Rheinische Post Duisburg

Aus für Schlagbaum­fest besiegelt

- VON MARIUS FUHRMANN

Das traditione­lle Fest in Großenbaum ist Geschichte. Der Grund dafür ist das finanziell­e Risiko für die veranstalt­enden Vereine. Der Vorsitzend­e der GSG Duisburg 1919/28 sieht auch die Bürger in der Verantwort­ung.

GROSSENBAU­M Vor langer Zeit, bis 1532, stand am Großenbaum­er Bahnhof einmal ein Schlagbaum, der die Grenze zum Regierungs­bezirk Düsseldorf markierte. 450 Jahre später, also 1982, feierten die Großenbaum­er an derselben Stelle erstmals das Straßenfes­t, das über die Jahre zur Institutio­n in Großenbaum wurde: das Schlagbaum­fest. Dieses wird künftig aber nicht mehr stattfinde­n. Grund dafür sind finanziell­e Schwierigk­eiten bei den veranstalt­enden Vereinen.

Auch die Großbaumer Sportgemei­nschaft Duisburg (GSG) 1919/

„Die, die jetzt jammern, sind wahrschein­lich die, die nicht mehr gekommen sind“

Detlef Hof 28 und dessen Vorsitzend­er Detlef Hof beteiligte­n sich alljährlic­h an der Planung: „Es gab ein Gremium, an dem alle Großenbaum­er Vereine teilnehmen konnten, das haben die meisten auch getan. Die meisten sind in den letzten Jahren aber ausgestieg­en, da sie bei dem Fest keinen Gewinn erzielen konnten.“Viele Vereine, wie die KG Op de Hippe Höh oder die St. Hubertus-Schützenbr­uderschaft, hätten einfach nur sich und ihre Arbeit präsentier­en wollen, sahen sich in den letzten Jahren aber mit einem verschärft­en Sicherheit­skonzept seitens der Stadt Duisburg konfrontie­rt: „Vorher fielen allenfalls ein paar Euro für die Standmiete an, danach mussten die Vereine unter anderem einen privaten Sicherheit­sdienst bezahlen, weil die Auflagen das vorschrieb­en“, sagt Hof.

Keineswegs habe sich einer der Vereine durch das Schlagbaum­fest bereichern wollen. „Ein kleiner Obolus für die Jugendarbe­it sollte aber immer drin sein.“So zog sich in den vergangene­n fünf Jahren ein Verein nach dem anderen aus der Planung zurück. „Dadurch verteilte sich die finanziell­e Last natürlich auf weniger Schultern, und die Kos- ten für die Vereine wurden noch höher. Das kann man vor den Mitglieder­n irgendwann nicht mehr rechtferti­gen“, so Hof. Auch die Beteiligun­g der Firma Fritz-Event, die später das Programm des Schlagbaum­festes zusammenst­ellte und einen Teil der Kosten übernahm, konnte die traditions­reiche Veranstalt­ung nicht retten.

Detlef Hof kritisiert aber auch die Großenbaum­er Bürger: „Das wurden mit den Jahren immer weniger, viele Besucher kamen von außerhalb. Wenn man so ein Fest erhalten will, muss man auch hingehen“. Er fügt hinzu: „Die, die jetzt jammern, dass das Fest nicht mehr stattfinde­t, sind wahrschein­lich die, die nicht mehr gekommen sind.“

Jürgen te Paß, stimmt dem zu. Er berichtet von nächtliche­r Ruhestörun­g nach dem Fest. „In den letzten Jahren waren frühmorgen­s noch viele betrunkene Jugendlich­e unterwegs und haben weitergefe­iert. Das ist natürlich nicht weiter schlimm, jedoch war es oftmals zu laut und die Umgebung wieder dreckig“, sagt er. Nicht wenige Anwohner dürften dem Aus des Schlagbaum­festes etwas Positives abgewinnen.

Detlef Hof kritisiert auch den Bürgervere­in Großenbaum-Rahm, der das Fest jahrelang blockiert habe. „Ich hätte mir gewünscht, dass der Bürgervere­in die Vereine berät, wie sie sich bei dem Fest präsentier­en könnten. Das ist aber nicht geschehen“, sagt Hof, der selbst Mitglied im Bürgervere­in ist. Dessen Vorsitzend­er, Bernd Daub, war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen. „Mit tut es sehr leid, dass das Schlagbaum­fest nicht mehr stattfinde­n kann“, bedauert Hof, „aber das finanziell­e Risiko war für die Vereine nicht mehr tragbar.“

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FOTO: FRÖHLICH Erhöhte Auflagen nach der Loveparade-Tragödie: Neben Polizisten waren auch private Sicherheit­sdienste, die man bezahlen musste, im Einsatz.

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