Mit 16 Jahren: Ulrike Meyfarth gewinnt Gold
Drei Sportlerinnen waren am Abend des 4. September 1972 noch im Wettbewerb: die Österreicherin Ilona Gusenbauer, die seit Jahren als eine der besten Hochspringerinnen der Welt galt. Die Bulgarin Jordanka Blagoewa, die im selben Jahr die Leichtathletik-Halleneuropameisterschaften gewonnen hatte. Und eine unbekannte 16-Jährige aus Wesseling bei Köln: Ulrike Meyfarth. In der letzten Runde des Hochsprung-Wettbewerbs der Olympischen Spiele in München schafften alle drei Finalistinnen die 1,88 Meter. Dann scheiterten beide Favoritinnen an der 1,90 – Meyfarth schaffte die Höhe im zweiten Sprung und war Olympia-Siegerin. Mit der sicheren Goldmedaille im Rücken ließ sie die Latte ein weiteres Mal auflegen. Sie schaffte auch die 1,92: Weltrekord. Das junge Mädchen mit dem strahlenden Lachen war auf einen Schlag berühmt. Deutschland feierte Meyfarth als Wunderkind. Sie selbst hat die Jahre danach weniger wundervoll in Erinnerung. Vom plötzlichen Ruhm überfordert geriet sie in eine Krise. 1976 erreichte sie bei den Olympischen Spielen in Montreal die Endrunde nicht, 1980 konnte sie wegen des Olympia-Boykotts nicht teilnehmen. Zwölf Jahre dauerte es, bis Meyfarth ein weiteres Mal ganz oben auf dem Podest stand: 1984 gewann sie Gold bei den Olympischen Spielen in Los Angeles. Die Zeit dazwischen bezeichnet sie selbst in ihrer Biographie als „zwölf einsame Sommer“.