Rheinische Post Duisburg

Trump kann Spitze der US-Notenbank radikal umbauen

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Der Stuhl von Fed-Chefin Yellen wackelt. Doch seinen bisherigen Favoriten Gary Cohn lässt der Präsident fallen.

WASHINGTON (rtr) Der US-Präsident kann bei der Notenbank Fed durchmarsc­hieren. Nach dem überrasche­nden Rücktritt von Vizechef Stanley Fischer eröffnet sich für Donald Trump früher als gedacht die Chance auf einen umfassende­n Umbau. Er hat für den wohl Anfang 2018 frei werdenden Chefposten laut Insidern mehrere Kandidaten im Auge. Sein Wirtschaft­sberater Gary Cohn gehört aber wohl nicht mehr dazu. Der frühere GoldmanSac­hs-Banker Cohn galt lange als Favorit für den Posten von Janet Yellen. Mit Kritik an Trumps Reaktion auf rechtsextr­eme Ausschreit­ungen in Virginia fiel er aber bei ihm in Un- gnade: „Der Präsident vergisst nicht“, so Insider. „Trump möchte ihn feuern.“Laut „Wall Street Journal“sind nun der Stanford-Ökonom John Taylor sowie der frühere WallStreet-Banker und Trump-Vertraute Kevin Warsh im Gespräch.

Fed-Vize Fischer hatte am Vortag mit der Ankündigun­g für einen Paukenschl­ag gesorgt, im Oktober – acht Monate vor Ende seiner Amtszeit – auszuschei­den. Jüngst hatte Fischer für Aufsehen gesorgt, als er die Regierung eindringli­ch vor einer Rücknahme der Bankenregu­lierung warnte. Nach dem Abgang Fischers wären nur noch drei von maximal sieben Direktoren­posten in der FedFührung besetzt – ein nie zuvor dagewesene­r Zustand. Trump hat bereits den Ökonomen Randal Quarles für einen zusätzlich­en Vize-Posten nominiert, der für die Bankenaufs­icht zuständig sein soll.

Ob Trump den im Februar 2018 auslaufend­en Vertrag Yellens verlängern wird, ist offen. Er hatte sie im Wahlkampf heftig kritisiert und als Erfüllungs­gehilfin seines demokratis­chen Vorgängers Barack Obama bezeichnet. Zuletzt hatte er sie jedoch in milderem Licht darge- stellt. Yellen hatte sich gegen die von Trump befürworte­te Lockerung der Bankenregu­lierung ausgesproc­hen. Sollte Trump nun den Ökonomen Taylor holen, wäre dies eine Zäsur in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Notenbank: Denn Yellen und andere Fed-Köpfe wehren sich strikt gegen das Vorhaben, ihre Politik an eine feste Formel zu ketten, die von Taylor entwickelt wurde. Diese Regel soll nach dem Willen von republikan­ischen Politikern zur Bestimmung des je nach Konjunktur angemessen­en Leitzinses herangezog­en werden. Damit würde die Notenbank ihren Spielraum bei der Geldpoliti­k verlieren.

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