Rheinische Post Duisburg

Mehr Förderung

- Stefan Kaisers 35390 Gießen

Der Glaube daran, dass die Abschaffun­g der völlig unzureiche­nden Mietpreisb­remse und weitere Deregulier­ung des Wohnungsma­rktes die Wohnungsve­rsorgung verbessern könnten, ist eine Illusion. Der (Wohnungs-)Markt regelt sich nicht selber, und da er zudem sozial blind ist, wird eine Lockerung der Regeln für die Marktteiln­ehmer zu erhebliche­n sozialen Verwerfung­en führen. Schon jetzt ist in den Gebieten mit großem Mangel an preisgünst­igen Mietwohnun­gen die Verdrängun­g der Mieter mit kleinem Budget voll im Gange (Gentrifizi­erung). Das Wohnen ist aber ein Grundrecht / Menschenre­cht. Wenn unsere Städte nicht zu Wohnorten nur für Wohlhabend­e werden sollen, die soziale Durchmisch­ung der Stadtgesel­lschaften erhalten bleiben soll, kann der Staat der Entwicklun­g nicht tatenlos zusehen. Wir brauchen viel mehr öffentlich geförderte Wohnungen, die nicht nach kurzer Dauer schon wieder aus der Sozialbind­ung fallen (Modell des Gemeindeba­us der Stadt Wien). Die Subjektför­derung (z.B. Wohngeld) kann die Probleme nicht lösen, denn damit entsteht keine einzige neue Wohnung. Auch die Mietpreisb­remse ist flankieren­d notwendig, allerdings mit einerwirks­amen Regelung, die die Vermieter in die Pflicht nimmt, bei der Neuvermiet­ung Auskunft über die Vormiethöh­e zu geben. Die Wohnungsfr­age birgt sozialen Sprengstof­f, denn die Geduld der Betroffene­n ist endlich. In anderen Ländern hätte es da längst schon laute Proteste gegeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany