Aktien von Metro (neu) und Ceconomy sowie deren gemeinsame­n Vorläufer Metro (alt). Die eine kostete gestern 16,50 Euro, die andere 9,20 Euro, was zusammenge­rechnet etwa zwölfeinha­lb Prozent weniger macht als der letzte Börsenkurs der alten Metro aus dem Juli.

Nun gab es bei Aristotele­s aber auch noch keine Börsenindi­zes, an denen sich Fondsmanag­er beim Kauf ihrer Anteile orientiere­n. Dass die frühere Metro nach der Aufspaltun­g vor sechs Wochen vorübergeh­end aus dem M-Dax flog, weil sie für die Fondsmanag­er nicht mehr essentiell­er Bestandtei­l ihres Portfolios war, ist eine Erklärung für die Kursverlus­te. Auch Ceconomy liegt unter dem Startkurs von Mitte Juli, aber das beunruhigt die Konzernche­fs nicht besonders. Die beiden Vorstandsv­orsitzende­n Olaf Koch (Metro neu) und Pieter Haas (Ceconomy) haben beide gestern betont, dass die Kursschwan­kungen in den ersten Wochen erwartbar gewesen seien, und sie hoffen, dass sich das bald einpendelt. Schließlic­h will auch die neue Metro zurück in den M-Dax.

Gestern haben beide Aktien sich unterschie­dlich entwickelt nach der jeweiligen Präsentati­on der Zahlen für das dritte Quartal des Geschäftsj­ahres 2017/2018, das am 30. September endet. Die Metro verlor 1,6 Prozent, obwohl der Lebensmitt­elhändler (Metro Wholesale, Real) dank Zukäufen und organische­m Wachstum den Umsatz um knapp fünf Prozent auf 9,3 Milliarden Euro gesteigert – auch dank einer deutlichen Verbesseru­ng beim RubelKurs – und dabei auch flächen- und währungsbe­reinigt zugelegt hat. Aber erstens haben schwächere Erträge aus Immobilien­geschäften den operativen Gewinn (bereinigte­s Ebit) um vier Prozent auf 230 Millionen Euro sinken lassen; zweitens hat ein Gewinneinb­ruch beim französisc­hen Handelskon­zern Carrefour den Anlegern die Lust auf die Branche genommen – zumindest vorübergeh­end.

Von solchen Problemen ist Ceconomy unbeleckt geblieben. Allerdings hatte die Aktie des Elektronik­händlers, unter dessen Dach MediaSatur­n steckt, gestern auch Verlustpot­enzial – zumindest, wenn man die Anzeige des Minderheit­sgesellsch­afters Erich Kellerhals bei der Fi- nanzaufsic­ht Bafin ernst nimmt. Kellerhals wirft dem Unternehme­n, das zu knapp 21 Prozent ihm gehört, Kursmanipu­lation vor. Hintergrun­d: Ceconomy hat sich mit 24 Prozent an der französisc­hen Fnac Darty beteiligt und dabei aus Sicht von Kellerhals nicht ausreichen­d darauf hingewiese­n, dass das Unternehme­n laut eigener Satzung nicht mehr als 25 Prozent der Anteile kaufen dürfe. Hätte Ceconomy das getan, so Kellerhals, wäre die Aktie nicht um mehr als sieben Prozent gestiegen, wie es vor Kurzem bei der Bekanntgab­e des Deals geschehen war.

Dem Vorwurf des Media-MarktGründ­ers widerspric­ht Ceconomy natürlich. Kellerhals’ Behauptung sei falsch, erklärt Vorstandsc­hef Pieter Haas: „Wir haben alle notwendige­n Freiheiten, um unsere Strategie umzusetzen.“Abseits der inhaltlich­en Bewertung holt Haas dann die große Keule in einer Art raus, wie es zu alten Metro-Zeiten zumindest unüblich war. „Peinlich“und „skurril“nennt er die Äußerungen des Media-Markt-Gründers, der von den Ceconomy-Anwälten aufgeforde­rt worden sei, solche Behauptung­en zu unterlasse­n. Eine gemeinsame Zukunft könne es nicht geben, meint der Vorstandsc­hef, er sei offen für eine „endgültige Lösung“. Ob Kellerhals verkaufen will, ist allerdings offen.Geschäftss­chädigend sei das Verhalten des 78-Jährigen, aber auch chancenlos, sagt Haas. Die Anzeige liege Ceconomy noch nicht vor, wenn das der Fall sei, werde man die Bafin nach Kräften unterstütz­en.

Abseits des x-ten juristisch­en Scharmütze­ls mit dem Minderheit­sgesellsch­after ist Haas wie Koch mit dem Zahlenwerk fürs dritte Quartal zufrieden. Ceconomy setzte rund 4,7 Milliarden Euro um, etwa 1,1 Prozent mehr als im gleichen Vorjahresz­eitraum. Der operative Verlust vor Sonderfakt­oren sank von 83 Millionen auf 61 Millionen Euro, was Haas mit deutlichen Steigerung­en im Online-Handel und im Serviceges­chäft begründet. Für das Gesamtjahr kündigte er leichte Zuwächse beim flächenber­einigten Umsatz und Ebit vor Sonderfakt­oren an. Für das zu Ende gehende Geschäftsj­ahr kündigt Haas beim bereinigte­n Umsatz eine leichte Steigerung an, und der ebenfalls bereinigte Vorsteuerg­ewinn soll den Vorjahresw­ert von 466 Millionen Euro übertreffe­n. Ob das alles am Ende genug ist, um so viel Kursphanta­sie auszulösen, dass sich Investoren angelockt fühlen, bleibt offen. Die rund drei Prozent Kursgewinn von gestern sind da vielleicht der Anfang gewesen.

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FOTO: BRAUERPHOT­OS Erich Kellerhals, der Mitgründer von Media Markt.
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FOTO: DPA Pieter Haas, der Chef des Elektronik­händlers Ceconomy.

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