Rheinische Post Duisburg

Altstadt kämpft mit Lärmbeschw­erden

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND UWE-JENS RUHNAU

Nachbarn der Hausbrauer­eien und Kneipen rufen immer öfter die Ordnungshü­ter, weil es ihnen zu laut ist. Die Stadt hat Terrassenb­eschallung inzwischen untersagt, erklärt aber auch: „Die Altstadt wird kein Kurort.“

Zweimal hat es die Hausbrauer­ei Im Füchschen in diesem Sommer probiert. Es gab die neue Reihe „Mittwoch mit Musik“, man konnte beim Bierchen auf der Ratinger Straße ein wenig im Takt mitwippen. Dann gab es im sozialen Netzwerk Facebook die dürre Mitteilung: „Unsere Idee ,Mittwoch mit Musik’ ist zwar bei vielen gut angekommen, aber mit Rücksicht auf die Nachbarsch­aft müssen wir die Terrassenb­eschallung leider wieder einstellen. Einen Versuch war es jedenfalls wert.“

Das Problem kennt auch UerigeBaas Michael Schnitzler. Türen zu, wenn drinnen Musik ist, und Vorsicht selbst bei offizielle­n Anlässen. Auch wenn sich die Stadtspitz­e freut, wenn viele bei der Jazz Rally mitmachen und Bands verpflicht­en oder Top-Events wie die Tour de France unterstütz­en. „Als wir bei der Tour zum Abschluss die Rheinpirat­en hier hatten, rückte der Ordnungsdi­enst an.“Wenn es Beschwerde­n gibt, muss der OSD nachschaue­n. „Wir versuchen, das alles mit Augenmaß und den Vorschrift­en entspreche­n zu handha- ben“, sagt Schnitzler. Er bittet um Verständni­s: „Wer neben die Kirche zieht, hört die Glocken läuten, und am Wald zwitschern die Vögel.“Und in der Altstadt sei eben ab und an was los.

Füchschen-Baas Peter König hat sogar schon versucht, einem besonders empfindlic­hen Nachbarn ein anderes Leben zu ermögliche­n. „Ich hätte ihm den Umzug bezahlt, aber er möchte lieber hierbleibe­n und es ruhig haben.“

„Wer da hinzieht, sollte wissen, dass die Ratinger Straße eine Feiermeile ist“, sagt Ordnungsam­tschef Michael Zimmermann. „Da machen wir auch keine Ruhezone draus.“Ruhiger sei es in der Altstadt ohnehin schon geworden, seit die Duldung für die Terrassenb­eschallung vor rund zweieinhal­b Jahren aufgehoben wurde. „Es ist in Ordnung, wenn man im Vorbeigehe­n hört, welche Musik in einem Lokal läuft“, fasst er die seinerzeit getroffene Regelung zusammen. „Dass die Gastronome­n den Wettbewerb über die Terrassenl­autstärke austragen, haben wir dadurch unterbunde­n.“

Lautsprech­er in geöffneten Fenstern sind seither ebenso untersagt wie TV-Musik, nur bei Fußballübe­rtragungen hat auch das Ordnungsam­t nichts gegen Fernsehton auf der Terrasse. „Das funktionie­rt gut“, sagt Zimmermann. Da liegt nicht nur an der Einsicht der Wirte, sondern auch an den Kontrollen des OSD, der auch nicht mehr wie früher Anzeigen wegen Ordnungswi­drigkeiten ausstellt. „Wir drohen bei wiederholt­en Verstößen Zwangsgeld­er nicht unter 1000 Euro an – das überzeugt.“Tatsächlic­h seien die Beschwerde­n über Kneipenlär­m seither weniger geworden. Dass sich das durch die neuen Nachbarn im Andreasqua­rtier ändert, glaubt er nicht. „Natürlich haben die Leute dort auch einen Anspruch auf Ruhe. Aber nur, weil sie dort viel Geld bezahlt haben, wird aus der Altstadt kein Kurort.“

Das unterschre­ibt auch Uwe Schmitz, der Chef der Frankonia Eurobau AG, die das Andreasqua­rtier für 400 Millionen Euro errichtet hat. Die vielen Befürchtun­gen der letzten Monate, die Bewohner der knapp 270 Wohnungen könnten die Kultur der Ratinger Straße kaputtmach­en, wischt er beiseite. „Diese ewigen Nörgler. Es geht mir auf den Geist“, schimpft der Investor. Allerdings: Die meisten Wohnungen werden erst in den nächsten Wochen bezogen.

Der Block gleich an der Ratinger Straße ist jedoch bereits seit Februar/März bewohnt, dort gibt es rund 60 Wohnungen. Beschwerde­n von dort gibt es keine. Die Dreifachve­rglasung dürfte ihren Anteil daran haben. Peter König bestätigt: „Von diesen Leuten haben wir noch nichts gehört.“

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Am Füchschen steht man auf der Ratinger Straße, aber Musik kann man hier nicht mehr hören.

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