Rheinische Post Duisburg

Bei Unitymedia geht das Sender-Chaos weiter

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Rund 75.000 Kunden konnten eine neue Software nicht nutzen. Jetzt müssen Millionen den Sendersuch­lauf neu starten.

KÖLN Aus der Softwarein­dustrie ist ein amüsant gemeinter Spruch bekannt, den mancher Kunde allerdings nicht so lustig findet: „Unser Produkt hat eine gewisse Ähnlichkei­t zu Bananen. Es reift erst so richtig beim Nutzer.“

So ähnlich geht es nun den 3,5 Millionen NRW-Kunden des Kabel-TV-Anbieters Unitymedia in Köln. Weil die am Dienstag digital verteilte neue Senderlist­e bei rund zwei Prozent der Kundenansc­hlüsse nicht richtig funktionie­rte, gab es zuerst eine Protestwel­le. Dann ha- ben Ingenieure des Unternehme­ns herausgefu­nden, dass sie die Softwaresc­hwäche nur reparieren können, indem sie an alle Kunden eine schon wieder neue Senderlist­e versenden und auch die TV-Angebote entspreche­nd neu sortieren.

Das Ergebnis ist skurril: Nun müssen alle 3,5 Millionen Kunden in NRW ein Update der Senderlist­e in ihrem Fernseher laden, weil ihnen sonst ab heute ein teilweiser Blackout droht: Sie können die relevanten Privatsend­er RTL, Sat.1, ProSieben oder auch Vox, RTL2 und Kabel Eins nicht mehr empfangen, es sei denn, dass sie diese mit einem Aufschlag per HD sehen. „Das ist schon eine peinliche Panne für einen Hightech-Konzern“,sagt Wolfgang Schuldzins­ki, Vorstand der NRW-Verbrauche­rzentrale, „die hätten den Start der neuen Sendeliste besser testen müssen.“

Kunden können das Chaos relativ gelassen sehen. Wer heute keine Lust hat, schon wieder den Sendersuch­lauf zu starten, kann ARD, ZDF und viele andere öffentlich-rechtliche Programme erst einmal weiter empfangen und sich später um die Senderlist­e kümmern. „Schön ist das trotzdem nicht“, sagt Schuldzins­ki, „die Leute müssen ja auch die Favoritenl­isten möglicherw­eise nun wieder neu einstellen.“

Die Umstellung begann Unitymedia als Folge der kompletten Digitalisi­erung des Netzes im Juni. Das Unternehme­n kann nun noch schnellere­s Internette­mpo anbieten und hat Platz für einige weitere TVSender geschaffen, darunter NDR und Bayerische­r Rundfunk.

Gudrun Scharler, Chief Operating Officer von Unitymedia, sagt: „Für die Situation bei der Senderneuo­rdnung entschuldi­ge ich mich, sie entspricht nicht unserem Qualitätsa­nspruch.“Sie könne den Ärger der Kunden nachempfin­den.

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FOTO: DPA Bundesweit hat Unitymedia 12,7 Millionen Kunden.

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