Heimatmuseum wächst stetig
Immer wieder treten Bürger an den Verein, um Historisches aus der einst selbstständigen Stadt Homberg zu verschenken. Wir stellen nach und nach Exponate vor – und starten mit einer besonderen Orientierungsplatte.
HOMBERG Sie rufen ihn an, schreiben ihm eine E-Mail oder kommen gleich bei ihm oder im Heimatmuseum vorbei. In jedem Fall überreichen Homberger Bürger Heimatforscher Reinhard Stratenwerth immer wieder neue Fundstücke, schenken dem Verein Freundeskreis Historisches Homberg alte Schätzchen aus ihrem Besitz. Archivar Stratenwerth wirft dann einen sachkundigen Blick auf das Mitbringsel und ordnet das neue Exponat in den Fundus des Homberger Heimatmuseums ein.
Das Heimatmuseum ist das Herzstück des Freundeskreises Historisches Homberg, den geschichtsbewusste Bürger 1985 gründeten. Hunderte Stücke hat Stratenwerth seit der Eröffnung der Dauerausstellung im fünften Stock des Kultur- und Freizeitzentrums (KFZ) zusammengetragen. In fast 30 Jahren ist dort viel zusammengekommen.
Und tatsächlich: Unter dem Dach des Gebäudes an der Augustastraße findet sich alles, was Homberg einst ausmachte, die bis 1975 selbstständige Stadt im Grünen: Schifffahrt, Landwirtschaft, Bergbau, Verwaltung, Buchdruckereien, Vereine, Gaststätten – das pralle Homberger Leben vieler Jahrzehnte spiegelt sich in der musealen Dachkammer wider. Und der Fundus wächst.
Reinhard Stratenwerth, 78, freut sich jetzt einmal mehr: „Wir können wieder einige neue Exponate präsentieren, die uns Homberger Bürger geschenkt haben.“Zunächst zeigt Stratenwerth stolz ein Exponat von Gewicht, eine kupferne, kiloschwere Orientierungstafel. Sie war jahrzehntelang auf dem Dach der ehemaligen Jugendherberge im Homberger Hebeturm auf einem Sockel aufgestellt. Die Platte mit rund 80 Zentimetern Durchmesser hatte einst der ehemalige Rektor Ludwig Becker entworfen. Die Scheibe diente dazu, Gästen und Besuchern der Jugendherberge die Städte und Orte in einem Umkreis von rund 40 Kilometern zu zeigen. Auf der Tafel sind Stadtnamen in allen Himmelsrichtungen eingraviert: Düsseldorf, Kaiserswerth, Neuss oder Uerdingen im Süden, Walbeck, Straelen, Hinsbeck, Mörs, Kapellen, Rheinberg im Westen, Wesel und Dinslaken im Norden, Essen, Barmen und Elberfeld im Osten.
Die eingezeichneten Orte sind unterstrichen und mit Kilometerangaben ergänzt. Dazu sind auch damals wichtige Industriebetriebe eingezeichnet, das FriedrichKrupp-Hüttenwerk in Rheinhausen, das Thyssenkrupp-Stahlwerk in Bruckhausen, die Solvay-Werke in Rheinberg oder die Niederrheinische Bergbau AG in NeukirchenVluyn. „Die Scheibe stammt aus der Zeit um 1930, wahrscheinlich hat sie die damalige Stadt Homberg in Auftrag gegeben und angebracht.“Gefertigt wurde die Metallscheibe in Duisburg von dem Metall verarbeitenden Betrieb „G. Hentschel“, wie eine winzige Gravur am unteren Rand zeigt. Auch der Homberger Lehrer Karl Thelen erwähnt die Tafel in seinem 1950 erschienenen Heimatbuch „Ein Blick vom Hebeturm“.
Der Homberger Künstler Willi Kissmer, der nach seiner Karriere bei der Duisburger Rockband Bröselmaschine seit etwa zwei Jahrzehnten im Homberger Hebeturm wohnt und arbeitet, ließ Stratenwerth die Metallscheibe zukommen. Als er das Dach durchbrechen ließ, um mittels einer Glaspyramide besseres Licht für das darunterliegende Atelier zu bekommen, musste die Tafel abgebaut werden. Stratenwerth: „Die Jugendherberge bestand ab 1928, unterbrochen durch den Zweiten Weltkrieg, bis 1987. Dann mussten die Herbergseltern, das Ehepaar Portner, den Hebeturm verlassen.“Aber dieses Exponat ist nur eine der Neuerungen im Heimatmuseum. Fortsetzung folgt.
Geöffnet ist das Heimatmuseum an jedem dritten Sonntag im Monat von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr, das nächste Mal am 17. September