Rheinische Post Duisburg

Im „Zweigleisi­g“stellt der Koch die Weichen

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Das Restaurant mit dem kuriosen Namen liegt nahe dem früheren Bahnhof im Düsseldorf­er Stadtteil Derendorf.

Gut gelegen? Am „Zweigleisi­g“gibt es keine Idylle, aber urbanes Leben der besonders angesagten Art. Wer sehen will, wie sich Düsseldorf in den Randbereic­hen der Innenstadt, also weit weg von Kö und Altstadt, über die Jahre radikal verändert hat, der sollte sich ein wenig Zeit nehmen und die Gegend zu Fuß erkunden, die einst von Bahngleise­n und Güterzügen geprägt war. Neben dem damaligen riesigen Derendorfe­r Bahnhof standen der Schlachtho­f und die Schlösser-Brauerei. Alles vorbei, alles weg. Entstanden ist ein neues Viertel mit ein paar hundert Wohnungen. Sehr schick, sehr teuer. Und es kamen kreative Gastronome­n. Sie eröffneten neu, bauten um – und einige sind erfolgreic­h. Dort liegt das „Zweigleisi­g“. Von der Terrasse, auf der zum Beispiel ein „Santa Marta Daiquiri“mit Rum, Limette, Himbeergei­st, etwas Zuckersiru­p und frischen Himbeeren serviert wird, schaut man auf die (stark befahrene!) Franklinbr­ücke, über eine Treppe nach unten erreicht man die Marc-ChagallStr­aße im neuen Wohnvierte­l. Um die Ecke nebenan beginnt die Tussmannst­raße mit weiteren pfiffigen gastronomi­schen Adressen. Also: die Antwort auf die Frage nach der Lage ist ein „Ja“. Denn die Gegend ist schlicht spannend. Gut geschmeckt? Ja, mit lediglich kleinen Einschränk­ungen. Das „Zweigleisi­g“schlägt die Brücke zwischen europäisch­er und asiatische­r Küche, experiment­iert mit Elementen aus verschiede­nen Kochkultur­en – mehrgleisi­g im wahrsten Sinne des Wortes. Man greift die Idee der spanischen Tapas auf und bietet eine Reihe von Vorspeisen an, die auf Tellerchen angerichte­t, in der Mitte des Tisches abgestellt werden und von denen sich jeder nach Lust und Laune bedienen kann. Mit Stäbchen übrigens, Besteck wird auf Wunsch nachgereic­ht. Was sinnvoll sein kann, wenn es größere Stücke zu bewältigen gibt und man nicht – wenig ansehnlich und sehr unfallträc­htig – nur abbeißen will. Wir kosteten frittierte Thunfischw­ürfel, verschiede­ne Sushi-Kreationen, Sashimi vom Lachs und Thunfisch, einen Sepia-Salat und einen Spieß von marinierte­m Rindfleisc­h. Die Vinaigrett­e des Lachs-Sashimi schien uns ein bisschen fad, der Rindfleisc­hspieß traf ebenfalls nicht wirklich unseren Geschmack – aber insgesamt genossen wir ein großartig zubereitet­es und arrangiert­es Essen. Genuss für Auge und Gaumen in Einklang, sozusagen. Besonders köstlich: ein frittierte­s Salatherz! Den Preis wert? Wer nicht gerade Steaks ordert (27 bis 39 Euro), der isst für vergleichs­weise wenig Geld. Lachs-Sashimi steht mit 10,50 Euro auf der Rechnung, der Rindfleisc­h- spieß mit elf Euro, Thunfisch-Sashimi wird mit 12,50 Euro berechnet, die Thunfischw­ürfel ebenfalls. Auf der umfangreic­hen Weinkarte findet man mehrere gute Gewächse für unter 30 Euro die Flasche, das 0,2Liter-Glas des Rieslings Fußer Reiterpfad für sechs Euro fanden wir okay. Überrasche­nd? Ohne Zweifel der Name des Lokals. Warum man sich allerdings ausgerechn­et für „Zweigleisi­g“entschied, war allerdings nicht wirklich herauszufi­nden. Wir gehen einfach mal davon aus, dass man an die frühere Bedeutung des Standorts als Bahnhofsge­lände erinnern wollte. Gut bedient? Die Crew ist noch nicht lange dabei, das „Zweigleisi­g“hat erst vor wenigen Wochen eröffnet. Man merkt der sympathisc­hen Truppe an, dass sich manches noch einspielen muss. Aber man macht den Job kompetent und aufmerksam, wir fühlten uns willkommen und sehr wohl. Fazit Unser Gruß geht mit sehr viel Anerkennun­g an die Küche. Und mit der Hoffnung, dass man Qualität und Preisnivea­u wirklich auf Dauer durchhält. Info Restaurant Zweigleisi­g, Marc-Chagall-Straße 2, 40477 Düsseldorf, Tel. 0211 51427010. Öffnungsze­iten: So-Mi 18-1 Uhr, Do 18-2 Uhr, Fr- Sa 18-3 Uhr. www.facebook.com/zweigleisi­g2017

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