Siedlung mit Bergmanns-Geschichte
Am Sonntag, 10. September, ist Tag des offenen Denkmals. Im Duisburger Westen lädt die Rheinpreußensiedlung ein. Das ist nicht nur für Auswärtige eine gute Gelegenheit, Lokalgeschichte zu erleben.
HOMBERG Das Phänomen ist bekannt: Im Urlaub dreht man jeden Stein um, aber vor der eigenen Haustür wird Geschichtsträchtiges oft nur dann gewürdigt, wenn sich Besuch angesagt hat. Das geht auch anders. Am kommenden Sonntag, 10. September, gibt es einen idealen Anlass, der heimischen Historie zu begegnen. Es ist wieder Tag des offenen Denkmals. Kleine gelbe Fähn-
Silvia Potrafke chen markieren auf der Internetseite der Veranstaltung die vielen sehenswerten Orte. Im Duisburger Westen steckt allerdings nur eine einzige Landmarke – und zwar mitten in Homberg-Hochheide. Die Rheinpreußensiedlung lädt von 15 bis 18 Uhr zur Besichtigung ein.
Wer hier lebt, der kennt die ehemalige Bergarbeitersiedlung natürlich. Zumindest vom Hörensagen oder Vorbeifahren. Aber beim Tag des offenen Denkmals gibt es die Möglichkeit, viel mehr zu entdecken als beim Spaziergang über die Straßen. Die Besichtigung beginnt im früheren Milchladen, der heute als „Rheinpreußenhaus“Treffpunkt für die Siedler ist.
„Hier werden wir am Sonntag unsere Führungen starten“, sagt Silivia Potrafke, Geschäftsführerin der Wohnungsgenossenschaft. Eine kleine Bilderschau an den Wänden stimmt auf den Rundgang ein. Zu sehen sind unter anderem alte Fotos – von Bergmannsfrauen in Kleid und Schürze vor der Haustür, von den Schweinen, die zur Selbstversorgung im Stall hinter dem Haus gehalten wurden und natürlich von der Bürgerinitiative, die sich in den 80er Jahren zur Erhaltung der heute denkmalgeschützen Siedlung gründete.
Gemeinsam mit Achim Baumeister und Annika Weber wird Silvia Potrafke die Gäste in kleinen Gruppen durch die Straßen führen und Station in einem der Gärten machen, die für den grünen Charakter der Rheinpreußensiedlung stehen. Denn um die begehrten Bergleute damals in die Region zu locken, wurden keine billigen Arbeitskasernen, sondern durchaus solide Wohnhäuser mit eigenem Grün angeboten.
Beliebt sind die meist knapp 70 Quadratmeter großen zweigeschossigen Wohnungen auch heute noch. „Wir haben eine Wartezeit von fünf bis sieben Jahren“, sagt die Geschäftsführerin der Genossenschaft. Im Schnitt gibt es nur alle zehn Jahre einen Mieterwechsel in den 403 Wohneinheiten. Oft, so Silvia Potrafke, wollen die Kinder der Anwohner hier eine eigene Bleibe, wenn sie erwachsen sind. Einmal Rheinpreußensiedlung, immer Rheinpreußensiedlung.
Mit einem Hungerstreik hatten die Bürger damals dafür gekämpft, dass der geschichtsträchtige Ort nicht komplett vernichtet wird. 1200 der insgesamt 1800 Wohnungen wurden beim Zechensterben in den 70er Jahren abgerissen. Der Rest ist Geschichte – und kann am Samstag begutachtet werden.
„Wir haben eine Wartezeit
von fünf bis sieben Jahren“
Wohungsgenossenschaft