Die Sprache geht, der Gesang bleibt
Im Malteserstift St. Johannes in Homberg hat sich ein Chor mit Hochbetagten zusammengefunden. Ein erstes Konzert haben sie bereits gegeben.
HOMBERG Es ist schon ein ungewöhnlicher A-Cappella-Chor, der sich jetzt im Altenheim Malteserstift gebildet hat, womöglich der mit den ältesten Mitgliedern im Stadtgebiet. Denn die Sänger und Sängerinnen sind zwischen 80 und 95 Jahre alt, der Chor setzt sich aus Bewohnern des Seniorenheims und Mietern des betreuten Wohnens und Sängerinnen aus der Kirchengemeinde zusammen. Angefangen hatte alles über den Singkreis, den Marion Langenfurth vom Sozialen Dienst des Altenheims zusammen mit ihrer Kollegin Julia Bah wöchentlich betreut.
„Beim Singen kommen den Bewohnern Erinnerungen an eine Zeit, in der sie sich kräftig und kompetent gefühlt haben“, sagt Marion Langenfurth. „Und sehr viele haben früher schon in einem Chor gesungen.“Bei einer Aphasie, also einem teilweisen Sprachverlust nach einem Schlaganfall, könnten die Sänger manchmal besser singen als sprechen. „Vieles, wie das Volksliedergut, ist im Langzeitgedächtnis dauerhaft abrufbar“, weiß die Betreuerin.
Die Chor erfahrene Beate Röcker kam vor einigen Monaten auf die beiden zu und hatte die Idee zu einem A-Cappella-Chor-Projekt, das jetzt über die Sommermonate als „Malteser Sommerchor“einmal pro Woche zuzüglich zum Singkreis lief. Beate Röcker ist bei dem Homberger Chor „Gospel in Blue“engagiert, vertritt auch öfter mal die Leiterin Constanze Rolfink und macht selbst gerade eine Chorleiter-Ausbildung, mit dem Schwerpunkt „Singen im Alter“bei der Landesmusikakademie NRW.
„Mit viel Fingerspitzengefühl haben wir die Stücke mit unseren älteren Sängern dann erarbeitet“, erinnert sich Marion Langenfurth. Die Titel sind meist lustige Volkslieder, Kanons, oder Taizé-Stücke. Für das erste Konzert im Malteserstift haben sie extra „Summertime“von George Gershwin auf Deutsch mit den Sängern einstudiert. Und das dreistimmig: „Das ist schon eine Hausnummer“. Sicherlich – manchmal gehe auch ein Ton daneben, aber: „Das Schöne ist, dass alle mit Herzblut bei der Sache sind und sichtlich Spaß beim Singen haben. Da kann ruhig mal ein schiefer Ton entstehen. Und Singen hält ja bekanntlich fit – bis ins hohe Alter“, sagt Langenfurth, die selbst im Kleinen Chor Friemersheim im Sopran aktiv mitsingt.
Das Konzert jetzt im Malteserstift war schon mal ein Anfang und erwies sich, eingerahmt in Klavierund Saxophonstücke, direkt als ein voller Erfolg, die Zuhörer, sowohl Heimbewohner als auch viele Angehörige, waren teils sehr angerührt und positiv überrascht. „Ich weiß, dass auch andere Bewohner des Heims noch sehr gut singen können“, so Langenfurth. Die für den Singkreis zu gewinnen, liegt der Mitarbeiterin des Sozialen Dienstes am Herzen.
Und wer weiß, vielleicht wird es ein nächstes größeres Chorprojekt im Bereich 80 Plus geben wieder mit der angehenden Dirigentin Beate Röcker - zumindest wäre es wieder ein Projekt für den nächsten Sommer.