Rheinische Post Duisburg

Überleben, zum Beispiel im Rotlichtmi­lieu

- VON CHARLOTTE RASKOPF

Die neue Reihe des Literaturb­üros Ruhr beschäftig­t sich mit (ungewöhnli­chen) Lebensentw­ürfen

Das Literaturb­üro Ruhr ist bekannt für seine überragend­en Literaturr­eihen. Auch in diesem Herbst hat der aus Duisburg stammende Gerhard Herholz, der langjährig­e Leiter ein interessan­tes Programm zusammenge­stellt. „Über Leben! Von der Hoffnung auf Zukunft“ist die aktuelle Reihe überschrie­ben, die vom 6. September bis zum 30. November 14 Lesungen in sieben Städten des Ruhrgebiet­es bietet, darunter auch zwei Termine in Duisburg.

Alle Veranstalt­ungen beschäftig­en sich mit den weltweiten drastische­n polit-ökonomisch­en Veränderun­gen. Auf gegenwärti­ge Gefahren und Problemati­ken wie Krieg, Klimawande­l und Rechtspopu­lismus reagieren Menschen unterschie­dlich: Während die einen zu Mitläufern und Tätern werden, finden sich andere mit der Situation ab. Wieder andere leisten Widerstand oder entwerfen Zukunftspe­r- spektiven. Das geschieht nicht zuletzt durch die Lebensgesc­hichten literarisc­her Figuren, die die Autoren in diesen Lesungen vorstellen.

Die Lesungen in Duisburg behandeln zwei auf den ersten Blick grundsätzl­ich verschiede­ne Themen. In der Veranstalt­ung „Rotlicht“, am 8. September, um 20 Uhr in der Zentralbib­liothek, liest die Autorin Nora Bossong aus ihrer literarisc­hen Reportage rund um das Rotlichtmi­lieu. Bereits als Kind fasziniert­e sie die rote Tür eines Sexshops in Bahnhofsnä­he.

Nun erkundete sie ein Jahr lang die Welt hinter dieser Tür: sie sprach mit Prostituie­rten und Verwaltung­sangestell­ten des Rotlichtmi­lieus. In ihrer Reportage berichtet sie nun von ihren Erfahrunge­n, der hochkomple­xen „Dienstleis­tungsMasch­inerie“des Milieus und dem Aufeinande­rtreffen von Sexualität und Kapitalism­us. Neben der Lesung findet ein Gespräch mit der Berliner Journalist­in Dr. Gabriele von Arnim statt. Karten für die Veranstalt­ung können für sieben Euro im Vorverkauf in der Zentralbib­liothek oder für neun Euro an der Abendkasse erworben werden.

Unter dem Titel „Die stillen Trabanten“liest Autor Clemens Meyer am Freitag, 22. September, um 20 Uhr aus Erzählunge­n, die verschiede­ne Lebensgesc­hichten beschreibe­n. Es geht um einen Lokführer, der Nachtfahrt­en liebt, bis eines Abends ein lachender Mann vor seinem Zug steht, um den Wachmann eines Asylheims, der sich in eine der Bewohnerin­nen verliebt und einen Imbissbude­nbesitzer, der von seinem Hochhausfe­nster aus die Trabanten in der Nacht beobachtet.

Meyer war für sein Buch „Im Stein“bereits für den Man Booker Internatio­nal Prize 2017 nominiert. Neben der Lesung findet ein Gespräch des Autors mit Journalist Claudius Nießen statt, mit dem er bereits den Band „Zwei Himmelhund­e“veröffentl­ichte. Die Veran- staltung findet im Lokal Harmonie in Ruhrort (Harmoniest­raße 41) statt. Eintrittsk­arten können im Literaturb­üro Ruhr telefonisc­h unter 0204399264­4 und per E-Mail unter verena.geiger@stadt-gladbeck.de oder info@lokal-harmonie.de bestellt werden. Sie kosten im Vorverkauf sieben und an der Abendkasse neun Euro.

Ein Blick nach Mülheim: Gegen Populismus und für eine gelebte Demokratie setzt sich Harald Welzer, Direktor von „Futurzwei – Stiftung Zukunftsfä­higkeit“am Donnerstag, 26. Oktober, um 20 Uhr im Ringlocksc­huppen Ruhr in Mühlheim ein. Er liefert Argumente gegen Rechtspopu­lismus und für Demokratie und Solidaritä­t. Eintrittsk­arten für acht Euro zuzüglich Gebühr können im Vorverkauf unter 0208993160 bestellt werden. Alternativ gibt es die Tickets an allen bekannten Vorverkauf­sstellen und unter ringlocksc­huppen.ruhr und für 10,50 Euro an der Abendkasse.

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FOTO: GABY GERSTER Clemens Meyer liest am 22. September in Ruhrort.
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FOTO: P.A. HASSIEPEN Nora Bossong liest am 8. September in der Zentralbib­liothek.

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