Nicht alle Motive werden restauriert
Seit gestern arbeiten Künstler wieder an der höchsten Sandburg der Welt, nachdem Unbekannte das Bauwerk zum Teil zerstört hatten. Dem Sicherheitsdienst macht Schauinsland-Reisen keine Vorwürfe.
Auf den ersten Blick ist mit der Rekordsandburg, die noch bis zum 24. September auf dem Steinhallenplatz im Landschaftspark stehen wird, alles in Ordnung. Doch der Schein trügt: Auf der Rückseite des Sandbauwerkes sind seit gestern Morgen Sandkünstler im Einsatz, die die Burg restaurieren müssen. Unbekannte waren in der Nacht zu Sonntag auf die Sandburg geklettert und hatten das Bauwerk beschädigt (wir berichteten).
„Anhand der Fußabdrücke gehen wir davon aus, dass es mindestens drei Leute gewesen sind, die die Burg zerstört haben“, sagt Michael Jacobi, Leiter der Unternehmenskommunikation von Schausinsland-Reisen. Die Übeltäter seien rund zehn Meter hoch geklettert und hätten dabei unter anderem das Logo des Reiseunternehmens beschädigt, ergänzt Benno Lindel, künstlerischer Leiter des 16,68 Meter hohen Sandgebildes. Schnell einigten sich die Künstler und Schauinsland-Reisen darauf, das Bauwerk zu restaurieren, anstatt es bei den Schäden zu belassen.
Laut Jacobi ist damit allerdings deutlicher Mehraufwand verbunden: „Viele Stunden warten nun auf das Team bis die Sandburg wieder einigermaßen so aussieht wie vor dem Vorfall.“Er rechnet damit, dass die Arbeiten mindestens bis Mitte der Woche andauern.
Dafür kommt ein weiteres Mal eine Hebebühne zum Einsatz, damit auch die höher gelegenen Bauabschnitte repariert werden können. Zudem hat das Reiseunternehmen weitere Übernachtungen der internationalen Künstlertruppe in Duisburg organisiert.
Leider könnten nicht alle Teile der Sandburg wiederhergestellt werden, berichtet Jacobi. Es sei nicht möglich, neue Körper aus Sand zu formen, da dafür eine Holzverschalung notwendig wäre. „Die Künstler werden in den kommenden Tagen Relief- und Schnitzarbeiten vornehmen“, sagt der Leiter der Unternehmenskommunikation.
Dem Sicherheitsdienst macht Schausinsland keine Vorwürfe. „Die Sandburg hat einen Umfang von 100 Metern, da ist es schwer, alles zu überblicken“, sagt Jacobi. „Zudem hat die Aktion wahrscheinlich nur 20 oder 30 Sekunden gedauert.“So schnell könne kein Mensch ein solches Verhalten verhindern. Für Lindel ist es allerdings unverständlich, dass die Security von den Zerstörungen in der Nacht nichts mitbekommen hat. Erst die Frühschicht am nächsten Morgen um 9 Uhr hatte die Schäden registriert.
Für die Bewachung der Sandburg habe Schauinsland-Reisen einen Dienstleiter gebucht, der auch vom Landschaftspark Aufträge erhält, berichtet Claudia Kalinowski, Mitarbeiterin für die Öffentlichkeitsarbeit beim Industriepark. Das Reiseunternehmen sei in Eigenregie dafür zuständig gewesen, die Anzahl der Sicherheitsleute zu bestimmen. Der Dienstleister habe allerdings Vorschläge dazu gemacht. „Für die Nachtbewachung ist lediglich eine Person zugeteilt gewesen, die auf keinen Fall 360 Grad im Blick haben kann“, sagt Kalinowski. Was bleibt, ist also die Frage, ob der Vorfall mit mehr Personal hätte verhindert werden können.
Jacobi gibt an, dass die Aktion nicht nur traurig und unverständlich, sondern für die Vandalen auch lebensgefährlich gewesen sei. Der Sand sei sehr kompakt und ähnele eher einem harten Material wie Stein. „Wenn man stolpert oder abrutscht, kann man schnell das Bewusstsein verlieren oder unter mehreren Tonnen Sand begraben werden.“Auf eine Anzeige verzichtet das Reiseunternehmen. Es bestehe lediglich eine geringe Chance, die Täter ausfindig zu machen, da sie außer Fußpuren keine Gegenstände in der Nähe des Bauwerkes zurückgelassen hätten.
Der Vorfall lockt viele Schaulustige in den Landschaftspark. Ein Besucher ist mit seinen beiden Töchtern extra aus den Niederlanden nach Duisburg gereist, um sich den Landschaftspark anzuschauen. Erst als sie um die Sandburg herum gelaufen sind, haben sie die eingefallenen Stellen und das große Medienaufkommen bemerkt. Die Mädchen äußerte sich traurig darüber, dass die kleinen Häuser an der Burg eingetreten worden sind. Auch der Vater gab sich angesichts der Zerstörungen entsetzt.
Anwohnerin Ruth Kowalsky ist enttäuscht, dass die Vandalen das Kunstwerk vor ihrer Haustür beschädigt haben. Sie hat den Aufbau der Burg von Anfang an verfolgt und ist mit ihrem Ehepartner jeden zweiten Tag vor Ort. „Mein Mann ist eigentlich ein Kunstbanause, aber die Sandburg fand er toll“, sagt Kowalsky.