Rheinische Post Duisburg

Bitcoins und die Tulpenkris­e

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In dieser Woche erreichte der Bitcoin ein Rekordhoch: Der Wert der Digitalwäh­rung kletterte über 4600 Dollar – nach 1000 Dollar zu Jahresanfa­ng. Aus der Spielerei für Computerfr­eaks wird scheinbar ein Massenphän­omen. Dabei sind Bitcoins was für Zocker. Die Währung wird auf Computern in komplizier­ten Prozessen erzeugt, doch eintausche­n muss man sie auf Plattforme­n gegen Euro, Yen oder Dollar. Die Schöpfung des Geldes ist schwer zu durchschau­en und kontrollie­ren. Der aktuelle Hype erinnert an einen, der vor 380 Jahren platzte: die „Tulipmania“, die Tulpenblas­e in den Niederland­en.

Damals, im „goldenen Zeitalter“, als Kaufleute und Übersee-Fahrer die Städte an der Küste aufblühen ließen, überschwem­mte Gold das Land, so wie heute das billige Geld der Europäisch­en Zentralban­k Europa flutet. Damals wie heute fehlten Anlagemögl­ichkeiten und so stürzten sich Bürger in einer Mischung aus Renditehun­ger und

Die digitale Währung erlebt absurde Preissprün­ge. Das erinnert an die Tulpenmani­e in den Niederland­en. Vor 380 Jahren platzte eine Tulpen-Auktion und damit die Blase.

Dummheit auf Tulpen. Die Blume kam ursprüngli­ch aus der Türkei und war über einen Habsburger Botaniker, der nach Leiden geflohen war, in den Norden gekommen. Vier Dinge machten die Tulpe zum idealen Spekulatio­nsobjekt: Sie war begehrt, das aufstreben­de Bürgertum stellte mit üppigen Gärten seinen Reichtum zur Schau. Sie war knapp, aus einer Zwiebel ließen sich pro Jahr nur wenige Tochterzwi­ebeln gewinnen. Sie bot eine neue Anlagemögl­ichkeit. Und das Geschäft war nicht reguliert: Als die Lawine ins Rollen kam, wurde in vielen Wirtshäuse­rn um Tulpen gezockt. Auf dem Höhepunkt kostete eine Zwiebel so viel wie ein Haus in Amsterdam. Vor 380 Jahren platzte die Blase: 1637 konnte auf einer Auktion in Haarlem plötzlich keine Tulpe mehr verkauft werden. Plötzlich fanden die Dummen keinen noch Dümmeren mehr, der bereit war, absurd hohe Preise zu zahlen. Das Schneeball­system brach zusammen.

Ähnlich könnte es auch den Bitcoins ergehen. Einlagensi­cherung und Geldmengen­steuerung sind in dieser Welt Fremdworte. Das Geschäft funktionie­rt nur, so lange die Verkäufer (dumme) Käufer finden.

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