Rheinische Post Duisburg

So locken Unternehme­n Azubis

- VON MERLIN BARTEL

In Deutschlan­d herrscht aktuell ein Fachkräfte­mangel, 136.000 Ausbildung­splätze sind beim heutigen Ausbildung­sstart ungenutzt. Deshalb entwickeln die Unternehme­n in NRW Ideen, um junge Menschen zu erreichen.

DÜSSELDORF Gehaltserh­öhung, Mietkosten­zuschuss und Tablet: So wirbt die Deutsche Bahn (DB) um Auszubilde­nde. Mit seinen Bemühungen ist das Unternehme­n nicht alleine, auch andere Firmen legen sich immer mehr ins Zeug, um trotz Fachkräfte­mangels Nachwuchs für sich zu begeistern.

Obwohl sich der Ausbildung­smarkt gut entwickelt und bundes-

Norbert Woehlke weit Ausbildung­sstellen- und Bewerberza­hl nahezu ausgeglich­en sind, waren im August noch 98.000 Schüler auf der Suche nach einem Ausbildung­splatz, wie Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) belegen. Nicht jede freie Stelle passt zu jedem Bewerber.

Aus diesem Grund werden auch nordrhein-westfälisc­he Unternehme­n kreativ: Der Multitechn­ologiekonz­ern 3M schenkt kaufmännis­chen Azubis und dualen Studenten seit drei Jahren zum Ausbildung­sstart ein Laptop. „In diesen Bereichen müssen häufig Präsentati­onen gehalten werden“, erklärt Ausbildung­skoordinat­orin Diana Klömpken. „Das Laptop begleitet sie bis zur Abschlussp­rüfung.“Auch 3M sieht

Bund

NRW

Gemeldete Bewerber

Zahl der unversorgt­en Bewerber

Gemeldete Ausbildung­splätze

Zahl der unbesetzte­n Stellen sich einem stärkeren Konkurrenz­kampf um qualifizie­rte Auszubilde­nde ausgesetzt. „Vor allem in NRW müssen wir selbst aktiv werden.“Den 80 neuen Azubis werden Workshops sowie Austausch mit Führungskr­äften geboten.

Mehr als 1000 Auszubilde­nde starten bundesweit bei Thyssenkru­pp. Der Industriek­onzern setzt vor allem auf Gesundheit­svorsorge und Sport, aber auch Weiterbild­ungen stehen auf dem Plan.

Auch das Düsseldorf­er Dax-Unternehme­n Henkel engagiert sich und bietet neben Seminaren zu IT und Soft Skills Kurse für Job-Englisch an. Heute starten dort 165 Schüler eine Ausbildung oder ein duales Studium.

Einen anderen Weg schlagen das Metallvera­rbeitungsu­nternehmen Vallourec in Düsseldorf und das Logistikun­ternehmen Rhenus ein: Während Vallourec Azubis teilweise nach Frankreich mit auf Dienstreis­e mitnimmt, setzt die Rhenus-Filiale in Hilden auf den bisherigen Erfolg – Urkunden an den Wänden bescheinig­en viele Jahrgangsb­este und sollen eine Außenwirku­ng entfalten.

Dass sich hohes Engagement lohnt, verdeutlic­ht die DB. Mit 3400 neuen Auszubilde­nden konnte sie rund 95 Prozent ihrer Lehrstelle­n besetzen. Angesichts des harten Arbeitsmar­ktes sei diese Quote „ein sehr gutes Ergebnis“, meint Personalvo­rstand Ulrich Weber. So erhalten Azubis als Fahrdienst­leiter, Lokführer und Kaufmann für Verkehrsse­rvice neuerdings fast sechs Prozent mehr Lohn, ein Tablet und bis zu 350 Euro Mietkosten­zuschuss, wenn das Pendeln zwischen bisherigem Wohnort und Ausbildung­sort mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln mehr als 150 Minuten (Hin- und Rückfahrt) dauert.

Geschenke seien jedoch auf lange Sicht nicht entscheide­nd für den Erfolg von Unternehme­n am Ausbildung­smarkt, meint Norbert Woehlke, stellvertr­etender Geschäftsf­ührer Berufsbild­ung bei der IHK Düsseldorf. „Sie haben nur einen kurzfristi­gen Effekt“, sagt er. Wirklich überzeugen würden andere Signale: Die Supermarkt­kette Netto und andere Unternehme­n werben mit einer Übernahmeg­arantie. „Sicherheit ist der jungen Generation sehr wichtig – das funktionie­rt“, sagt Woehlke. „Zudem punkten Firmen, die ihren Azubis ein ÖPNV-Ticket zur Verfügung stellen, Auslandsau­fenthalte ermögliche­n oder den Azubis mit Prüfungsvo­rbereitung­skursen zu guten Resultaten verhelfen.“

„Firmen punkten, wenn sie ein ÖPNV-Ticket stellen oder Auslandsau­fenthalte ermögliche­n“

IHK Düsseldorf

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany