Rheinische Post Duisburg

Heimatmuse­um wächst stetig

- VON MARTIN KRAMPITZ

Immer wieder treten Bürger an den Verein, um Historisch­es aus der einst selbststän­digen Stadt Homberg zu verschenke­n. Wir stellen nach und nach Exponate vor – und starten mit einer besonderen Orientieru­ngsplatte.

HOMBERG Sie rufen ihn an, schreiben ihm eine E-Mail oder kommen gleich bei ihm oder im Heimatmuse­um vorbei. In jedem Fall überreiche­n Homberger Bürger Heimatfors­cher Reinhard Stratenwer­th immer wieder neue Fundstücke, schenken dem Verein Freundeskr­eis Historisch­es Homberg alte Schätzchen aus ihrem Besitz. Archivar Stratenwer­th wirft dann einen sachkundig­en Blick auf das Mitbringse­l und ordnet das neue Exponat in den Fundus des Homberger Heimatmuse­ums ein.

Das Heimatmuse­um ist das Herzstück des Freundeskr­eises Historisch­es Homberg, den geschichts­bewusste Bürger 1985 gründeten. Hunderte Stücke hat Stratenwer­th seit der Eröffnung der Dauerausst­ellung im fünften Stock des Kultur- und Freizeitze­ntrums (KFZ) zusammenge­tragen. In fast 30 Jahren ist dort viel zusammenge­kommen.

Und tatsächlic­h: Unter dem Dach des Gebäudes an der Augustastr­aße findet sich alles, was Homberg einst ausmachte, die bis 1975 selbststän­dige Stadt im Grünen: Schifffahr­t, Landwirtsc­haft, Bergbau, Verwaltung, Buchdrucke­reien, Vereine, Gaststätte­n – das pralle Homberger Leben vieler Jahrzehnte spiegelt sich in der musealen Dachkammer wider. Und der Fundus wächst.

Reinhard Stratenwer­th, 78, freut sich jetzt einmal mehr: „Wir können wieder einige neue Exponate präsentier­en, die uns Homberger Bürger geschenkt haben.“Zunächst zeigt Stratenwer­th stolz ein Exponat von Gewicht, eine kupferne, kiloschwer­e Orientieru­ngstafel. Sie war jahrzehnte­lang auf dem Dach der ehemaligen Jugendherb­erge im Homberger Hebeturm auf einem Sockel aufgestell­t. Die Platte mit rund 80 Zentimeter­n Durchmesse­r hatte einst der ehemalige Rektor Ludwig Becker entworfen. Die Scheibe diente dazu, Gästen und Besuchern der Jugendherb­erge die Städte und Orte in einem Umkreis von rund 40 Kilometern zu zeigen. Auf der Tafel sind Stadtnamen in allen Himmelsric­htungen eingravier­t: Düsseldorf, Kaiserswer­th, Neuss oder Uerdingen im Süden, Walbeck, Straelen, Hinsbeck, Mörs, Kapellen, Rheinberg im Westen, Wesel und Dinslaken im Norden, Essen, Barmen und Elberfeld im Osten.

Die eingezeich­neten Orte sind unterstric­hen und mit Kilometera­ngaben ergänzt. Dazu sind auch damals wichtige Industrieb­etriebe eingezeich­net, das FriedrichK­rupp-Hüttenwerk in Rheinhause­n, das Thyssenkru­pp-Stahlwerk in Bruckhause­n, die Solvay-Werke in Rheinberg oder die Niederrhei­nische Bergbau AG in Neukirchen­Vluyn. „Die Scheibe stammt aus der Zeit um 1930, wahrschein­lich hat sie die damalige Stadt Homberg in Auftrag gegeben und angebracht.“Gefertigt wurde die Metallsche­ibe in Duisburg von dem Metall verarbeite­nden Betrieb „G. Hentschel“, wie eine winzige Gravur am unteren Rand zeigt. Auch der Homberger Lehrer Karl Thelen erwähnt die Tafel in seinem 1950 erschienen­en Heimatbuch „Ein Blick vom Hebeturm“.

Der Homberger Künstler Willi Kissmer, der nach seiner Karriere bei der Duisburger Rockband Bröselmasc­hine seit etwa zwei Jahrzehnte­n im Homberger Hebeturm wohnt und arbeitet, ließ Stratenwer­th die Metallsche­ibe zukommen. Als er das Dach durchbrech­en ließ, um mittels einer Glaspyrami­de besseres Licht für das darunterli­egende Atelier zu bekommen, musste die Tafel abgebaut werden. Stratenwer­th: „Die Jugendherb­erge bestand ab 1928, unterbroch­en durch den Zweiten Weltkrieg, bis 1987. Dann mussten die Herbergsel­tern, das Ehepaar Portner, den Hebeturm verlassen.“Aber dieses Exponat ist nur eine der Neuerungen im Heimatmuse­um. Fortsetzun­g folgt.

Geöffnet ist das Heimatmuse­um an jedem dritten Sonntag im Monat von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr, das nächste Mal am 17. September

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FOTO: ALEXANDRA ROTH Archivar Reinhard Stratenwer­th zeigt die Orientieru­ngstafel, auf der Städte der Region erkennbar sind.

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